Ulrich Tukur & Die Rhythmus Boys könnten auf einer ähnlichen Welle wie Herr Alsmann liegen - zumindest was ich dem Hörensagen entnehme. Mich davon zu überzeugen hatte ich bislang nicht die Gelegenheit.
Wohl aber habe ich mich inzwischen mit Alsmann´s "Engel oder Teufel" zu versorgen gewusst - das Gebotene machte mir zumindest beim ersten Anhören mehrheitlich Pläsier. Ob sich daraus eine tiefere Bindung ans Werk ergibt, bleibt freilich noch abzuwarten. Endgültige Bewertungen über Tonträger gebe ich in der Regel erst dann ab, wenn ich sie mir mehrmals und idealerweise in verschiedenen Gemütsverfassungen zugeführt habe. Immerhin, bis jetzt ist der - vorläufige - Befund recht wohlwollend.
Franz,der Name Corry Brokken ist mir schon mal begegnet, doch war die Dame "vor meiner Zeit" und mit Beginn derselben nicht mehr aktuell. Meine Nummer 1, die Mathieu (Chanson, nicht Schlager!) hat zwar Mitte der 60er begonnen (also wohl die Zeit, in der Erstere wohl bekannt war), aber relativ bewusst nahm ich das Musikbusiness erst mit den 70er-Jahren wahr (und da noch äußerst naiv).
"Die Überzeugung, dass es nur eine Wahrheit gibt und man selbst in ihrem Besitz ist, ist die tiefste Wurzel allen Übels der Welt." (Max Born)
Schade, dass du zu jung für Frau Brokken bist. Aber gerade dann könnte es interessant sein, sich ohne Vorkenntnisse aus der naiven Wahrnehmungszeit ganz neu mit ihrem Werk zu befassen. Ich habe gelesen, dass sie sich um den (bzw. das? die scheint mir falsch) Chanson verdient gemacht hat.
Be who you are and say what you feel because those who mind don't matter and those who matter don't mind.
Ach, Titel wie dieser tragen nicht dazu bei, mein zwiespältiges Verhältnis zu Herrn Raabe aufzulösen. Ich verehre sein Orchester, seine Arrangeure, seine kompetente Programmauswahl - vermutlich machen das alles andere für ihn - und sogar seine stimmlichen Fähigkeiten.
Aber seine Singeweise geht mir auf den Geist, nicht grundsätzlich, sondern dann, wenn sie aufgrund übertriebener Effekthascherei im Kontrast zum Songmaterial steht. Zwei Beispiele:
Who's Afraid of the Big Bad Wolf Hier passt es durchaus, dass er schnarrt und sein Gesicht ein übertrieben offenes Buch ist, das man sogar auf den hinteren Rängen noch lesen kann.
Ich brech' die Herzen der stolzesten Frau'n Hier verunglimpft es das Songmaterial und zieht es ins Seichte. Wenn er nur lernen würde, sich ein bisschen besser abzustimmen und keine Scheu hätte, manch alten Schlager, der nur entspannt und nicht humoristisch gemeint ist, würdiger zu interpretieren, ohne diese Maske der "ironischen Brechung", als müsste er sich davon eigentlich distanzieren.
Versteht man, was ich sagen wollte? Ich bin nicht sicher. Aber ich glaube, wenn er das besser lernt, wird er für viele noch besser genießbar als (in Teilen) ernstzunehmender Künstler. Ich kann nicht von ihm lassen, auch wenn er mich regelmäßig stört. So ist das.
Be who you are and say what you feel because those who mind don't matter and those who matter don't mind.
