Ein Song aus der Spät-Phase des Sängers steht einmal mehr auf dem Programm, meine Lieben. „Oweh“, höre ich Sie nun ausrufen, „...alles, bloß nicht wieder einen Song aus der Periode nach 1970!“ Ich verstehe Sie nur zu gut, aber geben Sie dem Lied eine Chance, es gehört sicherlich zu den wenigen hörenswerten Arbeiten des alten Sinatra:
Send In The Clowns (Musik und Text: Stephen Sondheim)
Der Titel stammt aus der anno 1973 uraufgeführten Musical-Produktion A Little Night Music, welche seinerzeit einen großen Erfolg verzeichnen konnte und darüber hinaus diverse Theater-Auszeichnungen einfahren durfte. Der Song Send In The Clowns wurde vom Publicum besonders goutiert und dieser Umstand führte dazu, dass es inzwischen hunderte von Aufnahmen des Stückes gibt, darunter viele von sehr namhaften Interpreten von Barbra Streisand bis Bing Crosby. Sinatra bzw. seine damaligen musikalischen Berater gehörten zu den ersten, die des Potenzials des Songs gewahr wurden und so folgte schon bald die erste von Gordon Jenkins arrangierte Studio-Aufnahme Sinatras, der drei Jahre später noch eine weitere, dann im Duo mit Schnauzbart Bill Miller am Klavier folgen sollte.
Studio-Aufnahmen: 22. Juno 1973 (Reprise) 5. Februar 1976 (Reprise)
Send In The Clowns in der Orchester-Fassung ist die wahrscheinlich beste Nummer auf dem ansonsten (freundlich betrachtet) gerade einmal durchschnittlichen 1973er Comeback- Album Ol´ Blue Eyes Is Back. Der Song ist behutsam arrangiert und wird von Sinatra in Anbetracht seiner Jahre ganz gut gebracht. Einer der doch eher seltenen Fälle, in denen mir, besser gesagt UNS, meine sehr geehrten Damen und Herren, eine Post-Retirement-Aufnahme durchaus gefallen kann.
Die zweite Aufnahme des Stücks im Duo mit dem Pianisten Bill Miller aus dem Jahre 1976 ist hingegen hauptsächlich durch die subtile Piano-Begleitung interessant. In dieser sparsamsten Instrumentierung offenbart sich naturgemäß ganz besonders schonungslos, wie weit Sinatras Stimme damals von den guten alten Tagen entfernt war - ungefähr so weit wie die Erde vom Jupiter.
Sinatra singt hier auf alle Fälle bedeutend schlechter als auf der 73er-Aufnahme. Außerordentlich brüchig in den tieferen Lagen und fast weinerlich bei den höheren Tönen, stellt diese Aufnahme stimmlich alles andere als einen Höhepunkt dar. - In der Tat: Den Song an sich halte ich für (ziemlich) großartig, allein Sinatras stimmliche Verfassung ist vor allem bei der zweiten Aufnahme eine hochbetrübliche zu nennen - ein Jammer: nur selten fand der alte Sinatra einen guten Song und wenn, dann war einem kaum damit gedient, weil die desolate Stimme zumeist auch die wenigen guten Songs dieser Zeit zunichte machte... es ist ein Kreuz mit den Aufnahmen des Sängers nach 1970, ein wahres Kreuz, wie Sie freilich selbst aus eigenen Hör-Erfahrungen nur zu gut wissen.
Dennoch, meine Damen und Herren, ergeht wie immer die Einladung an alle Anwesenden, sich an einer Diskussion zum Song zu beteiligen, möglicherweise finden sich ja Personen ein, welche von Sinatras Darbietungen des Titels durchaus angetan sind. Sinatra führte das Stück nach 1973 auch fast ein Jahrzehnt lang ziemlich reglmäßig in seinem Konzert-Repertoire spazieren, vereinzelt brachte er es auch noch in den 80er-Jahren zur Aufführung. In Konzerten verabschiedete der Barde sich übrigens schon recht bald von dem Orchester-Arrangement und ging dazu über, das Lied als Duo zu darzubieten, zunächst mit Klavierbegleitung, später dann mit Gitarren-Begleitung.
Auch etliche und recht unterschiedliche Live- oder TV-Versionen der Jahre 1973-82 sind offiziell verfügbar, dieselben finden Sie auf folgenden Ton und/oder Bildträgern:
DVD Ol´ Blue Eyes Is Back CD The Jerusalem Concert (ungluckeligerweise extrem schwer erhältlicher Mitschnitt von 1975) CD/DVD-Box Sinatra Vegas (auf der DVD) CD/DVD-Box Sinatra New York (gleich drei Versionen des Titels, eine auf DVD) DVD Concert For The Americas
Los geht´s meine geschätzen Damenherren - sprinten Sie an Ihre Musik-Wiedergabe-Geräte und tauchen Sie ein in diesen für Sinatra wie maßgescheiderten Song - wenngleich er leider etwas zu spät geschrieben wurde (bezogen auf Sinatra und seine im Alter zunehmend schwindenden gesanglichen und intrpretatorischen Fähigkeiten).
Sehr geehrte Damen und Herren Leserinnen und Leser - Sie befinden sich in einer Kommunikationseinrichtung, welche den ENTERTAINER OF THE CENTURY (mit anderen Worten SINATRA, SINATRA und nochmals SINATRA) in ersprießlicher Weise thematisiert wissen möchte. Geschätztes Publicum: Diese Einrichtung ist in der Tat so hochgradig erquickend, so ungemein gastlich, der Wohlfühlfaktor so enorm hoch, dass es kurzum nichts Geringeres denn eine wahre Lust ist, sich hierorts aufzuhalten und sich durch die mannigfaltigen Rubriken zu bewegen! Sehen Sie sich gut und in aller Ruhe um und Sie werden - darauf mein Wort - nicht umhinkommen zu sagen: "Hier ist es schön, hier will ich bleiben."
*** Wertes Publicum: FRAU CHARLOTTE ROCHE ist eine GÖTTIN - eine WAHRE GÖTTIN ***