Anlässlich des einhundertsten Geburtstages des Bandleaders Tommy Dorsey am 19. Novembre präsentiere ich Ihnen heute ein - wie ich meine - besonders schönes Thema. Lassen Sie sich übrigens nicht beirren: Dorsey feiert nicht seinen einhundertsten Geburtstag, nur der Tag seiner Geburt jährt sich zum einhundertsten Mal. Wie Sie sicherlich wissen werden, verschied der frühere Brotgeber Sinatras bereits anno 1956 und zwar am 26. Novembre. Wie Sie zu recht bemerken, ist Dorsey´s Heimgang auch schon wieder beinahe ein halbes Jahrhundert her... wohl an, schreiten wir kräftig zur Tat:
Die frühen Jahre von Sinatras Karriere schätze ich – wie jenen Lesern, die mich schon aus anderen Foren zum Thema Sinatra kennen, längst bekannt sein dürfte – aus vielverschiedenen Gründen, die ich nun nicht alle aufzählen möchte, ganz besonders. Sollte Ihnen daran gelegen sein, meine Gründe für die Bevorzugung von Sinatras Frühwerk kennenzulernen, empfehle ich Ihnen sich auf meine HP zu verfügen und sich mit dem Inhalt der Seiten Diskografie/Early Years/Columbia Years vertraut zu machen. Nach dieser Lektüre (viel mehr natürlich noch nach Anhören entsprechender Songbeispiele aus den frühen Jahren) werden Sie meine Ansichten sicherlich ohne Schwierigkeiten nachzuvollziehen imstande sein.
Je nun, die hehren Columbia-Jahre 1943-52 waren das wohl wichtigste Jahrzehnt in der langen Karriere des Entertainers, aber der Aufstieg begann schon einige Jahr zuvor, nämlich als Band-Sänger bei den Orchestern von Harry James und Tommy Dorsey (vgl. die Portraits beider Band-Leader auf der Seite „Weggefährten“).
Nach dem kurzen Engagement bei James heuerte Sinatra schließlich bei Tommy Dorsey an und damit wären wir auch schon bei unserem nächsten Diskussionsthema angelangt, liebe Freunde dieses Forums: Die Aufnahmen, die zusammen mit Tommy Dorsey und seinem Orchester entstanden sind.
Nachzuhören sind diese frühen Perlen allesamt auf der 5-CD-Box „Tommy Dorsey/Frank Sinatra: The Song Is You“. Sie werte Besucher, werte Leser dürften mehrheitlich diese überrasched preiswerte Box mit Aufnahmen aus den Jahren 1940-42 Ihr Eigen nennen – wie also sehen Sie diese Aufnahmen aus damaliger Sicht, aus heutiger Sicht, aus ihrer ganz persönlichen Sicht?
Ich darf jedenfalls zunächst schon hier an dieser Stelle vorwegnehmen, dass mich diese frühen Aufnahmen in der Tat in nicht unbeträchtlichem Ausmaß begeistern – hier haben wir mit dem Bandleader Dorsey einen wunderbaren Solisten an der Posaune, in Gestalt von Sy Oliver und Axel Stordahl zwei begnadete Arrangeure, weiters erstklassiges bis zumindest gutes Songmaterial (abgesehen von „Neiani“ kann ich in all den 120 Aufnahmen nicht einen einzigen Durchhänger konstatieren) und nicht zuletzt die Band-eigene Vokaltruppe The Pied Pipers, die viel zum typischen Flair dieser Songs beiträgt. Auch nicht unerwähnt bleiben soll die überraschend exzellente Tonqualität dieser nahezu historisch zu nennenden Aufnahmen.
Weitere hochinteressante Aufnahmen von Sinatra zusammen mit dem Tommy-Dorsey-Orchester finden Sie auf den folgenden (offiziellen) CD´s, welche ich als Ergänzung zu obgenannter 5-CD-Box allen Sinatra-Interessierten gar nicht wärmstens genug empfehlen kann:
It´s All So New Learn To Croon Young Blue Eyes – Birth Of The Crooner
Auch die Tonqualität dieser CD´s ist in Anbetracht des Alters der Aufnahmen geradezu sensationell.
Je nun, ein weiteres und wie ich annehme, höchst ersprießliches weil äußerst ergiebiges Thema wäre damit eröffnet und Sie wissen ja: je größer die Beteiligung Ihrerseits, desto intensiver der sich ergebende Diskussionsverlauf.
Ich kann mich dir, Holger nur voll und ganz anschließen! Diese Zeit besitzt einen ganz besonderen Charme, allein Dorsey und die Ped Pipers wären schon das Geld für die Box wert, jedoch haben wir hier gleichzeitig die Möglichkeit, dem stimmlichen und vor allem interpretatorischen Wachstum des Sängers in Gestalt der vier chronologisch aufgebauten Studio-CDs zu lauschen. Besonders berührt mich u.A. jedesmal der sparsam arrangierte und doch so großmeisterliche Song "Just As Though You Were Here", (nicht nur) hier zeigt Sinatra, dass er bereits in so frühen Jahren die Fähigkeit besaß, den Hörer gewissermaßen bei den Gefühlen zu packen und ihn nicht mehr los zu lassen. Auf Alben wie "In the Wee Small Hours" wird das lediglich zur absoluten Perfektion geführt.
