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Dieses Thema hat 6 Antworten
und wurde 360 mal aufgerufen
 SINATRA - DIE SONGS
Holger Schnabl
Prinzipal & Melancholiker


Beiträge: 1.635

03.09.2011 12:25
I Sing The Songs (Reprise, 1976) Zitat · Antworten

Guten Tag!

Meine Damen und Herren, angelegentlich wollen wir uns einem Song der Post-Retirement-Phase zuwenden - einem Song, welcher von Sinatra anno 1976, genauer gesagt am fünften Februar des Jahres, zu Hollywood eingesungen wurde und als Single (ziemlich erfolglos) zur Veröffentlichung gebracht wurde. Das Arrangement besorgte einmal mehr Don Costa.

Heutigentages findet man das Stück ausschließlich innerhalb der kolossalen, zwanzig Kompakt-Disks umfassenden Werkschau The Complete Reprise Studio Recordings. Ob diese Mammutbox gegenwärtig noch offiziell im Handel erhältlich ist, ist allerdings fraglich. Noch schwerer zu ergattern dürfte der zwote bzw. dritte Tonträger sein, auf welchem das Lied einstens erschien, nämlich eine Langspielplatte, betitelt I Sing The Songs, welche von einer Reprise-Tochtergesellschaft vor vielen Jahren nur in Italien herausgegeben wurde. Eine gleichnamige LP erschien auch anno 1978 in Brasilien.

Vor einigen Jahren gab es auch eine Live-Version des Stückes zu erwerben, wenn auch nicht von Sinatras Plattenfirma. Die Aufnahme war trotzdem einige Zeit legal im Handel und befindet sich auf der Zwiefach-CD Most Famous Hits – New York, New York The Album. - Heutzutage vermutich ebenso nur sehr schwer aufzutreiben.

Geschrieben wurde das Lied von Bruce Johnston, einem Mitglied der Ihnen allen wohlbekannten Beach Boys. Der amerikanische Schlagersänger Barry Manilow konnte damit unter dem ursprünglichen Titel I Write The Songs seinerzeit einen großen Hit landen - Sinatras wenig später erfolgten Aufnahme blieb der Erfolg allerdings verwehrt. Sinatra hatte den Song in Folge eine Zeitlang im Konzertprogramm, verzichtet aber schon knapp zwei Jahre dannach auf regelmäßige Darbietungen des Liedes, welches in Stil und Thematik unwillkürlich Assoziationen zu My Way weckt, ohne aber beim Publicum ähnliche Begeisterung geweckt zu haben.

Die Diskussion zu diesem Song ist somit eröffnet!

Im folgenden lesen Sie meine persönliche Meinung zu diesem Song, welcher heute innerhalb Sinatras Schaffen (darin dürfte Eingigkeit bestehen) kaum mehr eine Bedeutung hat:

Mit diesem nur schwer erträglichen Schrott-Liedchen präsentiert sich Sinatra leider auf unterstem Song-Contest-Niveau. Was soll man da noch viel dazu sagen...
Schon die kurzen, abgehackt wirkenden Steicher-Klänge zu Beginn sind in ihrer Melodik derart simpel und anbiedernd, dass man sofort versucht ist, die Hände in schierer Verzweiflung über dem Kopf zusammenzuschlagen! „Song Contest-Niveau, unterstes Song-Contest-Niveau!!!“ schreit alles in mir auf angesichts dessen, was hier zu hören ist...

