In der Tat meine sehr verehrten Damen und Herren: In Anbetracht dessen, was manche Prominente (allerdings leider nicht nur Prominente der C- und D-Kategorie) heutzutage via Medien über ihre Intimsphäre verkünden, wirken manche der Skandälchen um den Barden, welche seinerzeit den Blätterwald füllten, vergleichsweise harmlos. Die Zeiten haben sich gewandelt, was geblieben ist, freilich, meine Damen und Herren, ist das unstillbare Verlangen nach Neuigkeiten über Prominente - je privater, desto besser.
Zwar wird - wie Kollege F.X. angemerkt hat - ein grundsätzliches Klatschbedürfnis durch die genannten Selbstdarsteller vom Schlage Hilton und Consorten überreichlich befriedigt und man könnte meinen, die wirklichen Stars wären durch diese Ablenkungen relativ geschützt. Bis zu einem gewissen Punkt mag das sogar stimmen, aber wenn es um einen wirklichen Superstar geht, stürzt sich die Meute der Journaille alldieweil noch auf eben diesen und läßt Hilton und Consorten links liegen, mögen jene sich auch noch so sehr verbiegen. Als der Barde etwa anno neunzehnhundertundachtundneunzig in einem gesundheitlichen Zustande war, dass sein Gang über den Jordan bereits abzusehen war, kreisten sogar Presse-Hubschrauber über seinem Anwesen. Oh ja, meine Damen und Herren, oh ja.
Ein Wort vielleicht noch zu den Toupets des Barden: Auch jetzt bin ich noch der Meinung, dass es würde- und ehrenvoller ist, einen Mangel offen vor sich her zu tragen, als ihn mit lächerlich anmutenden Substituten zu kaschieren. Nichts gegen das Tragen von Toupets, meine Damen und Herren, wenn sich der Träger dadurch besser fühlen möge. Aber Sinatras Toupets waren jenseits aller Modeerscheinungen oftmals einfach grotesk und ließen ihn weitaus lächerlicher erscheinen, als es kahlköpfig je der Fall hätte seyn können - Teures Publicum: Vielleicht werden jetzt einige unter ihnen sagen: Ja, der Prinzipal hat freilich leicht reden mit dem vollen Schopf, der sein eigenes Haupt ziert und weiß nichts von den Qualen, denen ein Mann mit Haarausfall ausgesetzt ist. Meine Damen und Herren, bitte bedenken Sie stets: Diese Qualen sind nur eingebildeteter Natur und entspringen der unnötigsten Charaktereigenschaft, die ein Mensch überhaupt nur je haben kann, nämlich der Eitelkeit. Überwinden Sie die Eitelkeit, liebe Leserinnen und Leser, und die schwindende Haarpracht wird Ihnen keinerlei Probleme psychischer Natur bereiten. Ich selber bin in der Tat mit sehr dichter Kopfbehaarung gesegnet und das Personal in den Frisierstuben gerät darüber regelmäßig ins Schwärmen. Dennoch, meine Damen und Herren: Wer kann wissen, wie ich in zwanzig Jahren vor Sie hintrete? Ich werde jedoch mit meiner Platte - so sie denn kommen möge - keine Probleme haben, da mir jede Eitelkeit fehlt - denn Eitelkeit ist meiner Meinung nach unvernünftig und nichts schätze ich mehr als eben die Vernunft, welche ich bei dieser Gelegenheit wieder einmal ganz speziell hochleben lassen möchte.
ich schätze die Art und Weise deiner Beiträge ebenso wie die Kontroverse, die sie - gewollt - hie und da auszulösen pflegen. Wenn unser aller Prinzipal aber nun fordert, dass ein Individuum einer ihn (es) prägenden Charaktereigeschaft entsagen soll, die ihm nun einmal immanent ist (ob angeboren oder per Sozialisation erwerben oder beides, spielt hier eine untergeordnete Rolle), so kommt diese Forderung der Quadratur des Kreises gleich. Mehr noch: Dass Qualen in solchem Kontext nur von "eingebildeter Natur" seien, kann eigentlich nur jemand behaupten, dem jegliche Empathie fremd ist und der sich überdies auch nicht bereit zeigt, andere als die ureigenen Prägungsformen zu akzeptieren. Dieser Eintrag will so gar nicht zu den vielen vielen passen, die ich bisher von Holger las und die sehr wohl Zeugnis über Toleranz, Liberalität und Einfühlungsvermögen ablegten. Ganz und gar nicht.
