Auch heute möchte ich Ihnen einen Song zur Diskussion vorschlagen, von dem mehrere Studio-Versionen existieren, welche in einem Zeitraum von rund fünfundzwanzig Jahren aufgenommen wurden, was erneut interessante Vergleichsmöglichkeiten eröffnet: I´ll Never Smile Again , geschrieben von Ruth Lowe, die in diesem Song – so wird jedenfalls behauptet – den Tod ihres Ehemanns künstlerisch verarbeitet hat.
Die Nummer wurde in der Erst-Aufnahme mit dem Orchester Tommy Dorsey und den Pied Pipers zu einem der ersten großen Hits von Sinatra. Die Aufnahme erreichte 1940 den ersten Platz der amerikanischen Billboard-Charts. In Folge nahm Sinatra während seiner Solo-Karriere den Song dann noch bei zwei weiteren Gelegenheiten im Studio auf, anläßlich der „Diamond Jubilee World Tour“ trug Sinatra 1991 im Rahmen eines Medleys zusammen mit Steve Lawrence und Eydie Gorme einige wenige Zeilen des Songs noch einmal live vor, vermutlich zum letzten Mal in seiner Karriere.
Zusätzlich zu den unten gelisteten Studio-Versionen gibt es noch etliche Radio- und/oder Fernsehmitschnitte des Songs, vor allem natürlich aus der Frühzeit von Sinatras Laufbahn, welche entweder auf inoffiziellen Tonträgern oder Billig-Samplern anzutreffen sind. Im Film „Las Vegas Nights“ sang Sinatra 1940 den Song zusammen mit dem Dorsey-Orchester. Diese Aufnahme finden Sie in der Box „Sinatra In Hollywood“.
Das Original-Arrangement des Songs stammt von Freddie Stulce, welcher in der Dorsey-Band Saxofon spielte. Die Studioaufnahmen bedienten sich mit einer Ausnahme dieses Arrangements, die Aufnahme von 1959 wurde von Gordon Jenkins arrangiert.
Studioaufnahmen Version vom 23.4.1940 (RCA) - - - unveröffentlicht Version vom 23.5.1940 (RCA) - - - CD-Box „Tommy Dorsey/Frank Sinatra: The Song Is You“ Version vom 14.5.1959 (Capitol) - - - Album „No One Cares“ Version vom 11.10.1965 (Reprise) - - - Album „A Man And His Music“
Verfolgen Sie nun also anhand der Ihnen bekannten Aufnahmen die Entwicklung dieses Songs und berichten Sie uns von Ihren Eindrücken. Wie immer ersuche ich Sie, dabei auch auf Ihnen bekannte Versionen von anderen Künstlern einzugehen.
Hier - wie immer - der Text des Songs:
I'll never smile again until I smile at you I'll never laugh again What good would it do?
For tears would fill my eyes My heart would realize That our romance is through
I'll never love again, I'm so in love with you I'll never thrill again to somebody new
Within my heart I know I will never start To smile again Until I smile at you
Within my heart I know I will never start To smile again Until I smile at you
Ein wunderbarer Song, klasse Melodie und ein schöner Text, der tolle Chart von Freddie Stulce tut sein übriges. Ich gestehe jedoch Frank und Frei, dass mich die Urversion mit Dorsey leicht langweilt, irgendwie hatte er ganz zu Anfang seiner Karriere noch nicht die Ausdruckskraft, die er während seiner Zeit bei Dorsey noch entwickeln sollte. Hinzu kommt die etwas einschläfernde unterpretation des Dorsey-Orchestras, dennoch bin ich weit davon entfernt, den Song als schlecht zu bezeichnen. Im Vergleich zur Qualität der anderen Songs der Dorsey-Zeit kann er aus obgenannten Gründen einfach nicht mithalten.