Der Text gibt Sinatra ausgiebig Gelegenheit, sich selbst zu beweihräuchern, was natürlich wie bei jedem anderen Künstler, so auch bei Sinatra abgeschmackt, prätentiös und peinlich wirkt. Die Melodie ist, wie gesagt, zum Schreien simpel – abgeschmackt ist die treffendste Bezeichnung. Dazu noch an manchen Stellen fürchterlich ungelenk – man beachte das krampfhafte „spe-hhhecial Thiiiings“ mit dem Sinatra über die Unebenheiten und Sprünge der Melodie hinwegzutauchen bemüht ist. Das ist wenig professionell und ungeheuer ungeschlacht... Das Arrangement entspricht ganz der Melodie, pompös, aufgeblasen, trivial und auf Kommerz und Easy-Listening getrimmt, somit reinstes Song-Contest-Niveau. Sinatra selbst schien bei der Aufnahme auch keine besondere Freude an dem Lied gehabt zu haben - in der Tat klingt Sinatra in etwa so lustlos, als habe man ihn eben erst aus dem Bett gezerrt.

Oben erwähnte Live-Version - aufgenommen 1976 in Tarrytown - wirkt weniger bombastisch, ist aber insgesamt durch die mangelnde Qualität des Songs als solchem immer noch wenig zukömmlich, insbesonders auch durch Sinatras vokale Schwächen im letzten Drittel des Stückes.

Allen noch einen gemütlichen Abend
H.S.


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Holger Schnabl
Prinzipal & Melancholiker


Beiträge: 1.635

11.09.2011 21:05
#2 RE: I Sing The Songs (Reprise, 1976) Zitat · Antworten

Guten Tag!

Meine sehr verehrten Damen und Herren, werte Mitstreiter, liebe Leserinnen und Leser: hatten Sie inzwischen schon einmal die Gelegenheit, besagten Titel durch Ihre Gehörgänge brausen zu lassen, und falls ja, wie ist nun Ihre Meinung zu diesem Stück Musik aus einer was Neu-Aufnahmen angeht eher wenig produktiven Phase der langen Karriere des B..., pardon, ...Sängers?