Oh meine sehr geehrten Damen und freilich auch Herren, es ist in der Tat eine Zwiespältigkeit im Werk des Herrn Raabe zu beobachten: Mitunter scheint er selbst nicht recht zu wissen, ob er sich des Materials (wie so oft) durch die Spötter-Brille annehmen solle oder mit Ernst zu Werke gehen solle. Je nun, die schläfrig-ironische Distanziertheit ist - musikalisch gesehen - eine Grundeigenschaft und Konstante des Raabe´schen Kosmos, ebenso wie das oft zur Schau gestellte blasiert-stoische Gebaren im Vortrag. Freilich mag man diese Stilmittel nicht in allen Fällen goutieren. Ich persönlich habe deshalb ebenfalls regelmäßig Probleme mit seinen Darbietungen, meines Dafürhaltens verfaellt er öfter als es nöthig wäre, in die für ihn typischen Manierismen. Dies macht naturgemäß manches aus seinem Schaffen für mich eher unbekömmlich, da sich recht schnell eine gewisse Übersättigung einstellen will. Andere Hörer wiederum schätzen eben genau diese für ihn typische Herangehensweise ans musikalische Ausgangsmaterial. Dies freilich scheidet die Geister. Meine Kenntnis des Werks von Max Raaabe und seinem Palastorchester beschränkt sich daher auf einen Sampler, welchen ich mir überdies kaum je - und wenn, dann nur in Auszügen - einführe. In kleinen und kleinsten Portionen verabreicht beziehungsweise zugeführt, vermag Raabe durchaus hin und wieder zu erquicken, aber - wie bei so vielen anderen Dingen: die Dosis macht das Gift. Sehr verehrte Damen und Herren, machen Sie die Probe aufs Exempel und entscheiden Sie daraufhin nach eigenem Ermessen.
Ich für meinen Theil kann vermelden, mir zuletzt - und über mehrere Hoer-Sitzungen aufgetheilt - folgendes Album in die Gehörgänge getraeufelt zu haben:
Dies Zwiefach-Kompakt-Disk-Set gewährt mit seinen rund funfzig Titeln - mehrheitlich Standards des Great American Songbook - einen recht guten Einblick in das Schaffen von Frau London.
Zitat von Holger SchnablGuten Tag! Ulrich Tukur & Die Rhythmus Boys könnten auf einer ähnlichen Welle wie Herr Alsmann liegen - zumindest was ich dem Hörensagen entnehme. Mich davon zu überzeugen hatte ich bislang nicht die Gelegenheit.
Auf Anraten habe ich mir einige einschlägige Hörbeispiele genehmigt, und muss zu dem Schluss kommen, dass sie stilistisch auf einer Ebene mit dem Alsmannschen Repertoire liegen, aber rein handwerklich Welten dazwischen liegen. Ganz zu schweigen vom künstlerischen Aspekt. Nein, das ist für mich eine weit größere Qual, als sich Max Raabe anzutun. An die Stimme des Sängers (vermutlich Herr Tukur?) kann ich mich wahrscheinlich im Leben nicht gewöhnen, an die Arrangierkunst des Herrn Alsmann kommt naturgemäß keiner ran und die Band wirkt vergleichsweise uninspiriert und schläfrig.
Wenn es nichts anderes gäbe, um diese Lieder in neuem Glanz zu erleben, dann würde ich zu Tukur greifen. Aber nachdem Alsmann und Raabe immer noch vital und produktiv sind, sehe ich keinen Anlass.
Holger, falls Dir das Engel-oder-Teufel-Album Freude bereitet, empfehle ich, als nächstes auf jeden Fall zu Tabu! zu greifen.
Be who you are and say what you feel because those who mind don't matter and those who matter don't mind.
Ich habe mir seynerzeit "Rock n Roll" Jesus gekauft, nicht zuletzt, wie Sie sich freylich denken mögen, "All Summer Long" wegen. Allerdings sind die anderen Songs des Albums großtheils ebenfalls sehr gut - ja sogar ausgesprochen erquickend. Zunächst hielt ich Kid Rock seynes Rufes wegen eher für einen wenig talentierten Krawall-Rocker und zeitweiliges drittes Anhängsel einer Dame, welche seynerzeit in den Medien omnipräsent war - "Rock n Roll Jesus" belehrte mich da eindrucksvoll eines besseren.