Dessen ungeachtet empfinde auch ich die Mützchen des Troubadours bis auf die der letzten Jahre als überwiegend unglücklich gefertigt. Darüber können wir trefflich lästern - vor allem könnte dies auch ich, der auf diesem Gebiet nicht die geringsten Probleme hat. Dass Sinatra sich jedoch zur Anschaffung derselben entschloss ist - ich bleibe dabei - seine ureigenste Privatsache, die seinem Wohlbefinden dienen sollte, wenngleich er sich als öffentliche Person hier natürlich kritisieren lassen muss.- Holger, come back to your roots!
"Die Überzeugung, dass es nur eine Wahrheit gibt und man selbst in ihrem Besitz ist, ist die tiefste Wurzel allen Übels der Welt." (Max Born)
Ich kann wohl nachvollziehen, dass der Schwund der Haarpracht bei vielen Leuten (in der Hauptsache ist davon das männliche Geschlecht betroffen, weshalb ich im Folgenden aus dieser Perspektive schreibe) echtes Leid auslöst. Dennoch, dennoch: Diese Leiden sind eingebildeter Natur, wenn sie auch freilich subjektiv schmerzvoll erlebt werden.
Meine Damen und Herren, was meinen Sie, wie schnell sich diese eingebildete Pein relativiert, wenn die betreffende Person etwa mit der Diagnose einer lebensbedrohlichen Erkrankung konfrontiert wird. Die betroffene Person wird sich mit einiger Wahrscheinlichkeit in diesem Falle plötzlich keinen Deut mehr um ihr schwindendes Haarkleid scheren.
Auch ist die latente Sorge, auf das weibliche Geschlecht aufgrund „lichten Hauptes“ weniger anziehend zu wirken, unbegründet. Eine solche Vermutung würde in der Tat einen ganzen Geschlechtsstand beleidigen. Das Haarkleid ist nur ein Teil-Aspekt im Gesamt-Paket und sollte manchem Frauenzimmer der Kopfbewuchs des Mannes tatsächlich ein Hauptkriterium bei der Partnerwahl seyn, so mag es eines aufwändigen Balz-Rituals vermutlich gar nicht werth seyn.
In diesem Sinne spreche ich also von eingebildeten Leiden. Es ist ein Leid, dass die betreffende Person selbst erschafft, welches aber real nur existiert, wenn es die betreffende Person real werden laeßt. Oh meine sehr verehrten Damen und Herren, ich hoffe mich trotz der Knappheit meiner Erklärung halbwegs verständlich ausgedrückt zu haben, allein erlaubt mir mein gegenwärthiger Gesundheitszustand kein längeres Hämmern auf der Tastatur. In Gedanken allerdings fällt meine Antwort viel, viel umfangreicher aus und vielleicht werde ich später im Verlaufe der Zeit auch noch die Gelegenheit haben, meine ausführlichen Gedankengänge in die Tastatur fließen zu lassen, sobald das Schreiben mir keine Pein (übrigens eine reale Pein) mehr bereitet.
Ach, vorgestern (in Worten: zweitausendzehn) habe ich ein Toupet auf einem Männerhaupt gesehen, welches Sinatras Haarersatz, der nach der Technik des 20. Jahrhunderts gefertigt wurde, in einem geradezu künstlerisch wertvollen Licht erscheinen lässt. Ich wünschte, ich könnte den Eindruck mit euch teilen. Mit anderen Worten: Es hätte noch bedeutend schlimmer sein können.
