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 SINATRA - DIE SONGS
Holger Schnabl
Prinzipal & Melancholiker


Beiträge: 1.635

17.06.2012 17:17
Witchcraft (Capitol 1957, Reprise 1963, Capitol 1993) Zitat · Antworten

Guten Tag!

Hochgeehrte Leserin, geschätzter Leser: Einer der ganz großen, wahren Klassiker aus Sinatra´s Schaffen soll nun den Ausgangspunkt für eine alles bisherige in den Schatten stellende Diskussion bilden - ein Lied, welches Sinatra mehrfach im Studio aufnahm und (vor allem in den letzten Jahren seiner Laufbahn) unzählige Male auch live zu Gehör gebracht hat:

Witchcraft
(Text und Musik: Carolyn Leigh/Cy Coleman)

Der Titel war ursprünglich eine Instrumental-Nummer, zu der Carolyn Leigh einige Zeit später einen einfachen, aber dennoch wunderbaren und geistvollen Text schrieb. Das Autorengespann ist dem Sinatra-Begeisterten nicht unbekannt, einige Lieder von Coleman/Leigh fanden Eingang ins Repertoire des Sängers, am bekanntesten dürfte wohl The Best Is Yet To Come sein.

Sinatra nahm sich des Songs zunächst während seiner Capitol-Zeit an, genau gesagt am 20. Mai des Jahres 1957 zu Hollywood. Der von Großmeister Nelson Riddle in ganz typischer Manier arrangierte Titel wurde als Single veröffentlicht, ohne aber sich in den Charts sonderlich gut behaupten zu können. Das Lied verblieb dennoch in des Barden Programm und wurde von ihm in den 50er- und 60er-Jahren mehrfach in Fernsehshows gesungen, u.a. in der Show Welcome Home Elvis, dorten mit dem King persönlich im Duett dargeboten. Auch in Sinatras Konzerten war der Titel regelmäßig zu hören, anläßlich seiner letzten Konzertreisen in den 90ern sogar als fixer Bestandteil des Repertoires.

Am 30. Avril des Jahres 1963 - Sinatra wirkte inzwischen für das von ihm gegründetet Label Reprise, an dem er allerdings bald darauf nur noch Miteigentümer war - erfolgte die zwote Studio-Aufnahme von Witchcraft, neuerlich im Arrangement von Nelson Riddle. Diese Version fand auf dem Album Sinatra´s Sinatra ihren Platz - einem Album, auf dem der Barde Hits seiner Capitol-Zeit in neuen Einspielungen versammelte.

Anno 1993 sang Sinatra Witchcraft erneut für Schallplatte ein, die Aufnahme vom 9. Julei fand Verwendung für das Album Duets. Hier wurde nachträglich der Gesang von Anita Baker, einer einst als Sängerin recht erfolgreichen Farbigen, hinzugemischt. Auch hier fand das Original-Arrangement von Riddle Verwendung, alles andere wäre auch als Sakrileg zu betrachten gewesen - ein Sakrileg und Blasphemie stellen die beiden Duets-Alben nichts desto dar, in der Tat sind diese Alben als finale Demütigung eines großen Künstlers zu werten, ein künstlerischer Ausverkauf, um eine gigantische Geldverdienungs-Maschinerie anzukurbeln. Oh diese jämmerlichen Duets-Platten, dieser traurige Abgesang, diese widerwärtige, nur der Gier geschuldete endgültige Demontage eines Mythos´!

Die erste Capitol-Aufnahme finden sie auf einer ganzen Anzahl von Samplern mit Capitol-Material u.a. hier:
Complete Capitol Singles
This Is Sinatra Vol. 2
Platinum Collection
The Capitol Years

Version Numero Zwo von 1963 zu lauschen, haben Sie u.a. auf unten stehenden Tonträgern die Gelegenheit:
Best Of The Best
Sinatra´s Sinatra
Seduction
A Man And His Music

Version Numero Drei aus dem Jahre 1993 finden Sie auf folgendem Tonträger:
Duets

Daneben gibt es auch zahlreiche offiziell veröffentlichte Live- bzw. TV-Versionen auf Kompakt Disk und Digital Versatile Disc:
Sinatra Vegas Box
Best Of Vegas
Classic Duets
A Man And His Music (DVD)



Nunmehr möchte ich Ihnen meine persönlichen Eindrücke zum Song schildern:


Capitol-Version von 1957:
Der Klassiker schlechthin, für mich Sinatras eindeutig beste Version des Titels, unübertreffbar! Im Großen und Ganzen bedeuten alle späteren Versionen einen jeweils weiteren Schritt herunter von dem Gipfel, auf dem sich Sinatra mit dieser unglaublich erquickenden Erst-Aufnahme positionierte.

„Welcome Home Elvis“ (ABC TV) vom 12.5.1960:
Allerhöchstens von musikhistorischem Interesse, künstlerisch aber ohne jeden Belang. Pers. Anm.: Ich kann mit Elvis (fast) nichts, aber auch gar nichts anfangen.