Über die Person Kid Rock weiß ich wenig bis gar nichts, seyne Musik allerdings kommt mir sehr zustatten. Das neue Album "Born Free" habe ich mir in letzter Zeit mehrmals eingeführt- in der Tat sehr melodiöser Southern-Rock mit Country-Anklängen, altmodisch handgemacht wie es sich gehört, meine Damen und Herren. Über seyne gesanglichen Qualitäten mögen sich andere streiten, ich mag die Stimme des Herrn ganz gerne. Wie seyne anderen zuvor gemachten Platten einherthun, kann ich in Ermangelung Besitzes nicht sagen, die zwo oben erwaehnten Tontraeger kann ich allerdings ruhigsten Gewissens weiterempfehlen - so einem an der Stil-Richtung gelegen ist. Sehr geehrte Damen und Herren, laufen Sie, laufen Sie rasch - zumindestens zum Probehören!
Wenn Sie erlauben, nehme ich mir abschließend noch die Freyheit, bei dieser Gelegenheit - auch wenn es nicht zum Thema gehören will - Frau Charlotte Roche hochleben zu lassen. VIVA!
Pardauz, meine Damen und Herren - wie konnte ein so erquickendes Thema wie dieses, wo wir über die jeweils zuletzt uns zugeführten Tonträger zu berichten pflegten, derart ins Hintertreffen geraten? Selbst längere Zeit säumig, will ich auf diesem Wege nicht darauf verzichten, Besserung zu geloben.
Zuletzt meiner CD-Abspielapparatur anvertraut habe ich folgenden Tonträger, welcher ausgesprochen empfehlenswert für Liebhaber der traditionelleren Formen des Jazz ist:
Scott Hamilton: Tenor Shoes
Eine in der Tat hocherfreuliche Produktion aus dem Jahre 1993 und ein Fest für den Freund des herzhaft swingenden Jazz. Hamilton bearbeitet sein Gebläse in der Tat so, als seien alle moderneren Strömungen und Spielweisen der letzten funfzig Jahre spurlos an ihm vorübergegangen und sein Spiel läßt den Geist eines Coleman Hawkins oder auch Ben Webster auferstehen. Für diese konservative Musizierweise wurde er freilich auch schon gelegentlich kritisiert - obgleich man wohl nicht von jedem Musiker verlangen sollte, er habe gefälligst Revolutionäres zu leisten. Das Hochhalten der guten alten Swing-Tradition ist immerhin auch ein ausgesprochen wichtiges Betätigungsfeld - Godverdomme, wo käme man denn da hin, wollte man so außerordentlich erquickende Traditionen nicht weiter pflegen - da könnte man genausogut auch Beethoven und Mozart abschaffen. Nein, nein, meine sehr verehrten Damen und Herren, dem Herrn Hamilton gebührt unsere tiefempfundene Sympathie und Wertschätzung.
Das Album wurde unter Mitwirkung von Jeff Hamilton, Phil Flanigan und Dave McKenna eingespielt, welche dem Tenoristen als kongeniale Rhythmus-Knechte dienten. Sehen Sie nur, welch stattliche Anzahl von Standards (welche teils auch in schönen gesungenen Versionen des Barden vorliegen) sich auf gegenständlichem Album befindet:
I Should Care Falling In Love With Love The Shadow Of Your Smile The Nearness Of You How High The Moon Our Delight My Foolish Heart O.K.
Werte Leserinnen und Leser, ich spreche hiermit eine uneingeschränkte Empfehlung aus, hier wird ganz im Geiste der Swing-Altvorderen musiziert und dies unterstützt von der überlegenen Aufnahmetechnik heutigen Standards, welche diese Produktion schon von der Klangqualität her zu einem Ohrenschmaus macht. Alle Wetter, da geht bei manchen Titeln die Post ab, dass Sie unweigerlich aufpassen sollten, dass Ihnen nicht die Eier unverhofft aus dem Karton fallen! Ganz in diesem Sinne, wertes Publicum, wie immer ganz in diesem Sinne...
Im Zuge einer Einzel-Song-Betrachtung zu Rezensionszwecken beließ ich folgendes Album, welches ich eigentlich zur Gänze mir zuzuführen nicht die Absicht hatte, in der Abspielapparatur:
Da der letztmalige Konsum dieses Werkes schon lange Jahre zurücklag, entschied ich mich nach langem Hin und Her dazu, gegenständlichen Tonträger in einem Rutsche durchzuhören, wobei mir freilich klar war, dass es im Zuge dessen manch unerquicklichen Moment zu überdauern gelte - je nun...
