Hiermit, meine sehr verehrten Damen und Herren, sei die Diskussion zum nachfolgenden Album eröffnet - - - ich erlaube mir, wie immer einige Informationen sowie auch meine Ansicht zum Werk (wie sie auch auf meiner HP unter Musik/Diskografie nachgelesen werden kann) voranzustellen.
Where Are You? The Night We Called It A Day I Cover The Waterfront Maybe You´ll Be There Laura Lonely Town Autumn Leaves I´m A Fool To Want You I Think Of You Where Is The One? There´s No You Baby Won´t You Please Come Home I Can Read Between The Lines It Worries Me Rain (Falling From The Skies) Don´t Worry ´Bout Me
Wie bei den meisten Balladen-Alben des Sängers sollte man auch bei vorliegendem Werk in der richtigen Stimmung sein, um das musikalische Geschehen vollends genießen zu können. Andernfalls - und das zur Warnung - könnte manches des gebotenen Programms als langweilig bis schwerfällig empfunden werden. Also überantworten Sie diese CD nicht unbedingt dem Player, wenn Sie gerade außerordentlich gehobener Stimmung sind. Die herbstliche Melancholie, welche diesen Aufnahmen entströmt, sollte im Idealfall der Stimmung des Hörers entsprechen, um ihre volle Wirkung zu entfalten.
Sehr geehrte Damen und Herren, hier erleben wir die erste Auflage der Zusammenarbeit des Sängers mit dem Arrangeur Gordon Jenkins. Schon die Erwähnung dieser Paarung läßt den Kenner im Allgemeinen frohlocken - und die beiden enttäuschen ihre Anhängerschaft nicht.
Jahrgang 1910 und damit fünf Jahre älter als Sinatra, startete Gordon Jenkins seine Karriere im Show-Business als Pianist, Trompeter und Schlagzeuger beim Rundfunk, ehe er sich dem Arrangieren zuwandte. Schon bald arbeitete er mit Leuten wie Benny Goodman und Dick Haymes. In den 50er Jahren arrangierte er für Größen wie Louis Armstrong, Nat King Cole und Judy Garland.
Jenkins wird gelegentlich ein Hang zu allzu überladenen, pompösen Arrangements nachgesagt - auf dieser Platte findet man jedoch kaum Argumente, um diese Ansicht zu untermauern, im Gegenteil: Die Arrangements umranken die Stimme des Barden als perfekte Ergänzung und spielen sich nie in den Vordergrund.
Where Are You und The Night We Called It A Day, die beiden Eröffnungsnummern werden von Sinatra mit derartig phänomenaler Ausdruckskraft dargeboten, dass sogar der Sinatra- Kenner ins Staunen geraten kann. Gordon Jenkins lieferte dazu ein jeweils stimmungsvolles Fundament - seine Arrangements sind äußerst langsam, ja fast schon ein wenig pastoral. Der ideale Teppich für den Barden, um die Songs bis ins letzte Detail auszuloten. Nach I Cover The Waterfront und Maybe You´ll Be There dürfte jedem längst klar geworden sein, dass wir hier das Privileg haben, einer Sternstunde des Sängers beizuwohnen. Waren die ersten vier Songs schon von bestrickender Schönheit, so folgen nun die vier absoluten Glanzlichter des Albums - und zwar am Stück: Laura, Lonely Town, Autumn Leaves und I´m A Fool To Want You sind perfekt strukturierte Songs von einer in der Tat schon cineastisch anmutenden Epik, von Gordon Jenkins genial in Szene gesetzt - wahrlich: da ist kein Ton zu viel oder zu wenig in diesen Arrangements. Sinatras Talent, einen Song nicht nur zu singen, sondern ihn gleichsam zu erzählen, kann sich hier mit ganz besonderer Deutlichkeit entfalten. Die Beseeltheit, die Sinatras Gesang in diesen Liedern anhaftet, ist sogar gemessen an den vom Sänger in der Vergangenheit selbst gesetzten Standards von überwältigender Tiefe. Welch eine selten equickende und fruchtbare Verbindung von Text, Melodie und Interpretation! Meine Damen und Herren, beim Hören dieser Songs bin ich jedesmal überwältigt und versucht, mich von meinem gemütlichen Ohrenbackensessel zu erheben und standing Ovations darzubringen - allein das Bewusstsein, dass es sich gänzlich verbietet, diese grandiosen Darbietungen durch spontane Beifallsbekundungen jedweder Art zu unterbrechen, hindert mich daran, in Jubelrufe auszubrechen.