Live-Versionen von 1961 und 1987 - (Sinatra Vegas Box):
1961 hatte der Barde den Song fest in der Hand - durfte sich zwischendurch auch schon einmal einen Kalauer leisten, ohne das dies zu Lasten der Interpretation ging, in der Tat: eine hocherquickliche Aufnahme. 1987 hingegen wirkt der inzwischen alt gewordene Entertainer doch reichlich bemüht, mitunter auch gequält - hartgesottenen Fans des alten Sinatra mag hier vielleicht noch eine Freudenträne die Hinterbacke hinablaufen, ich persönlich erachte diese Version für entbehrlich.

Reprise-Version von 1963:
„Sinatra´s Sinatra“ ist ein gutes Album für Leute, welche die früheren Capitol-Versionen der hierauf zu hörenden Songs nicht kennen und eine großteils gelungene Zusammenstellung. Ansonsten hat das Album aber wenig Sinn, da Sinatra hier bloß Neuaufnahmen abliefert, ohne die Titel merklich anders zu interpreterieren. Aus diesem Grunde bei mir sehr selten bis nie im CD-Player zu finden. Diese „Witchcraft“-Version von 1963 ist gelungen, bleibt jedoch mindestens fünf Schritte hinter der Capitol-Aufnahme zurück.

Live-Version von der vor Jahren zeitweilig sich
im Handel befunden habenden Zwiefach-CD
„The Album – Most Famous Hits“:

Diese Version von anno 1976 ist eine mit offenbar größtmöglicher emotionaler Nicht-Beteiligung heruntergesungene Pflichtübung, bei der Sinatra gedanklich meilenweit entfernt gewesen zu sein scheint. Meilenweit von den früheren Aufnahmen entfernt ist auch Sinatras Stimme, die hier in unbeschreiblich schlechter Verfassung ist – eigentlich nur noch peinlich. Obwohl sich Sinatra augenscheinlich große Mühe gibt, den Klassiker durch seinen uninspirierten und schlecht gesungenen Vortrag „umzubringen“, gelingt ihm das nicht ganz, was die Klasse dieses Songs unter Beweis stellt.

Solo-Aufnahme von 1993 für Capitol - inoffiziell kursierend:
Die erste Strophe ist mit Sicherheit das stimmlich Schlimmste und Verheerendste, was es von Sinatra offiziell auf Platte gibt, der absolut peinlichste Moment der Duets-Sessions. Hier ist Sinatra so tattrig-greisenhaft, dass auch Experten Mühe hätten, seine Stimme zu erkennen, wenn sie nicht wüßten, dass es sich um Sinatra handelt. Im weiteren Verlauf dieser Version fängt sich der Alt-Star aber wieder einigermaßen, sodass ich diese Version summa summarum als das Ergebnis von zumindest redlichen Bemühungen eines beinahe 78-jährigen bezeichnen möchte, naturgemäß zwar Lichtjahre entfernt von den beiden mehrere Jahrzehnte früher entstandenen Studio-Versionen, aber immerhin mit deutlich mehr Engagement vorgetragen als etwa die oben erwähnte katastrophale Live-Aufnahme von 1976.

Fertig gemischte Duets-Version mit Anita Baker:
Was Sinatra angeht, siehe obigen Absatz. Ansonsten: Hier wird der Klassiker rücksichtslos gemeuchelt. Die neu dazugemischte Weichspüler-String-Einleitung ist völlig unnötig. Für das von Anita Baker vorsätzlich begangene Attentat auf den Hörer beantrage ich die Höchststrafe und lehne jegliche mildernden Umstände rundheraus ab. Sehnlichst wünscht man sich, jemand hätte sich unser erbarmt und Anita Bakers Mikro-Kabel abgeknippst. - Frau Baker, scheren Sie sich hinter den Ofen, dorten ist der Ihnen gebührende und zukommende Platz! In der Tat: Die Stimme der Farbigen kann einem den letzten Nerv ziehen und sogar noch einen wurzelbehandelten Zahn schmerzgeplagt aufkreischen lassen. Viele farbige Künstlerinnen singen wesentlich besser als Frau Baker, warum gerade auf sie die Wahl gefallen, enzieht sich meiner Vorstellungskraft.



Meine Damen, meine Herren - an Ihnen is es jetzt, ausführlich zu den jeweiligen Ihnen vorliegenden Versionen Stellung zu beziehen.

Allen noch einen gemütlichen Abend
H.S.


Statten Sie bei Gelegenheit auch meiner umfangreichen Sinatra-Webseite einen Besuch ab:
Entertainer Of The Century – Das ULTIMATE EVENT unter den Sinatra-Seiten

 Sprung  

Sehr geehrte Damen und Herren Leserinnen und Leser - Sie befinden sich in einer Kommunikationseinrichtung, welche den ENTERTAINER OF THE CENTURY (mit anderen Worten SINATRA, SINATRA und nochmals SINATRA) in ersprießlicher Weise thematisiert wissen möchte. Geschätztes Publicum: Diese Einrichtung ist in der Tat so hochgradig erquickend, so ungemein gastlich, der Wohlfühlfaktor so enorm hoch, dass es kurzum nichts Geringeres denn eine wahre Lust ist, sich hierorts aufzuhalten und sich durch die mannigfaltigen Rubriken zu bewegen! Sehen Sie sich gut und in aller Ruhe um und Sie werden - darauf mein Wort - nicht umhinkommen zu sagen: "Hier ist es schön, hier will ich bleiben."

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