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 SINATRA - DIE SONGS
Holger Schnabl
Prinzipal & Melancholiker


Beiträge: 1.635

06.06.2012 21:31
Mama Will Bark (Columbia. 1951) Zitat · Antworten

Guten Tag!

Hochgeschätzte Leserinnen und Leser, werte Mitdiskutanten - heute ist mir ganz und gar danach, einen Song zur Diskussion zu stellen, welcher innerhalb Sinatra´s musikalischen Schaffens einzigartig dasteht - - - einzigartig deshalb, weil es sich dabei mit einiger Sicherheit um den schlechtesten jemalen vom Barden aufgenommenen Song handelt:

Mama Will Bark
(Musik und Text: Dick Manning)

Womöglich gibt es irgendwo auf Erden Menschen, die nicht diese meine oben skizzierte und weiter unten ausführlicher geschilderte Meinung vertreten - es ist zwar nicht anzunehmen, aber auch nicht ganz im Bereich des Unvorstellbaren, denn: chacun à son goût, meine hochgeehrten Damenherren.

Sie finden das - übrigens von einem gebürtigen Russen verfasste - Lied innerhalb der Box The Columbia Years - The Complete Recordings 1943-52, daselbst auf Kompakt-Disk Numero Zwölf. Möglicherweise ist der Song auch auf dem einen oder anderen Sampler anzutreffen, wenn nicht, umso besser. Seinerzeit fand das Lied als B-Seite der Single "I´m A Fool To Want You" Verwendung.

Sinatra nahm das Lied am 10. Mai des Jahres 1951 zu New York auf, das Arrangement stammt - leider, wie man versucht ist zu sagen - auch in diesem Falle von Axel Stordahl. Sinatra wird auf der Aufnahme von einer gewissen "Dagmar" unterstützt, deren Sangeskünste (zurückhaltend formuliert) vom musikalischen Standpunkt aus betrachtet im Bereich der Nichtwahrnehmbarkeit angesiedelt sind. Frau Dagmar war - für alle, die es womöglich nicht wissen wollen - seinerzeit ein gefragtes Fotomodell. Als Draufgabe hören wir zudem fallweise imitiertes Hundegebell.

Aus heutiger Sicht erscheint es uns vielleicht nicht als ganz große Katastrophe, dass Sinatra gegen Ende der Columbia-Phase Schrott wie diesen Song aufgenommen hat, da wir ja wissen, wie viel Ersprießliches noch folgen sollte – vor allem während der Capitol-Zeit.

Allerdings muss man unbedingt erwähnen, dass Sinatras künstlerische Entwicklung, nachdem Mitch Miller bei Columbia das Sagen hatte, doch deutlich in Gefahr geriet. Dieser Mann hat Sinatra aus kommerziellen Gründen unsägliche Songs aufnehmen lassen und damit Sinatras Talent regelrecht verheizt, jawoll. Er legte Sinatra Songs vor, die seinen Qualitäten überhaupt nicht gerecht wurden und das muss Sinatra damals - jawoll - einigermaßen frustriert haben... Schwächere Songs gab es auch zuvor hin und wieder, aber immerhin wurde Sinatra auch bei einem schauderhaften Schmalzstück wie „I Want To Thank Your Folks“ stimmlich gefordert und immerhin merkt man auch hier, welch guter Sänger Sinatra war. Bei „Mama Will Bark“ merkt man nichts mehr davon.

„Mama Will Bark“ ist sprichwörtlich zum Davonlaufen, jawoll. Hier hieß man den wohl besten Populär-Sänger aller Zeiten absichtlich falsch singen, unterlegte ihn mit Hundegejaule und stellte ihm eine Dame an die Seite, die „singt“, als habe sie vorher eine Handvoll Valium geschluckt... Die ganze Nummer ist ein wahrer Albtraum, ob nun mit oder ohne Frau Dagmar. Oh meine hochverehrten Herrendamen: Man stelle sich vor, Columbia hätte damals den Plattenvertrag verlängert und Sinatra noch mehr von diesem Zeugs zu singen gegeben – Sinatra hätte wohl früher oder später den Gashahn aufgedreht und - in der Tat - niemand hätte es ihm verübeln können.

Diese Nonsens-Songs waren damals wohl gerade „in“, sind aber deshalb nicht weniger schrecklich. Dass kommerzieller Erfolg und künstlerischer Anspruch sehr wohl Hand in Hand gehen können, hat Sinatra später bei Capitol in den Jahren 1953-62 eindrucksvoll bewiesen: Die sechzehn Concept-Alben konnten sich alle sehr gut in den Charts behaupten, die meisten kamen unter die ersten Fünf, einzelne gar auf Platz Eins, jawoll: Platz Eins.

„Mama Will Bark“ hat wirklich nur als abschreckendes Beispiel eine Daseins-Berechtigung. - Hot Dog, woof! Meine lieben und hochgeehrten Anwesenden, der Ball ist im Spiel und Sie sind nunmehr gefordert, ihn aufzunehmen, frisch ans Werk, jawoll!

Allen noch einen gemütlichen Abend
H.S.


Statten Sie bei Gelegenheit auch meiner umfangreichen Sinatra-Webseite einen Besuch ab:
Entertainer Of The Century – Das ULTIMATE EVENT unter den Sinatra-Seiten

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Sehr geehrte Damen und Herren Leserinnen und Leser - Sie befinden sich in einer Kommunikationseinrichtung, welche den ENTERTAINER OF THE CENTURY (mit anderen Worten SINATRA, SINATRA und nochmals SINATRA) in ersprießlicher Weise thematisiert wissen möchte. Geschätztes Publicum: Diese Einrichtung ist in der Tat so hochgradig erquickend, so ungemein gastlich, der Wohlfühlfaktor so enorm hoch, dass es kurzum nichts Geringeres denn eine wahre Lust ist, sich hierorts aufzuhalten und sich durch die mannigfaltigen Rubriken zu bewegen! Sehen Sie sich gut und in aller Ruhe um und Sie werden - darauf mein Wort - nicht umhinkommen zu sagen: "Hier ist es schön, hier will ich bleiben."

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