Meine Damen, meine Herren: Ich darf Sie einmal mehr zu einer weiteren Diskussionsrunde einladen, aufs allerherzlichste sogar. Das Thema sei diesmal:
Hello Young Lovers (Musik und Text: Richard Rodgers/Oscar Hammerstein)
Das Lied entstammt dem Musikal The King And I (möglicherweise ist Ihnen die eine oder andere Verfilmung des Stoffes geläufig, soweit ich mich erinnere, gibt es eine eher vergessenswerte mit Yul Brynner und eine weit neueren Datums, in welcher Jodie Foster - jawoll, Jodie Foster, the one and only, als Gouvernante irgend so einen exotischen Märchenprinzen becirct. Natürlich ist der Film - egal ob alte oder neue Version - Blödsinn, aber: Jodie Foster, meine Damen und Herren, Jodie Foster (!!!)
Sinatra, der übrigens noch mindestens zwo weitere Songs dieses Musikals aufnahm, sang Hello Young Lovers bei zwo Gelegenheiten für Schallplatte ein, das erste Mal am zwoten März des Jahres 1951 für Columbia (arrangiert vom glorreichen Axel Stordahl), das zwote Mal am dreizehnten Avril des Jahres 1965 für sein epochales Spät-Werk Septembre Of My Years (diesmal in einem Arrangement von Gordon Jenkins).
Darüber hinaus sang Sinatra das Lied auch fallweise live oder für TV-Sendungen, mindestens eine Version ist offiziell erschienen und ist in dem auf Digital Versatile Disc erhältlichen TV-Special Francis A. Sinatra Does His Thing enthalten.
Sie finden den Song in seinen Studio-Versionen auf folgenden Tonträgern:
Version Numero Eins: The Columbia Years The Complete Recordings Voice In Time Sings Rodgers And Hammerstein sowie wohl auch auf zahlreichen Billig-Samplern
Version Numero Zwo: September Of My Years The Complete Reprise Studio Recordings
Nach Anhören beider Versionen kann ich mich gar nicht so recht entscheiden, welcher ich nun den Vorzug geben soll. Beide sind in all ihrer Verschiedenheit großartig und auf ihre Weise brilliant. Das Arrangement von Gordon Jenkins ist umwerfend – eindeutig besser als das der Columbia-Version. Jenkins hatte den Umgang mit Streichinstrumenten wirklich großartig heraus, die Alben, die von Gordon Jenkins arrangiert wurden, sind allesamt musikalische Ohrenschmäuse par excellence. – Zumindest von der Instrumentierung her, denn ein Album wie etwa „She Shot Me Down“ leidet natürlich an der bedauernswerten stimmlichen Verfassung des Sängers, gleichwohl ist die Musik auch dort grandios. - Obwohl auf „She Shot Me Down“ auch ein, zwei unerträgliche Schlaftabletten zu finden sind, allen voran das katastrophale „Good Thing Going“ – Aber ich will nicht abschweifen, zurück zu „Hello Young Lovers“:
Die Columbia-Version hat den immensen Vorteil, dass Sinatra hier besser singt als 1965. In der Tat, der Barde meistert den Song bei der Erst-Aufnahme derart grandios, dass es eine wahre, tränentreibende Freude ist, dieser Version zu lauschen. Ob man will oder nicht: Es bemächtigt sich des Hörers - und um wie viel mehr noch der romantisch veranlagten Hörerin - ein tiefes Gefühl unmittelbarer Ergriffenheit.
Bei der Reprise-Version gibt es einige Töne, die Sinatra nicht so ganz gelingen und wo sich kleine Kratzer in die Stimme mischen. Der Anfang vom Ende rückte 1965 schon leicht ins Blickfeld, die nächsten Jahre sollten von immer schwächer werdenden gesanglichen Leistungen geprägt sein, bis dann nach 1970 der Totalabsturz erfolgte. - Insgesamt singt Sinatra aber auch auf der 65er-Fassung sehr gut, so dass ich die winzigen Fehler generös unter den Tisch fallen lassen will. Überhaupt ist „September Of My Years“ ein Meisterwerk reinsten Wassers, das einzige Reprise-Album überhaupt, das es jeder Hinsicht mit den grandiosen Balladen-Meisterwerken der Capitol-Phase wie „Where Are You“ oder „Only The Lonely“ aufnehmen kann.
Rein von der Interpretation her geht Sinatra 1965 vielleicht sogar noch besser mit dem Song um als 1951, er ist auch aufgrund seines damaligen Alters (50) glaubwürdiger, wenn er zu den „young lovers“ aus der Distanz des alternden Herren mit entsprechender Erfahrung spricht - aber auch an der ersten Interpretation gibt es nichts auszusetzen. Text und Melodie des Songs können ebenfalls gefallen, sodass wir es bei diesem Song mit dem raren und dafür umso erquickenderen Umstand zu tun haben, dass hier alle Ingredienzien stimmen: sehr guter Text, sehr gute Melodie, sehr gutes Arrangement, sehr guter Sänger. Dazu kommt im Falle der 1965 entstandenen Aufnahme noch ein weiterer nicht zu vernachlässigender Bestandteil: sehr gute Aufnahmequalität.
Natürlich gibt es viele noch viel mehr anrührende Balladen-Interpretationen von Sinatra, aber „Hello Young Lovers“ spielt zweifelsfrei in der ersten Liga mit – wenn (freilich, freilich) auch nicht um einen wirklichen Spitzenplatz.
Meine werten Leserinnen und Leser: Ich darf nochmals meine eingangs gemachte Einladung zur Beteiligung an gegenständlicher Diskussion wiederholen und bekräftigen - legen Sie sich ins Zeug, auf dass sich eine intensive und aufschlussreiche Diskussion ergebe.
Sehr geehrte Damen und Herren Leserinnen und Leser - Sie befinden sich in einer Kommunikationseinrichtung, welche den ENTERTAINER OF THE CENTURY (mit anderen Worten SINATRA, SINATRA und nochmals SINATRA) in ersprießlicher Weise thematisiert wissen möchte. Geschätztes Publicum: Diese Einrichtung ist in der Tat so hochgradig erquickend, so ungemein gastlich, der Wohlfühlfaktor so enorm hoch, dass es kurzum nichts Geringeres denn eine wahre Lust ist, sich hierorts aufzuhalten und sich durch die mannigfaltigen Rubriken zu bewegen! Sehen Sie sich gut und in aller Ruhe um und Sie werden - darauf mein Wort - nicht umhinkommen zu sagen: "Hier ist es schön, hier will ich bleiben."
*** Wertes Publicum: FRAU CHARLOTTE ROCHE ist eine GÖTTIN - eine WAHRE GÖTTIN ***