Be who you are and say what you feel because those who mind don't matter and those who matter don't mind.
Nunja, jeder geht mit seinem Äußeren anders um. Die einen bleichen sich ihre kaffeevergilbten Zähne, die anderen stehen jeden Morgen eine Stunde im Bad, um sich für den Tag schön zu machen. Noch andere wiederum versuchen ihre kahlen Stellen zu kaschieren. Die meisten Menschen besitzen eine gewisse Eitalkeit und ich will mir daher nicht anmaßen, den Leuten deshalb gleich Charakterschwäche zu unterstellen. Die einen tragen Toupets, die anderen fahren Porsche, so what? Die Prioritäten sind eben grundverschieden.
Thorsten Bode
Züchtige mich, Herr, - doch mit Maßen und nicht in deinem Grimm, auf daß du mich nicht aufreibst.
Unsinn, lieber Holger. Ein Leiden, das ein Individuum quält, ist NIEMALS eingebildeter Natur, sondern für die betroffene Person nur allzu real. Allein die persönliche Positionierung macht eine derartige Empfindung aus - oder eben nicht, was Holger´s Standpunkt betrifft. Wir haben nun gelernt, dass er sich nicht grämen würde, verlöre er dereinst seine Haarpracht. Völlig in Ordnung. Ein Mensch jedoch, der darunter LEIDET, bildet sich dieses Leiden eben NICHT ein, sondern empfindet es als äußerst schmerzhaft, wie ich von einem sehr konkreten Fall innerhalb meiner Verwandtschaft zu berichten weiß. Dies infolge eigener Positionierung als "eingebildet" zu bezeichnen, empfinde ich schlichterdings als anmaßend und wird dem betroffenen Individuum alles andere als gerecht.
Letztendlich ist alles relativ. Der Prinzipal würde sich gewiss nicht derart über die Unannehmlichkeiten bzgl. des Krankenhausaufenthaltes grämen, wenn sich die ihn dorthin führenden Symptome als irreversibel und letztlich letal erwiesen hätten. Diese erschienen ihm angesichts der unheilvollen Diagnose als lächerlich im Vergleich zu dem, was ihm in diesem Fall bevorstünde.- Es gilt die alte Weisheit, die da sinngemäß wie folgt lautet: "Beurteile einen anderen Menschen erst dann, wenn du mindestens einen Tag lang in seinen Mokassins gelaufen bist." Besser kann man "Toleranz" kaum beschreiben.
"Die Überzeugung, dass es nur eine Wahrheit gibt und man selbst in ihrem Besitz ist, ist die tiefste Wurzel allen Übels der Welt." (Max Born)
Wohl gesprochen, Ulrich. Deine Aussage bezüglich der Realität von Gefühlen, ganz gleich wie unnachvollziehbar ihre Ursachen sind, teile ich vollumfänglich. Hochachtung vor der Courage, für wahre Toleranz zu plädieren. Überwiegend bin ich ganz zufrieden mit unserem Principal, nur für einen Freidenker neigt er in einigen Punkten zu sehr dazu, die subjektiven Entscheidungen mancher (namentlich des Herrn Sinatra) zu absolutieren und zu negieren.
Es sind dies Geschmacks- und Empfindungsfragen wie die Haartracht und der "objektiv betrachtet notwendige" Rücktritt nach 1973 - worüber wir auch schon ausführlich und fruchtlos diskutiert haben, Freund Holger.
Endlich Rückendeckung. Darüber wird eventuell später noch ausführlicher zu sprechen sein. Davon abgesehen würde ich immer noch und mit wachsender Begeisterung meine Hand für Holger Schnabl ins Feuer legen. Jedoch gibt es den einen oder anderen Standpunkt, der nicht ins Bild des Humanismus zu passen scheint - wenn das auch nur höchst selten der Fall zu sein scheint.