Meine absolute Lieblingsversion stammt aus der "Frank Sinatra Timex Show" vom 13. Dezember 1959, unter Anderem auf der CD "Classic Sinatra" erschienen. Hier wird Sinatra von den Hi-Lo's unterstützt, zusammen mit der großartigen Leistung des Riddle-Orchestras, das hier das Letzte aus dem Stulce-Arrangement herausholt entstand hier eine Perle unvergleichlicher Schönheit. Besser kann man das wirklich nicht mehr machen. Sofort fällt man in Trauer, wenn man sich vorstellt, wie vielleicht ein ganzes Album mit den wunderbaren Hi-Lo's geklungen hätte! Zusammen mit der Nicht-Aufnahme einer Studioplatte mit Red Norvo und auch Ella vielleicht eines der großen Versäumnisse Sinatras in seiner Karriere.
Von den Spät-Versionen mit Lawrence und Gormé fällt mir spontan das Melbourne-Konzert von 1991 ein. Verglichen mit den Versionen aus den 40ern, 50ern und auch 60ern ist das ja schon gar nicht mehr vergleichbar, traurig, wie er während des ganzen Medleys an den Textmonitoren hängt und mit gebrochener Stimme Schnipsel dieses Songs "interpretiert", dabei soll dieses Konzert noch das Beste der gesamten "Diamond Jubilee Tour" sein!
In den 90er Jahren des vorigen Jahrhunderts hatte Sinatra eigentlich und im Grunde genommen nichts mehr auf einer Konzertbühne verloren – interessant ist im Zusammenhang mit der “Diamond Jubilee Tour” von anno 1991 die hin und wieder geäußerte Feststellung, das Konzert von Melbourne sei das “beste” dieser Tour gewesen. Ich habe es schon vor längerer Zeit mit anderen Auftritten dieser Tour (allesamt Fernseh-Mitschnitte) verglichen und finde es KEINESWEGS besser als etwa die Auftritte aus Dublin oder Frankfurt. In Frankfurt soll Sinatra gesundheitlich nicht auf dem Posten gewesen sein, er entschuldigt sich sogar für den desolaten Zustand seiner Stimme – je nun, ich finde, er war auch bei den restlichen Auftritten der Tour, soweit sie mir bekannt sind, in keiner nennenswert anderen Verfassung.
So sind die wenigen Zeilen, die Sinatra aus “I´ll Never Smile Again” während dieser Tournee wiedergegeben hat, geradezu gespenstisch – dieser Befund gilt sowohl für Melbourne als auch andere Auftrittsorte. Ein karges, dürftiges, verhallendendes Echo aus einer längst versunkenen Zeit, möchte ich meinen. In der Tat: Es klingt wie ein Nachhall aus jenseitigen Gefilden. Grausig, wie sehr der Zahn der Zeit sowie eine ungesunde Lebensweise die Stimme Sinatras bis zur Unkenntlichkeit zerfressen hat. Kurzum, diese damals mit zittrig-brechender Stimme vorgetragenen Zitate des Songs sind ein schlagender Beweis für die Unfähigkeit des greisen Sinatra. Sehe bzw. höre ich Medleys dieser Tour, so empfinde ich Sinatra in seiner ganzen stimmlichen wie ja auch rein körperlichen Unzulänglichkeit als geradezu störend neben Gorme und Lawrence, welche zwar selbst nicht eben großartige Vokalisten sind, aber zumindest das Rüstzeug für die Ausübung ihres Berufes besitzen – Rüstzeug, welches Sinatra damals schon lange, lange nicht mehr besaß.
Die Ur-Version mit Tommy Dorsey ist auf der einen Seite herrlich sentimental, auf der anderen Seite aber in der Tat auch auf gewisse Weise schleppend-langweilig. Potz Tausend, da droht man allerdings einzuschlummern, fast fällt mir beim Schreiben der Gänsekiel aus der Hand... Damals ein großer Hit, hört sich der Song heutzutage tatsächlich sehr, sehr altbacken an. Aufgrund des Erfolges wird diesem Song zwar größere Aufmerksamkeit zuteil, mir persönlich jedoch gefallen die allermeisten anderen Stücke der Zusammenarbeit Sinatra-Dorsey eindeutig besser. Diese Version riecht mir zu sehr nach Schlummertrunk und Filzpantoffeln.