Oh, meine sehr verehrten Leser und Leserinnen, meine lieben, lieben Freunde: Hätte sich der damals hochbejahrte Entertainer doch niemals zu diesem unglückseligen Duets-Projekt breitschlagen lassen! Wie sehr leidet doch die Reputation des Mannes, welcher einst The Voice war, unter diesem so wenig glanzvollen Abschluss seiner mehr als fünfig Jahre dauernden Karriere als Schallplatten aufnehmender Künstler - es ist ein Jammer, Godverdomme...
Ein wahres Swing-Feuerwerk wird auf folgendem Tonträger abgebrannt, welchen ich mir heutigentages akustisch einzuverleiben schlicht nicht umhinkam, nachdem ich bei Durchsicht meiner Sammlung jäh und unverhofft auf ihn gestoßen war:
Clark Terry, Freddie Hubbard & Dizzy Gillespie: The Alternate Blues
Aufgenommen anno 1980 zu Hollywood stellt diese Session ein Trompeten-Gipfeltreffen dar, bei welchem sich die Tradition mit der Moderne vermählt. Das Ergebnis kann nicht anders als in hohem Maße erquicklich genannt werden, meine werten Leserinnen und Leser. Die Namen Terry, Hubbard und Gillespie sprechen für sich, jedoch gesellte sich darüber hinaus auch hochgradig illustres Begleitpersonal zu diesem Trompeten-Dreigestirn - merken Sie gut auf:
Oscar Peterson bearbeitet die Klaviatur Ray Brown zupft den Kontrabass Joe Pass greift in die Saiten Bobby Durham rührt das Schlagwerk
Oh meine sehr verehrten Damen und Herren, die Sie alle aufgrund bisheriger Informationen schon Tränen in den Augen haben - holen Sie tief Luft und halten Sie an sich, wenn ich Ihnen nunmehr die Titel, welche diese All-Star-Formation einspielte, nenne:
Alternate Blues 1 Alternate Blues 2 Alternate Blues 3 Alternate Blues 4 Wrap Your Troubles In Dreams Ballad Medley: Here´s That Rainy Day - Gypsy - If I Should Lose You
Ich bin mir ganz sicher, dass Sie nunmehr nichts mehr auf den Stühlen hält, ich sehe Sie schon in Ihren wärmsten Pelz schlüpfen, sich die Gamaschen umbinden, die Fellmütze überstülpen und zur Tür hinausjagen, um ins Tonträgergeschäft Ihres Vertrauens zu eilen, sich raschestmöglich ein Exemplar dieses Tonträgers zu sichern!
Und Sie tun wahrlich gut daran, meine Damen und Herren Jazz-Freunde, denn bei diesen Aufnahmen kommt wahrhaft Freude auf - ja: man muss sogar gut aufpassen, dass einem beim Lauschen nicht vor lauter Begeisterung der sprichwörtliche Teig vom Walkbrett fällt. Jene unter Ihnen, welche das Album besitzen, mögen doch die Freundlichkeit haben, uns hierorts Ihrer persönlichen Eindrücke zum Tonträger teilhaftig werden zu lassen. Sie verzeihen, wenn ich nicht anders kann, als die Abspielapparatur jetzten erneut in Betrieb zu nehmen - achtundvierzig Minuten wunderbarster Musik harren meiner (und auch Ihrer, meine sehr verehrten Damen und Herren, wenn Sie sich sputen und eilig loslaufen).
Ich persönlich finde es ja ausgesprochen schade, dass Sie selbst, meine werten Besucher und Besucherinnen, keinerlei Musik hören - anders ist nicht zu erklären, warum hierorts Ihrerseits so wenig Beteiligung erfolgt.
Je nun, ich für meine Person als hierorts eifrig tätiges Mitglied sowie Prinzipal der Einrichtung, werde hier weiterhin hin und wieder soeben gehörte Tonträger zur Erwähnung bringen - freilich nicht eben im Sinne eines vollständigen Protokolls, sondern eben vorzugsweise dann, wenn betreffender soeben konsumierter Tonträger eine Erwähnung gerechtfertigt erscheinen lässt.