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Wie oben erwaehnt respektiere ich durchaus das Leiden jener, wenngleich es einer realen Grundlage entbehrt und letztlich selbstgeschaffen ist. Die Ursache des Leidens ist nicht der Haarausfall an sich (welcher letzlich ohne jede tiefere Bedeutung ist), sondern die Eitelkeit und Unvernunft.
Sich wegen schwindender Haarpracht zu grämen und ohne Nothwendigkeit tatsächlich zu leiden ist - wie übrigens das Comeback des Barden anno 1973 - unvernünftig. Wie die meisten von meinen Lesern und Leserinnen wissen, halte ich gerade die Vernunft für das wichtigste menschliche Gut, wenngleich sie oft genug mit Füßen getreten wird.
Der Vernünftige, meine sehr verehrten Damen und Herren, ist der wahrhaft Erleuchtete.
Wenn fallweise und mitunter Widersprüche zwischen meinen Aussagen und Überzeugungen zutage treten, so sind sie dem Umstande geschuldet, dass ich zwar die Vernunft allem voranstelle, aber selbst diesen Weg der Erleuchtung noch nicht zu Ende gegangen bin - in der Tat bin ich ein Pilger auf dem Pfade der Vernunft (=Erleuchtung), welcher sich glücklich schätzt, Tag für Tag wenigstens einen Schritt voranzukommen - Widersprüche ergeben sich somit aus meiner Unvollkommenheit, welche man mir nachsehen möge.
Wenn "Vernunft" darin besteht, persönlich nicht nachvollziehbares Leiden Anderer als "selbstgeschaffen" zu etikettieren und sich somit einer Analyse desselben wie auch das Infragestellen der eigenen Meinungshoheit, die in diesem konkreten Fall dogmatische Züge durchaus nicht entbehrt, zu verweigern und
wenn "Vernunft" sich darüber hinaus als geeignet darstellt, alternative, unabänderliche Lebensformen wie die gleichgeschlechtliche Liebe mit dem aus dem Gossenjargon entnommenen diffamierenden Schimpfwort "Schwuchteln" (an anderer Stelle durch die Feder des Prinzipals erfolgt) zu verunglimpfen, so geht ebendiese sogenannte "Vernunft" eine völlig unvereinbarende Symbiose mit der INTOLERANZ ein. "Erleuchtung" wird aus Letzterer niemals erwachsen - allenfalls wird es sich um Verblendung handeln, ohne die die Intoleranz ihr prägendste Eigenschaft verlöre.
Infolgedessen, meine Damen und Herren, sieht der Terminus "Vernunft" nun also eine die Gesellschaft in ihren Grundwerten umwälzenden NEUEN DEFINTION entgegen, da ihr eine maßgebliche Säule abhanden kam. Diese Säule heißt TOLERANZ.
Da für mich die ursprüngliche Definition nach wie vor maßgeblich ist, sie mir somit als höchst verteidigens- wie bewahrenswerte Errungenschaft der Aufklärung erscheint und ich erkennen muss, sie hier jedoch infolge der manifest erscheinenden Intoleranz in diesen Punkten nicht verteidigen zu KÖNNEN, hülle ich mich selbige betreffend von nun an in Schweigen.
"Die Überzeugung, dass es nur eine Wahrheit gibt und man selbst in ihrem Besitz ist, ist die tiefste Wurzel allen Übels der Welt." (Max Born)
Meines sehr verehrten Damen und Herren, nicht ohne Kummer ersehe ich aus obigem Eintrag, dass ausgerechnet ihrem Prinzipal Intoleranz vorgeworfen wird.
Nochmals, ich gestehe den an Haarausfall leidenden zu, tatsächlich zu leiden und nehme dieses Leiden auch ernst - bin aber gleichwohl nach wie vor der Überzeugung, dass es sich um ein selbstgeschaffenes Leid handelt. Immerhin: Es gibt viele Menschen, denen das Schwinden ihres Haupthaares keine Pein verursacht, somit also mit dem Verlust der Kopfbehaarung nicht zwingend Leid einhergehen muss. Insofern spreche ich also von einem selbstgeschaffenen Leid.
