Tracklist: That´s Life I Will Wait For You Somewhere My Love Sand And Sea What Now My Love Winchester Cathedral Give Her Love Tell Her (You Love Her Each Day) The Impossible Dream You´re Gonna Hear From Me
Ein Album das die Geister scheidet und auf eindrucksvolle Weise deutlich macht, wie vielfältig doch die Geschmäcker auch unter Sinatra-Interessierten sein können.
Bahn frei zur Diskussion!
Thorsten Bode
Züchtige mich, Herr, - doch mit Maßen und nicht in deinem Grimm, auf daß du mich nicht aufreibst.
Ich glaube, der Schlüssel um ein Album wie dieses zu mögen oder zumindest problemlos hören zu können, liegt in der subjektiven Herangehensweise an Musik. So habe ich jüngst die Probe aufs Exempel gemacht. Erst vor drei Tagen habe ich dazu dieses Album aufgelegt und nebenher eine Kundenanfrage bearbeitet (ich höre während der Arbeit eigentlich nie Musik) und ich muss sagen, es ging runter wie Butter. Heute morgen habe ich dieses Album hingegen nach vielen Jahren wieder einmal aufmerksam verfolgt, wie ich es üblicherweise tue und - welch Wunder: Alle Unzulänglichkeiten, die ich so gefürchtet habe sind wieder zu Tage getreten. Als erstes wäre da die topfige Tonqualität zu nennen, die Herrn Sinatra's Stimme selbst für seine Verhältnisse seltsam bretthart und auch irgendwie eindimensional herüberkommen lässt.
Sich über das Songmaterial auszulassen ist immer recht einfach und passiert oft vorschnell, zumindest habe ich den Eindruck wenn ich einmal meine eigenen Einlassungen betrachte, die meist etliche Jahre zurückliegen. Und da sind wir auch schon beim Brennnendsten Thema angelangt, nämlich bei den Arrangements. Ein Spitzensong wie "What Now My Love" steht und fällt mit dem Arrangement, man höre sich einmal Sinatra's eigene Interpretation aus dem TV-Special "A Man And His Music +Ella +Jobim" (in diesem Fall arrangiert von Maestro Nelson Riddle) an, der qualitative Unterschied könnte kaum größer sein, obwohl nur etwa ein Jahr zwischen beiden Aufnahmen liegt. Ähnliches gilt für den Titelsong "That's Life", den er zwar nur selten live gesungen hat, aber Wenn, meine sehr verehrten Damen und Herren, ja wenn...!!! Man höre sich nur einmal das Retirement Concert an, bei dem Herr Sinatra bewusst wirklich nur das Beste vom Besten gesungen hat und auch mit dabei: "That's Life" in der vielleicht fantastischsten Interpretation auf Erden! Ein Lied wie "Somewhere My Love" klingt in dieser Fassung extrem dudelig, ist aber in vielen Interpretationen ein einmalig schöner Schlager, der die damalige Generation nicht umsonst berührt hat.
Frank Sinatra war ein Künstler, der durch seine vielen Facetten erst wirklich interessant wird, aber er hatte eben auch eine einfach nur "interessante" Singstimme, was ein Album wie dieses vielleicht auch hintergrundtauglich machen kann, wozu die Arrangements den Rest beitragen.
Interessant ist allerdings, dass "That's Life" heute in meinen Ohren altmodischer klingt als jede Single-Zusammenstellung der Capitol-Jahre.
Thorsten Bode
Züchtige mich, Herr, - doch mit Maßen und nicht in deinem Grimm, auf daß du mich nicht aufreibst.
Altmodischer klingend finde ich das Album nicht, wohl in der Überzahl seiner Songs zeitgebunden und insofern als Gesamtpaket nicht für die Ewigkeit tauglich. Für mich als Frankophilen sind die Adaptionen der französischen Originale doch sehr gewöhnungsbedürftig - allerdings ein absolut subjektives Empfinden, da ich mit Urfassungen und deren Arrangements fest vertraut bin und diese sich für immer standardmäßig in meine Ohren geschlichen haben. Songs wie "That´s life", und da gebe ich dir vollkommen recht, entfalten ihre wahre Größe erst live. Was Sinatra da im "siechen Alter" (smile) auf der Bühne abliefert, ist einfach nur mitreißend und straft wieder einmal all jene Lügen, die in ihrer selbstgefälligen, der Panik vor dem Alter verfallenen Art Sinatra die Sangeskunst ab 1973 absprechen - nichts als Projektion; menschlich verständlich, doch nicht ernstzunehmend.
Bei jedem Künstler von Rang gibt es Alben, die man einfach nur ungestört und aufmerksam anhören muss, um die Bandbreite ihrer Schönheit zu erfassen und wiederum solche, die als Hintergrundmusik zu welchen Aktivitäten auch immer bestens taugen. "That´s life" gehört eher zu letzter Kategorie, was das Album jedoch keineswegs abwertet, sondern ihm lediglich den ihm gebührenden Rang im Oeuvre zuweist.
"Die Überzeugung, dass es nur eine Wahrheit gibt und man selbst in ihrem Besitz ist, ist die tiefste Wurzel allen Übels der Welt." (Max Born)
„That´s Life“ hat sich den Titel „worst Sinatra-Album ever“ - so dieser einst vergeben werden würde - mehr als verdient. Die Gründe sind in meiner Rezension (siehe obiger Link) nachzulesen. Der Wert dieser Platte ist meiner Meinung nach sogar noch geringer zu veranschlagen als der des desaströsen Schwanengesangs „L.A. Is My Lady“.