Über die Film-Version gibt es kaum etwas zu sagen – sie entspricht der Studio-Fassung und wird leider durch den darüberliegenden Filmdialog arg beschnitten. Dennoch – der Dialog, wiewohl wahrhaft blödsinnig, ist trotzdem immer noch spannender als die auch hier wieder stark einschläfernde Interpretation.
Die Aufnahme von 1959 ist in Summe noch am ersprießlichsten, das Arrangement ist hier ganz auf die Streicher zugeschnitten, die Abwesenheit des einlullenden Chors sowie dieses für mich nicht näher definierbare Instrument, das am Anfang der Ur-Version so paralysierend auf den Hörer wirkt, kommt dem Song sehr entgegen. Sinatras inzwischen gereifte Stimme ist makellos und seine Interpretation hochgradig beseelt und scheint von ungeheuchelter Traurigkeit durchtränkt.
Die ebenfalls 1959 entstandene Aufnahme mit den Hi-Los, zu finden auf der ansonsten eher wenig zu empfehlenden, äußerst lieblosen Zusammenstellung “Classic Duets” kann man in der Tat als durchaus gelungen bezeichnen, wenngleich mich die Studio-Version im Arrangement von Jenkins aus dem selben Jahr doch mehr zu überzeugen vermag.
Die anno 1965 entstandene Version ist meines Ermessens nach völlig wertlos – Sinatras Stimme hatte seit 1959 doch schon etwas abgebaut, zusätzlich wird das einschläfernde Original-Arrangement der Ur-Version neu aufgekocht, samt allem drum und dran, was die alte Version so schrecklich unzeitgemäß und altmodisch macht. Diese Fassung ist eine Reminiszenz an die Tage mit Dorsey, als solche mag sie vielleicht noch eine gewisse Berechtigung haben.
kurz:Für mich einer der schönsten Songs seiner Dorseyzeit.Es ist sehr sentimentall und verträumt.Bei dem Konzert in Melbourne von 91 hat man den Eindruck,dass er sich an seine Zeit mit Dorsey zurück erinnert nämlich an glorreiche Tage, und es ist auch schön zu sehen und dieses Konzert.Es so ziemlich das Beste was ich von den 90zigern Jahre kenne.Holger schaus dir nochmal an.
In Antwort auf:Bei dem Melbourneconcert von 91 hat man den Eindruck,dass er sich an seine Zeit mit Dorsey zurück erinnert.
Tatsächlich klebt er doch wie magnetisch an dem Teleprompter und ist schwer damit beschäftigt, die Töne zu treffen. Ich glaube in seinem Kopf war gar kein Raum mehr, um noch über was Anderes nachzudenken!
Sehr geehrte Damen und Herren Leserinnen und Leser - Sie befinden sich in einer Kommunikationseinrichtung, welche den ENTERTAINER OF THE CENTURY (mit anderen Worten SINATRA, SINATRA und nochmals SINATRA) in ersprießlicher Weise thematisiert wissen möchte. Geschätztes Publicum: Diese Einrichtung ist in der Tat so hochgradig erquickend, so ungemein gastlich, der Wohlfühlfaktor so enorm hoch, dass es kurzum nichts Geringeres denn eine wahre Lust ist, sich hierorts aufzuhalten und sich durch die mannigfaltigen Rubriken zu bewegen! Sehen Sie sich gut und in aller Ruhe um und Sie werden - darauf mein Wort - nicht umhinkommen zu sagen: "Hier ist es schön, hier will ich bleiben."
*** Wertes Publicum: FRAU CHARLOTTE ROCHE ist eine GÖTTIN - eine WAHRE GÖTTIN ***