Zudem bin ich der Auffassung, das dieses Leiden am schwindenden Haarwuchs insbesondere eine Folge der Verengung der Wahrnehmung des Betroffenen ist, eine Fixierung auf ein Detail, dem dann eine unverhältnismäßig große Bedeutung eingeräumt wird. Dem Manne ist nicht damit gedient, seine Leiden zu tolerieren, nein, ihm muss tatsächlich geholfen werden. Klärende Gespräche mit Therapeuten könnten hier schon wahre Wunder wirken und den Betroffenen kurieren. Wo auch dies nicht fruchtet und der Leidensdruck zu groß ist, können freilich jederzeit künstliche Haarteile zum Einsatze gebracht werden, sofern der Betroffene dadurch eine Linderung seiner seelischen Pein erfährt. Hier aber möchte ich zu bedenken geben, dass sich dann oft der Umstand ergibt, dass der Betroffene krank vor Sorge wird, seine Mitmenschen könnten die Künstlichkeit seiner Haartracht bemerken oder erahnen. Auch kann jenem widerfahren, dass sein Bekanntenkreis das Toupet eher zum Ziel von Witzeleien macht als zuvor das kahle Haupt. Wie Sie bemerken, meine sehr verehrten Damen und Herren, handelt es sich hier um eine recht komplizierte Problematik... Die Verwendung eines Toupets ist also auch eine Maßnahme, deren Folgen nicht vollständig überschaubar sind.
Meine Damen und Herren, in der Tat habe ich in dieser Einrichtung vor mittlerweile immerhin vier Jahren den Begriff „Schwuchtel“ gebraucht - freilich ein unentschuldbarer Fauxpas, es wär eine Schande, diesen Missgriff nunmehr schön reden zu wollen. Ich bedauere diesen Fehler umso mehr, als mir nichts ferner liegt, als gleichgeschlechtliche Beziehungen nicht tolerieren zu wollen. Immerhin hat sich auf diesem Gebiet in den letzten zwanzig Jahren auch gesellschaftlich einiges verändert - an die Stelle gesellschaftlicher Ächtung trat doch weitgehende (vielleicht auch nur vordergründige?)Akzeptanz und Toleranz. In diesem Sinne, meine sehr verehrten Damen und Herren, vergeben Sie ihrem Prinzipal diesen Moment der Schwäche, als er in Folge momentaner Gedankenlosigkeit Klischees bediente, welche im selbst zutiefst zuwider sind.
Dazu könnte ich mich seitenweise leidenschaftlich ausbreiten, mir fehlt nur die Zeit. Daher bloß ein kurzer Denkanstoß:
Zitat Es gibt viele Menschen, denen das Schwinden ihres Haupthaares keine Pein verursacht, somit also mit dem Verlust der Kopfbehaarung nicht zwingend Leid einhergehen muss. Insofern spreche ich also von einem selbstgeschaffenen Leid.
Die Gesellschaft des 21. Jahrhunderts ist in der Mehrheit über diese Logik hinaus weiter entwickelt. Denn wenn man sie konsequent anwendet, spricht man unter anderem psychisch Erkrankten generell die Schuld für ihren Zustand zu, wie dies lange, nämlich bis weit ins vorige Jahrhundert, geschehen ist. Heute vertreten viele die Ansicht, dass man an den Voraussetzungen, die zur Gewichtung einer Situation (Leid oder kein Leid) nicht wirklich beteiligt ist, weil das vielfach vom psychischen Gleichgewicht des Individuums abhängt, das man nicht mittelbar beeinflussen kann. Vereinfachend gesprochen: eine Frage der Chemie, die sich in deinem Kopf abspielt. Noch sind die Zusammenhänge nicht ganz entschlüsselt oder gar beeinflussbar, und ich möchte auch den Vorwurf des Determinismus grundsätzlich von mir abweisen (ein viel zu einfaches Universalargument, sich jederzeit aus der Verantwortung zu ziehen). Jedoch in dieser Beziehung die Verantwortung für die Beurteilung von Pein dem Einzelnen aufzubürden geht mir zu weit. So hat man vor hunderten von Jahren argumentiert und damit moralische Rechtfertigung für viele fragwürdige Praktiken konstruiert.