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Ulrich Groh
Erzürnter


Beiträge: 191

12.09.2011 22:27
#3 RE: I Sing The Songs (Reprise, 1976) Zitat · Antworten

Ich bewerte nicht nur diesen Song, sondern auch nahezu alle weiteren Statements des Mitglieds völlig anders; sie strotzen vor Vorurteilen und warem im Grunde nicht anders vorhersehbar.
Barry Manilow, um mit diesem Künstler zu beginnen, ist keineswegs ein Schlagersänger. Wenn ihm dieses Etikett angeheftet wird, muss sich dies auch Sinatra bieten lassen. Beide haben in ihren langen, wenn auch unterschiedlichen Karrieren massenkompatible Songs gesungen, die allzu leichtfertig dem Genre "Schlager" zugeordnet werden, dessen ursprünglicher Definition jedoch nicht gerecht werden, definiert sich die Gattung doch über den typischen Marschrhythmus, den ich bei unsäglichen kaffeefahrtbegleitenden Liederchen wie "Ein bisschen Spaß muss sein" seines noch unsäglicheren Interpreten vernehme, bei "I write the songs" jedoch nicht feststellen kann.
Darüber hinaus hat Manilow - wie so viele Künstler jahrzenhtelanger währender Karrieren - neben Kommerz auch fantastische Swing- bzw. Jazzalben veröffentlicht. Stellvertretend für diese seien hier "Swing street", insbesondere jedoch "Paradise Cafe" angeführt, letzteres insbesondere bzgl. Musik und Arrangement ein Juwel, aus dem Sinatra, der im Gegensatz zu Manilow über eine fantastische Stimme verfügte, ein zeitloses Kleinod gezimmert hätte.
Einmal mehr also muss wie auch bereits im Fall Udo Jürgens konstatiert werden, dass sich ein Urteil über das künstlerische Oeuvre nur derjenige erlauben sollte, der dieses auch über Dekaden kennt und verfolgt hat.
Auffällig ferner die abfällige Positionierung zu Beiträgen des alljährlichen Song-Contests. In der Tat wird man dort mit einer Menge musikalischen Ausschusses konfrontiert; dennoch findet man in jedem Wettbewerb auch die eine oder andere Perle, wie es in JEDER musikalischen Plattform Gang und Gäbe ist. Ich könnte an dieser Stelle wohlweislich die altbekannte Pauschalierung des "Kollegen" geißeln, belasse es aber bei dieser Anmerkung.
Zu guter Letzt zum eigentlichen Sujet: "I sing the songs" zählt für mich zum oberen Drittel des Schaffens eines Mannes, der die amerikanische Musik wie kein Zweiter prägte. Dass der Text wie die berühmte Faust aufs Auge zu ihm zu passen scheint, bedarf hier keiner sonderlichen Erwähnung. Melodie wie Arrangement inklusive des Gesangs vermitteln eine authentische Atmosphäre, die das hierfür gewählte Adjektiv "abgeschmackt" oder eine Bezeichnung wie "Schrott" zumindest mich gänzlich verständnislos zurücklassen. Gleiches gilt für den Vorwurf des "Kommerzes", den ich - sofern Qualität abgeliedert wird - nicht gelten lassen kann. Mitglied Holger scheint Kommerz grundsätzlich mit Verdammenswertem gleichzusetzen und ist davon derart druchdrungen, dass ihm die Qualität zwar äußerst kommerzieller, aber in ihrer (vermeintlichen) Einfachheit bestechender Songs wie "Strangers in the night" oder das hier mindestens ebenso vielgeschmähte "Somethin´ stupid" völlig entgeht. Evergreens - ob man sie nun mag oder nicht - haben immer etwas Einzigartiges, nicht wiederhol- oder aber kopierbares, sonst wären sie nicht zu solchen geworden.
Pseudoelitäres (im wahrsten Sinne des Wortes) Abtun solcher Erfolge als " seicht " oder gar als "den Sänger nicht genügend fordernd" empfinde ich als ebenso töricht wie simplifizierend und werden dem Phänomen dauerhaften Erfolges eines Musikstücks niemals gerecht.
"I sing the songs" zählt, wir wissen es, nicht zu Frankies großen Erfolgen; auch zähle ich dieses Lied nicht zu seinen besten Arbeiten.
Wohl aber zu einem gelungenen, 3-Minuten-Wohlgefühl bescherenden Stück Musik, das ich keineswegs missen möchte und das sich hier zu Unrecht in Grund und Boden gestampft sieht.

"Die Überzeugung, dass es nur eine Wahrheit gibt und man selbst in ihrem Besitz ist, ist die tiefste Wurzel allen Übels der Welt." (Max Born)

Holger Schnabl
Prinzipal & Melancholiker


Beiträge: 1.635

14.09.2011 16:04
#4 RE: I Sing The Songs (Reprise, 1976) Zitat · Antworten

Guten Tag!

Barry Manilow tat das seine, um mit dem Terminus „Schlager-Sänger“ in Verbindung gebracht werden zu dürfen - Lieder wie „Copacabana“ oder „Mandy“ fordern die Bezeichnung geradezu heraus. Manilow ist unmöglich in eine Reihe mit den großen Entertainern (Bennett, Sinatra, Davis, Martin) zu stellen, er ist ein Easy-Listening-Künstler, der sich vornehmlich in seichten Gefilden umtut, weil hier die Massenwirkung die größte ist. Sinatra hat das fallweise auch getan, aber stellte zumindest meistens ganz andere Anforderungen an seine Kunst und maß sein Material gewöhnlich mit strenger Richtschnur, sieht man von seiner nackte Verzweiflung widerspiegelnden Richtungslosigkeit der 70er-Jahre und End-60er-Jahre ab, als er sich von neuerer Pop-Musik zunehmend ins Abseits gedrängt sah.