So verhält es sich etwa bei nachfolgendem Werk:
Rosemary Clooney: Do You Miss New York
Dieses anno 1993 erschienene Werk weist Rosemary Clooney einmal mehr als Grande Dame des Great American Songbook aus, aus dessen Fundus diese Produktion zu großen Teilen sich speist. In der Tat, das geht runter wie Öl, wenn Sie mir diese recht volkstümliche Bemerkung gestatten wollen. Rosemary Clooney Alterstimme ähnelt zwar kaum mehr jener der 40er, 50er - aber anders als beim Barden erscheint sie (die Stimme) uns in Würde gealtert zu sein, wirkt weit weniger zerfranst und verbraucht, eher wohlgereift und gut gelagert. Nachgerade fast unglaublich, dass Rosemary Clooney nun auch schon bald gut und gerne zehn Jahre unter der Erde liegt. Tempus fugit, wie wahr, wie wahr... oh meine Damen und Herren!
Die 1968 geborene Sängerin singt uns einige wohlbekannte Standards aus dem Great American Songbook - viele davon kennt man auch von unsterblichen Aufnahmen Sinatras her. Unterstützung erfährt sie dabei durch eine herkömmliche Rhythmus-Gruppe plus Gebläse, welches von Ehegemahl Jim Tomlinson betätigt wird. Die Stimme von Miss Kent hat nur geringen Umfang, manch einer mag sie gar spröde und dünn nennen, und man könnte ihm kaum widersprechen. Miss Kent´s äußere Erscheinung entspricht übrigens ganz ihrer Stimme, wenn es erlaubt ist, diesen Umstand nebenbei zu bemerken. Ja in der Tat, sie ist - unverblümt gesagt - sehr dürr. Gerade oder obwohl weil Miss Kent keine Stimmakrobatin wie etwa Jane Monheit ist, besitzt ihre Stimme einen sehr eigentümlichen, eben spröden Charme und hat einen hohen Wiedererkennungswert. Miss Kent werkt nun schon seit 1997 und die Verkaufszahlen, welche sie inzwischen erreicht, sind - zumal für eine Jazz-Sängerin - ausgeprochen beachtlich.
JANE MONHEIT: Come Dream With Me
Vor Jahren schon auf meiner HP rezensiert, löst dieser Tonträger auch heute noch höchst gemischte Gefühle aus, sobald er einmal in meinen Ohren zu erklingen beginnt. Die Technik von Miss Monheit ist sagenhaft zu nennen, sofern man diesem Aspekt der Darbietung höchste Priorität einzuräumen geneigt ist. Dafür ist meines Dafürhaltens nach ein persönlicher Ausdruck kaum ansatzweise verhanden. Swing-Titel - auf diesem Album leider kaum vorhanden - lasse ich mir von Miss Monheit allemal gefallen, doch die Balladen, oh Schreck. Die Sängerin protzt in jeder Phrase mit ihren technischen Fähigkeiten, führt ein Akrobaten-Stück nach dem anderen vor, wirkt dabei aber derart steril und aseptisch, dass einem auch in gut beheizten Stuben das Frösteln kommt. „Over The Rainbow“ etwa ist ein Paradebeispiel dafür, wahrhaft grausig. Alles in allem ist dieses Nachtigallen-Getriller aus meiner Sicht recht unerquicklich... ich werde wohl davon absehen, diesem Tonträger noch eine weitere Chance zu geben, sondern ihn bei passender Gelegenheit an eine Person, welche für derlei Stimmakrobatik empfänglich ist, verschenken.
SINATRA: Sinatra And Swingin´ Brass
Hierüber Ihnen viel zu erzählen, erübrigt sich freilich. Die Stärke des Albums liegt in den krachenden Big-Band-Arrangements von Neal Hefti, die Schwächen sind fallweise recht kümmerliches Liedgut sowie die Tatsache, dass Sinatra für eine Aufnahme der Früh-60er-Jahre nicht sonderlich bei Stimme ist. Zwar ist er hier immer noch so ziemlich jedem anderen Sänger der damaligen Zeit überlegen, gemessen am eigenen Standard aber nur durchschnittlich. Verwendet man dies Album als Hintergrundbedudelung, fallen genannte Umstände nicht sonderlich ins Gewicht - ein konzentriertes Zuhören allerdings wird durch erwähnte Umstände erschwert, denn sie trüben das Vergnügen in diesem Fall doch ganz beträchtlich.