Die genannten vier Songs gehören zweifelsohne zu den Höhepunkten in Sinatras gesamter Karriere - schon allein dieser vier Songs halber ist es schlicht unumgänglich, dieses Album zu erwerben. I´m A Fool To Want You, welches Sinatra schon in seinen Columbia-Tagen erstmals aufgenommen hat, ist für viele Hörer, die sich auch ein wenig mit der Vita des Barden befassen, eine künstlerische Aufarbeitung seiner Trennung von Ava Gardner und tatsächlich enthält der Text Stellen, von denen man meinen könnte, sie wären eigens auf Sinatra und Gardner gemünzt.
Nach solchen Glanzleistungen ist es naturgemäß wenig verwunderlich, dass die nun folgenden restlichen Songs des Albums im Gegensatz dazu ein wenig blass wirken und nicht die Intensität der Vorgenannten vermitteln können - wiewohl selbstredend auch hier das Team Sinatra/Jenkins eine sehr gute Figur macht. Die Zusammenarbeit der beiden bewährte sich in der Tat so sehr, dass sie während der Capitol-Zeit des Barden noch zwiefach wiederholt wurde, nämlich auf dem nur wenig später aufgenommenen Album A Jolly Christmas sowie auf dem ebenfalls sehr empfehlenswerten, eine ähnlich getragene Stimmung wie Where Are You? vermittelndem Album No One Cares.
Der CD-Ausgabe von Where Are You wurden - wie üblich bei den Capitol-CD-Ausgaben der Concept-Alben des Barden - auch einige Bonus-Tracks hinzugefügt, vier Stück an der Zahl, angehängt an das Original-Sequencing der seinerzeitigen LP-Ausgabe: I Can Read Between The Lines, It Worries Me, Rain (Falling From The Skies) und Don´t Worry ´Bout Me, allesamt aufgenommen anno 1953 und nicht von Gordon Jenkins, sondern von Großmeister Nelson Riddle arrangiert. Obwohl man sich bemühte, Songs auszuwählen, die in ihrer Stimmung in etwa zum Original-Album passen, mag der anspruchsvollere Hörer diese Zugabe als stilistischen Bruch empfinden - in diesem Falle mag man sich durch entsprechende Programmierung des Abspielgerätes behelfen und die Bonus-Tracks beim Abhören weglassen.
Auf, auf meine Damen und Herren, nunmehr sind Sie gefordert mit Ihren zahlreichen und ersprießlichen Beiträgen zu einer interessanten, themenbezogenen Diskussion beizutragen. Ein wunderbares Album wie das gegenständliche lässt naturgemäß auf viele, viele Diskussionsbeiträge hoffen - wertes Publicum, tun Sie sich keinen Zwang an! Beschäftigen Sie sich noch heutigentages eingehend mit dem Album und lassen Sie uns Ihre Meinung wissen.
Sehr geehrte Damen und Herren Leserinnen und Leser - Sie befinden sich in einer Kommunikationseinrichtung, welche den ENTERTAINER OF THE CENTURY (mit anderen Worten SINATRA, SINATRA und nochmals SINATRA) in ersprießlicher Weise thematisiert wissen möchte. Geschätztes Publicum: Diese Einrichtung ist in der Tat so hochgradig erquickend, so ungemein gastlich, der Wohlfühlfaktor so enorm hoch, dass es kurzum nichts Geringeres denn eine wahre Lust ist, sich hierorts aufzuhalten und sich durch die mannigfaltigen Rubriken zu bewegen! Sehen Sie sich gut und in aller Ruhe um und Sie werden - darauf mein Wort - nicht umhinkommen zu sagen: "Hier ist es schön, hier will ich bleiben."
*** Wertes Publicum: FRAU CHARLOTTE ROCHE ist eine GÖTTIN - eine WAHRE GÖTTIN ***