Ich persönlich vermag Künstlern des Schlages Barry Manilow, Paul Anka, Engelbert Humperdinck, (zumeist) Neil Diamond oder auch Celine Dion und Konsorten nichts abzugewinnen, meiner Einschätzung zufolge produzieren Obgenannte zumeist Fahrstuhlmusik, bombastisches Herzschmerz-Geheule - wenn auch eingängig, so doch im Grunde jeder Substanz entbehrend. „Weichei“, „Warmduscher“, „Heulboje“ - diese Bezeichnungen sind sofort greifbar, sobald Namen wie der oben genannten Erwähnung getan wird... Ja in der Tat: ich erinnere mich, dass vor Jahren ein Bekannter von mir, als er in einer Lokalität im Hintergrund einen Manilow-Titel hörte, sagte „Oje, diese Manilow-Schwuchtel...“ - Je nun, auch unter Auslassung solcher unter allen Umständen zu unterlassenden Bezeichnungen ist es freilich eine reine Tatsache, dass Manilow, neben Sinatra gestellt, stimmlich zur absoluten Unsichtbarkeit verkommt.

Dies anschaulich zu beweisen, ist unter Zuhülfenahme der CD „Barry Manilow Sings Sinatra“ ein Leichtes. Man schenkte mir - vermutlich mit besten Absichten - diesen Tonträger anno dazumal zum Wiegenfeste, nach einmaligem Durchhören wanderte er umgehend in die Giftschrank-Abteilung meines Regals.

Wem „I Sing The Song“ gefällt, mag es sich von meinen Ausführungen nicht verdrießen lassen - für mich allerdings gilt, was oben schon angeführt wurde, es ist simpler Bombast, dabei noch stellenweise ziemlich ungelenk in Szene gesetzt. „My Way“ etwa, ein Lied ähnlicher Thematik, spielt (bei allen berechtigten Vorbehalten, die man auch diesem Song entgegenstellen kann, soll, muss) in einer ganz anderen Liga als „ I Sing The Songs“. Die Selbstbeweihräucherung von „ I Sing The Songs“ nimmt unwillkürlich groteske Züge an, wenn Sinatra als über 60jähriger meint: „I sing the songs that make the young girls cry“. Ich erlaube mir zu mutmaßen, dass die jungen Mädchen anno 1976 (falls überhaupt) dann sicher nicht zu Sinatra-Liedern geweint haben, von ein paar heilosen, von aller Welt nachsichtig belächelten Außenseiterinnen vielleicht abgesehen. In der oben erwähnten Live-Version mildert Sinatra diesen Unfug wenigstens zu einem wesentlich leichter zu verkraftenden „...that make some young girls cry“ ab. - Derlei Plattheiten sowie das anbiedernde Arrangement stellen für mich den Song innerhalb Sinatras Schaffens ganz weit nach hinten, jedoch ist es immer wieder interessant, wie ein und derselbe Song von Sinatra-Kennern oft ganz unterschiedlich beurteilt wird.

Zusatz: Der Song "Strangers In The Night" ist seicht - aber ohne wenn und aber. Dass er dennoch - vielmehr gerade deswegen - viel zur Legendenbildung um den Sänger beigetragen hat, sagt wenig über die Qualität des Liedes an sich aus. Weit schlimmer noch ist es freilich um "Something Stupid" bestellt... Nur weil ich nicht jedes Kommerzliedchen Sinatras in den Himmel lobe, muss ich mir nicht "pseudoelitäres Denken" vorwerfen lassen. In der Tat, in der Tat...

Zurück zu "I Sing The Songs": Was wir nunmehr dringendst bedürften, wären zusätzliche Ansichten zu diesem Titel von Seiten des hierort umtriebigen Publicums, auf dass sich nicht nur zwo konträre Aussagen gegenüberstehen. Nur Mut, geschätzte Leserin, nur Mut, geschätzter Leser!

Allen noch einen gemütlichen Abend
H.S.