Zu den beiden Buddha-CDs, sowie zu "Birth Of the Crooner" werde ich mich bald widmen, ebenso wie einer genaueren Analyse der Box.
Den Satz vom “...stimmlichen und interpretatorischen Wachstums des Sängers” sollte, ja muss man unbedingt mindestens vierhundertfach unterstreichen, herausstreichen und im Grunde genommen sogar rahmen und an geeigneter, gut sichtbarer Stelle aufhängen.
In der Tat, so ist es: Es ist allenthalben herrlich, anhand oben angeführten Materials Zeuge Sinatras musikalischer Entwicklung zu sein – obwohl “Entwicklung” in diesem Zusammenhang fast schon wieder einen irreführenden Beigeschmack enthält. Sinatra war nämlich schon zu Beginn eben dieser Entwicklung ein ungemein ausgeprägter und sicherer Stilist. Viele Sänger der damaligen Zeit, etwa seine Vor- und Nachfolger bei Dorsey, kommen stimmlich bzw. interpretatorisch nie weiter über jenen Punkt hinaus, der für Sinatra bloß der Ausgangspunkt war.
Wahrlich, um wie viel lieber werde ich vermittels genannter Tondokumente zum Zeugen einer nach oben weisenden Entwicklung, als anhand von Tonmaterial aus der unglückseligen Post-Retirement-Phase (1973-95) zum betretenen Ohrenzeugen eines künstlerischen, vor allem stimmlichen Absturzes ins schier Bodenlose zu werden, der – so weit mir bekannt – in der Musikbranche seines Gleichen sucht.
Gerade der von dir erwähnte Song “Just As Though You Were Here” ist eines der besten Beispiele, um obigen Satz eindrucksvoll untermauern zu können: Hier der junge, gerade zu großen Taten losziehende Sänger mit magischen Stimmbändern, dort an die dreißig Jahre später der völlig verbrauchte, am künstlerischen Tiefpunkt angelangte alte Mann – stimmlich völlig ruiniert und ausrangiert.
Daher wird es mir auch immer und für alle Zeiten völlig unverständlich sein, wie es dennoch Sinatra-Freunde geben kann, die gerade in dieser im Grunde (fast) völlig unnötigen, den Künstler Sinatra gleichsam bloßstellenden Spaeth-Phase seiner Karriere gewissermaßen ihr Heil suchen, sprich gerade diesem großteils hochentbehrlichem Liedgut ihre besondere Sympathie entgegenbringen und der Früh-Zeit oftmals nur mit mangelndem Respekt begegnen...
Aus diesem Grunde erhebe ich meine Kaffee-Tasse wieder einmal und – dessen bin ich mir gewiß – nicht zum letzten Male eben und gerade auf die Früh-Phase von Sinatras Karriere, hier und diesmal ganz speziell und nachgerade auf die Jahre mit Tommy Dorsey! Der unverwechselbare Sound dieser Band im Zusammenklang mit Sinatra läßt einen zuweilen wahrlich und wahrhaftig bedauern, dass diese Zusammenarbeit nur von so kurzer Dauer war. Ebenfalls und wirklich hochbetrüblich, dass Sinatra nicht zu einem späteren Zeitpunkt eine LP mit dem Dorsey-Orchester als Begleitband aufgenommen hat – ich denke dies wäre eine faszinierende Reunion geworden.
Ihr glaubt doch nicht wirklich,dass Nancy bei Capitol anruft und sagt,was veröffentlicht werden soll und was nicht.Nein,diese alleine entscheiden was am besten verkauft und das kommt auch raus.Duets war doch ein großer Renner und hat sich sehr gut verkauft.
Nancy ist darüber bestimmt nicht glücklich.Aber die Entscheidugnsgewalt liegt nicht bei ihr.
Sehr geehrte Damen und Herren Leserinnen und Leser - Sie befinden sich in einer Kommunikationseinrichtung, welche den ENTERTAINER OF THE CENTURY (mit anderen Worten SINATRA, SINATRA und nochmals SINATRA) in ersprießlicher Weise thematisiert wissen möchte. Geschätztes Publicum: Diese Einrichtung ist in der Tat so hochgradig erquickend, so ungemein gastlich, der Wohlfühlfaktor so enorm hoch, dass es kurzum nichts Geringeres denn eine wahre Lust ist, sich hierorts aufzuhalten und sich durch die mannigfaltigen Rubriken zu bewegen! Sehen Sie sich gut und in aller Ruhe um und Sie werden - darauf mein Wort - nicht umhinkommen zu sagen: "Hier ist es schön, hier will ich bleiben."
*** Wertes Publicum: FRAU CHARLOTTE ROCHE ist eine GÖTTIN - eine WAHRE GÖTTIN ***