THE DOORS L.A. Woman
Das letzte Studioalbum der Doors mit ihrem trinkfreudigen Frontmann Jim Morrison gilt nicht von Ungefähr als eines ihrer besten. Morrison´s von harten Getränken hier schon deutlich verbranntes Organ klingt auf diesem Album besonders bluesig, die Songs selbst - vor allem „The Changeling“ und das Titelstück - gehören zum Besten, was die Band je geschrieben hat, mit „Riders On The Storm“ findet sich zudem auch noch ein unsterblicher Klassiker der Rock-Musik im Programm. Hochgradig empfehlenswert, höchst erquicklich in jeglicher Hinsicht.
Soweit mein Bericht - schade übrigens, dass Sie, geschätzte Leserinnen und Leser, offenbar immer noch keine Musik hören, das brächte nämlich erheblich Abwechslung in diesen Thread.
Jüngst war es mir gegönnt, in einem Lichtspieltheater einen neueren Film zu sehen:
True Grit
Die Gebrüder Coen haben damit einen großartigen Neo-Western abgeliefert, alle Ehre, ich ziehe meinen Stetson. Immerhin, zehn Oscar Nominierungen. Als Anhänger des späten John Wayne habe ich freilich das Original (Der Marshall) als Kauf-VHS im Regal - dennoch komme ich nicht umhin diesem Remake den Vorzug zu geben.
Die Darsteller (Jeff Bridges, Hailee Steinfeld): aus- und eindrucksvoll Die Handlung: melodramatisch, gewürzt mit knochentrockenem Humor Die Bilder: gewaltig, monumental, erhaben Die Musik: elegisch bis aufbrausend
Oh meine Damen und Herren: Ihren extrem spärlichen Beitragen in diesem Thread zufolge weiß ich freilich, dass Sie selbst nie Musik hören, nie den Televisionsapparat einschalten und schon gar nicht ein Lichtspieltheater aufsuchen - dennoch, dennoch, dieser Film wäre es wert, Ihre diesbezüglichen Prinzipien gegebenenfalls zu überdenken.
Just hier gelangen Sie zu einem schönen Photo, just hier zu weiterführenden Informationen. Und just hier gelangen Sie gar zur offiziellen Website des Films inklusive einiger Trailer, die sich gewaschen haben (wie es mein Oheim ausdrücken würde).
Der Dietrich vermag ich nicht allzu viel abzugewinnen; die Knef mit ihrem herrlich spröden Realismus inklusive der authentischen und dabei ungemein berührenden Texte schlägt sie m.E. um Längen. "Cherche la rose" in der Interpretation Erstgenannter hingegen, u.a. auf der CD "Berlin - Hollywood" verewigt, ist ein unumstößliches Meisterwerk, dessen suchtinduzierende Melancholie wohl niemanden unberührt lassen kann - von morbider Intensität und zum Weinen schön.
Als Udo Jürgens-Freund höre ich derzeit sehr häufig sein aktuelles Album "Der ganz normale Wahnsinn", ein reifes, qualiativ hochwertiges Alterswerk, das von drei dem Massengeschmack geschuldeten Liedern einmal abgesehen hinsichtlich seiner Texte und Balladen restlos überzeugt. Geradezu genial mutet das Stück "Wenn ein Lied so wär wie du" an, ein in seiner Komplexität wie auch Virtuosität selbst mich überraschender Swing; leichtfüßig wie eine Sommerbrise, wohltuend wie ein warmer Regen nach langer Trockenheit; ein Song, der mit jedem Wiederhören neue Facetten zu Tage fördert und das Genie dieses Ausnahmekünstlers einmal mehr unter Beweis stellt.
"Die Überzeugung, dass es nur eine Wahrheit gibt und man selbst in ihrem Besitz ist, ist die tiefste Wurzel allen Übels der Welt." (Max Born)
Udo Jürgens finde ich auch großartig, "Der Ganz Normale Wahnsinn" kenne ich allerdings noch nicht. Meine letzte Anschaffung war "Einfach Ich", ein durchweg sehr gutes Album (vom "Tanz auf dem Vulkan" einmal gnädig abgesehen)...