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Ulrich Groh
Erzürnter


Beiträge: 191

17.09.2011 21:18
#5 RE: I Sing The Songs (Reprise, 1976) Zitat · Antworten

Barry Manilow verfügt in der Tat über einer der flachsten und nichtssagendsten Stimmen überhaupt, weshalb ich die beiden angeführten LP´s zu gerne aus der Kehle von Sinatra gehört hätte. Neil Diamond, insbesondere aber Celine Dion die vokale Brillanz abzusprechen, zeugt m.E. ganz und gar nicht von dem Vermögen, vokale Kompetenz beurteilen zu können.
Gerade Celine Dion stellt eine Sängerin dar, deren stimmliche Qualität über jeglichen Zweifel erhaben ist, was von keiner anderen weiblichen Interpretin ihrer Generation derart uneingeschränkt behauptet werden kann. Die Alben der 1990er Jahre, insbesondere die Live-Arbeiten "a l´Olympia", "Live a Paris" sowie die französische Langrille "D´eux" stellen die Intonationssicherheit, das Volumen wie die gänsehautinduzierende Brillanz der Kanadierin äußerst eindrücklich unter Beweis. Es darf - einmal mehr - vermutet werden, dass der Verfasser der abwertenden Äußerungen diese Juwelen niemals hörte, da er sich ansonsten dem Urteil der Fachwelt (zu der ich nicht gehöre) anschließen müsste.
Dessen ungeachtet hat die Dame seit den Titanic-Erfolgen keine wirklich beachtenswerten Songs mehr zustande gebracht, da ihr das Zugeständnis an den internationalen Mainstream kaum noch künstlerische Qualität gestattete und sie seitdem tatsächlich in äußerst seichten Gewässern dümpelt; mehr noch: Darüber hinaus Gefahr läuft, vergessen zu werden.

Auch Paul Anka gehört nicht in den o.a. Einheitstopf der "Fahrstuhlmusik", sofern man sich der Mühe unterzieht, sein Oeuvre zu begutachten. Als Sänger zählt er zum oberen Drittel, als Komponist hingegen zur allerersten Garde, was unbestritten sein dürfte. Auch dessen Gesamtwerk liegt mir vor und weist Perlen auf, die mit "Diana" etc. nicht im Geringsten zu tun haben. Unvergessen auch seine für die Mathieu geschriebene Langspielplatte, die - kongenial von Don Costa arrangiert - zum Besten zählt, was die Französin je weltweit ablieferte. Hier liegt wohl der "Udo Jürgens-Irrtum" vor: Ein Repertoire einer Beurteilung unterziehen zu wollen, das man überhaupt nicht kennt. Für mich ist eine solche Vorgehensweise ebenso ungebräuchlich wie letztlich auch (beinahe) unverzeihlich; mindest aber von anmaßendem Hochmut und Halbwissen geprägt, dessen man sich nun so ganz und gar nicht bezichtigen lassen sollte, sofern man den Anspruch erhebt, ernstgenommen zu werden.

Einen Kommentar zu der angeführten "Selbstbeweihräucherung" unterlasse ich zugunsten des Forumfriedens, gebe allerdings einmal mehr zu bedenken, dass Musik (nicht zu verwechseln mit musikalischer Kompetenz(!)) grundsätzlich lediglich eines ist: Geschmackssache.
Und über diese lässt sich bekanntlich nicht streiten - zumindest nicht sinnvoll, nicht fruchtbar, nicht weiterführend.

"Die Überzeugung, dass es nur eine Wahrheit gibt und man selbst in ihrem Besitz ist, ist die tiefste Wurzel allen Übels der Welt." (Max Born)