Führen wir uns doch einmal kurz das Gegenbeispiel vor Augen, auf die Spitze getrieben, allein um die Argumentation zu verdeutlichen: Es gibt durchaus nicht wenige Menschen, denen die Zufügung bestimmter körperlicher Schmerzen (Pein) und psychischer Demütigung sexuelle Befriedigung bereitet. Das Phänomen des Masochismus ist wahrscheinlich so alt wie die Menschheit selbst. Sind nun all diejenigen, die körperliche und seelische Verletzung nicht als Befriedigung auffassen, selbst schuld dran, dass es für sie Leid bedeutet? Oder darf man so wieder einmal nicht argumentieren, weil die Masochisten weniger als 50 Prozent ausmachen und es aber im Gegensatz dazu zugelassen ist, die Verantwortung für ihre Wahrnehmung von Leid denen zuzusprechen, die mit ihrem Empfinden alleine dastehen?
Für mehr habe ich leider gerade nicht Zeit. Noch einen gemütlichen Abend.
Be who you are and say what you feel because those who mind don't matter and those who matter don't mind.
Meine sehr geehrten Damen und Herren, Sie bemerken es sicherlich: die Leidens-Debatte droht auszuufern... Möglicherweise sollten wir die unter sich lichtendem Haupthaar Leidenden einstweilen ihrem Schicksal überlassen und uns dem Thema erneut zuwenden, wenn wir selbst dereinst zu den Betroffenen gehören. Durch die Einbringung eigener (leidvoller oder eben auch nicht leidvoller) Erfahrungen gewönne die Debatte vermutlich enorm.
Sollten sich jedoch unter der Leserschaft schon jetzten Personen finden, deren Haar sich lichtet oder welche bereits kahlen Hauptes sind, so wären ihre Berichte überaus willkommen. Die bislang sich mit dem Thema befassenden Schreiber nämlich scheinen bislang von den hier erörterten Problemen verschont geblieben zu seyn, sodass wir bislang eher trocken vor uns hin theoretisiert haben - in diesem Sinne also würden Erfahrungsberichte betroffender Personen durchaus hülfreich seyn. Kurzum: Ich darf Sie, meine Damen und Herren, welche Sie kahlen oder lichten Hauptes sind, recht herzlich einladen, sich am Disput zu beteiligen. Alle ihre Beiträge zu diesem heiklen Thema sind uns hochwillkommen und werden selbstverständlich mit größtmöglicher Diskretion und Sensibilität behandelt.
Sehr geehrte Damen und Herren Leserinnen und Leser - Sie befinden sich in einer Kommunikationseinrichtung, welche den ENTERTAINER OF THE CENTURY (mit anderen Worten SINATRA, SINATRA und nochmals SINATRA) in ersprießlicher Weise thematisiert wissen möchte. Geschätztes Publicum: Diese Einrichtung ist in der Tat so hochgradig erquickend, so ungemein gastlich, der Wohlfühlfaktor so enorm hoch, dass es kurzum nichts Geringeres denn eine wahre Lust ist, sich hierorts aufzuhalten und sich durch die mannigfaltigen Rubriken zu bewegen! Sehen Sie sich gut und in aller Ruhe um und Sie werden - darauf mein Wort - nicht umhinkommen zu sagen: "Hier ist es schön, hier will ich bleiben."
*** Wertes Publicum: FRAU CHARLOTTE ROCHE ist eine GÖTTIN - eine WAHRE GÖTTIN ***