Apropos... in diesem Video ist Udo Jürgens versteckt. Wer kann ihn finden?
Thorsten Bode
Züchtige mich, Herr, - doch mit Maßen und nicht in deinem Grimm, auf daß du mich nicht aufreibst.
Das neue Album ist um Längen besser und innovativer geraten als "Einfach ich", in dem er hin und wieder auf Altbekanntes zurückgreift und den musikalischen Tiefpunkt (gemessen an seinem Genie) "Völlig vernetzt" darbietet. Ich habe beide Alben bei AMAZON rezensiert, falls Details hierzu erwünscht sind. Die kunstvoll arrangierte Swingnummer "Wenn ein Lied so wär wie du" alleine ist die Anschaffung des Silberlings bereits wert. Überhaupt gibt es nur einen einzigen schlechten Titel ("Du bist durchschaut"), der jedoch immerhin durch den Text entschädigt. Nicht in Österreich, sondern in Amerika geboren wäre er - dessen bin ich mir sicher - längst bzgl. seiner Reputation in Sinatra-Gefilde emporgestiegen; ein Weltstar. Apropos: Vermutete Jürgens von Anfang an in der Maske des Pianisten. Danke für den Clip!
"Die Überzeugung, dass es nur eine Wahrheit gibt und man selbst in ihrem Besitz ist, ist die tiefste Wurzel allen Übels der Welt." (Max Born)
Udo Jürgens ist ganz und gar nicht mein Kaffee. Mir gefällt seine Stimme leider gar nicht und zudem wurde ich aufgrund der aus Radio und TV sattsam bekannten „üblichen Verdächtigen“ schon vor vielen Jahren immunisiert. Daher kenne ich sein Werk abseits von ein paar Allerwelts-Hits praktisch gar nicht, halte ihn aber aufgrund dessen was darüber zu lesen ich Gelegenheit hatte, für eine Art Johannes Mario Simmel des Schlagers (ob zu recht oder nicht, sei freilich dahingestellt).
Ähnliches hörte ich bereits zuhauf über Sinatra. "Wie kannst du den nur toll finden? "New York, New York" oder "Strangers in the night" sind doch nichts als bessere Schlager." Es leben die Vorurteile über Künstler, die man lediglich über ihre im Radio gedudelten massenkompatiblen Einerleihits definiert, die die auf den LP´s enthaltenen qualitativ hochwertigen (und bei weitem in der Überzahl befindlichen) Sahnestücke erst ermöglichen - gerade bei den auf Profit und Kommerz fixierten Mainstream-Plattengesellschaften. Die vorangegangene Einlassung ist somit an Ignoranz und Blindheit kaum zu überbieten. Die Stimme muss man nicht goutieren. Ein U Dass sie gerade von einem Menschen kommt, der obigen Sachverhalt zu Recht bzgl. Sinatras Werk geißelt, stimmt ebenso nachdenklich wie betrüblich.
"Die Überzeugung, dass es nur eine Wahrheit gibt und man selbst in ihrem Besitz ist, ist die tiefste Wurzel allen Übels der Welt." (Max Born)
Sehr geehrte Damen und Herren Leserinnen und Leser - Sie befinden sich in einer Kommunikationseinrichtung, welche den ENTERTAINER OF THE CENTURY (mit anderen Worten SINATRA, SINATRA und nochmals SINATRA) in ersprießlicher Weise thematisiert wissen möchte. Geschätztes Publicum: Diese Einrichtung ist in der Tat so hochgradig erquickend, so ungemein gastlich, der Wohlfühlfaktor so enorm hoch, dass es kurzum nichts Geringeres denn eine wahre Lust ist, sich hierorts aufzuhalten und sich durch die mannigfaltigen Rubriken zu bewegen! Sehen Sie sich gut und in aller Ruhe um und Sie werden - darauf mein Wort - nicht umhinkommen zu sagen: "Hier ist es schön, hier will ich bleiben."
*** Wertes Publicum: FRAU CHARLOTTE ROCHE ist eine GÖTTIN - eine WAHRE GÖTTIN ***