T.Bode
Verschollener


Beiträge: 836

18.09.2011 15:21
#6 RE: I Sing The Songs (Reprise, 1976) Zitat · Antworten

Die Zeile „My home is deep within you and I've got my own place in your heart“ beschreibt recht gut, was Sinatras Musik mir bedeutet. So weit also zu den positiven Aspekten von "I Sing The Songs".
Phonetisch ist dieses Lied aber denkbar ungeeignet für Sinatra, erst recht für einen Sinatra des Jahres 1976. Dass seine Stimme zu dieser Zeit doch recht eingerostet klang, macht dann nur umso deutlicher, WIE ungeeignet.
Nur bei „My hoooomeeee is deep...“ findet Sinatra einen schönen Melodiebogen vor, den er auch recht Sinatra-typisch phrasiert. Der ganze Rest plätschert dann sehr sehr hölzern dahin.
Was den Text angeht – nunja, dies ist nicht der erste und bei weitem nicht der einzige Song mit dezidiert selbstreferenziellem Inhalt. In anderen Beipielen schwingt jedoch immer etwas mit, wie beißende Ironie („Nothing But The Best“) oder die bitter-süße Unbußfertigkeit in „My Way“.
Hier jedoch schwingt gar nichts mit, das ist in der Tat pure, völlig unsubtile Selbstbeweihräucherung, da hat Holger meiner Meinung nach vollkommen recht.
Je öfter ich das Lied in seinen verschiedenen Versionen höre, umso mehr bestärkt sich in mir der Eindruck, dass hier mit Sprengladungen gefischt wird.; in diesem Lied tritt dann auch vieles an die Oberfläche, fast alles jedoch ist tot bzw. zuckt nur noch post mortem.

Zum Thema Schlager: Ein völlig diffuser Begriff. Der reinen Wortbedeutung nach ein Lied mit eingängiger Melodie. Ist jedoch, genauso wie der Begriff Volksmusik, seit längerer Zeit zunehmend negativ besetzt, seit zunehmend Billig(st)produktionen den Markt überschwemmen.
Neil Diamond allerdings singt, schreibt und produziert stets auf höchstem Niveau, ebenso Udo Jürgens. Über die anderen Erwähnten traue ich mir kein Urteil zu.
Das Thema Volksmusik ist übrigens interessant. Richtige Volksmusik ist fast in allen Fällen sehr alt. 1945, spätestens irgendwann in den 50ern war da, von Ausnahmen abgesehen, der Ofen aus. Bis zu dieser Zeit jedoch sind da Lieder und Texte von allererster Güte entstanden, die dem Land der Dichter und Denker alle Ehre gemacht haben oder aber schlicht und ergreifend schön waren.
Was dann kam und was immer als Volksmusik bezeichnet wird, ist eigentlich volkstümlicher Schlager - meist billiger Dreck, der sich im Niveau stetig selbst unterbietet. Wer hätte beispielsweise nach den Ladinern gedacht, dass es noch schlimmer kommen könnte? Nunja, irgendwann hatten die Inzestopfer dann Freigang und kauften wie wild Amigo-CDs...

P.S. Hier die vielleicht interessante Version des Songs aus der Johnny-Carson-Show.



Thorsten Bode

Züchtige mich, Herr, - doch mit Maßen und nicht in deinem Grimm, auf daß du mich nicht aufreibst.

Holger Schnabl
Prinzipal & Melancholiker


Beiträge: 1.635

18.09.2011 16:39
#7 RE: I Sing The Songs (Reprise, 1976) Zitat · Antworten

Guten Tag!

Der Flügelkragen aus der Carson-Show ist der helle Wahnsinn... Grundgütiger!

Der Frau Dion will ich nicht die gesangliche Kompetenz absprechen, nur ihre Musik sagt mir nichts. So weit ich davon Kenntnis habe, reine Herzschmerz-Weichspülerei und gesichtsloser Disco-Pop, der so wenig schmeckt wie ein drei Tage alter Kaugummi. Neil Diamond agierte über weite Strecken seiner Karriere über dem Niveau der Liga, in der er angesiedelt ist, mitunter aber ist auch er mir zu flauschig-plüschig.

Oder zu trivial, siehe Song Sung Blue. Dass Sinatra mit diesem Song sein Trilogy-Album verschandelte, ist nachgerade unverzeihlich.

Allen noch einen gemütlichen Abend
H.S.


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