Das gesamte Album „That´s Life“ ist ein Schlag in die Magengrube des Hörers, der Sinatra erst durch seine anspruchsvolleren Arbeiten so richtig zu schätzen gelernt hat. Hier wurde um den releativ erfolgreichen Single-Titel „That´s Life“ eiligst ein lieblos zusammengeschustertes Album kreiert, welches zudem noch gewollt modern wirken sollte und gerade deswegen heute als altmodisch empfunden werden kann. Eine Anbiederung an den Zeitgeist, ein Liebäugeln mit aktueller Popmusik, um auf irgendeine Art doch noch als über 50jähriger die Charts zu erklimmen.
Letzten Winter habe auch ich eine der von Thorsten geschilderten ähnliche Erfahrung gemacht, nämlich dass die Platte als Hintergrundbedudelung gar nicht so übel geeignet ist, man hüte sich aber nur tunlichst davor, auch nur eine halbe Minute genau hinzuhören... Je nun, zur Hintergrundberieselung verwende ich persönlich aber Platten des Sängers so gut wie nie, ganz einfach, weil Sinatras Werke in den meisten Fällen dafür zu schade sind. Das oberflächliche akustische Reizbedürfnis kann genauso gut mit irgendeinem Hanswurst aus dem Dudelfunk befriedigt werden, dazu bedarf es nicht des immensen Talents eines Sinatra, welcher sich bei Produktionen dieser Art verschenkt hat - wenngleich ich ihm zugute halten möchte, dass er dabei meistens gewusst hat was er tat, sprich zugunsten einer erhofften Charts-Platzierung das Licht bewusst unter den Scheffel gestellt hat.
Dennoch empfinde ich das Album in Summe als eine - wenn auch kalkulierte - unnötige und bedauernswerte Entwürdigung Sinatras als schöpferischen Künstler und Großmeister des anspruchsvolleren Unterhaltungs-Songs.
Ich möchte bezweifeln, ob das Album besser geworden wäre, hätte Großmeister Riddle für die Arrangements gesorgt. Das Hauptproblem stellt meiner Ansicht nach die Tatsache dar, dass das Songmaterial vielfach sehr, sehr dürftig genannt werden kann, besser noch: muss. Ein richtiggehendes "McDonalds-Album", noch am ehesten genießbar, wenn die Ohren auf Durchzug eingestellt sind. Keiner der Beteiligten war mit der Absicht, ein Meisterwerk zu schaffen, an der Arbeit, man wollte ein möglichst leicht verdauliches, dem Massengeschmack entsprechendes Album - getreu Sinatras offenbarer Maxime zu jener Zeit, abwechselnd ein anspruchsvolles und ein dem Massengeschmack frommendes Album herauszubringen, besehen Sie sich das Oeuvre des Sängers zwischen 1965 und seinem Retirement 1971, diese Strategie ist ganz deutlich erkennbar.
Unverzeihlich ist allerdings - kein künstlerischer Anspruch her oder hin - der entsetzliche Murks der von den beteiligten Ton-Leuten geliefert wurde - das Album klingt schlicht ungeheuer schlecht, audiophil veranlagten Hörern dürften hier die Ohren abfallen. Vielleicht ist auch dieser Umstand ein Beleg dafür, wie wenig den Beteiligten am Gesamtprodukt gelegen war.
Verspätet, aber doch sehe ich mich bemüßigt zu folgendem Satze Stellung zu beziehen:
Zitat und straft wieder einmal all jene Lügen, die in ihrer selbstgefälligen, der Panik vor dem Alter verfallenen Art Sinatra die Sangeskunst ab 1973 absprechen - nichts als Projektion; menschlich verständlich, doch nicht ernstzunehmend.
Die Unterstellung, Sinatra würde in meiner Bewertung seiner Spät-Phase eher unerfreulich abschneiden, resultiere aus einer Projektion eigener Ängste vor dem Altwerden, muss zurückgewiesen werden. Zwar ist es richtig, dass ich das Altwerden und alle damit meist einhergehenden Unzukömmlichkeiten fürchte wie nichts auf der Welt, doch griff diese Einstellung erst vor nicht einmal ganz einem Jahr Platz (und steigert sich täglich, wenn Sie mir diese Zusatzbemerkung gestatten wollen).
Meine Bedenken Sinatra´s Spätphase gegenüber äußere ich hingegen seit mittlerweile zehn Jahren - in denen mir jedoch der Gedanke an das Älterwerden noch keine Panikanfälle bereitete.
Somit projiziere ich keineswegs eigene Ängste auf das Leben, das Werk und die Person Sinatra´s. Auch ist Sinatra´s Weg nach seinem Comeback allenthalben sehr umstritten, sowohl bei der Kritik als auch in Fankreisen (in letzteren freilich eher vereinzelt, was mit der dem Fan nunmal innewohnenden Tendenz zur Betriebsblindheit in Zusammenhang stehen mag).
Besehen wir uns Sinatras Stimme genauer, kommen wir fast unausweichlich zur Auffassung, es eigentlich mit DREI Sängern zu tun zu haben, so sehr unterscheidet sich seine Stimme in der jeweiligen Karriere-Phase.
1. der junge Sinatra von 1939-47 2. der mittlere Sinatra von 1948-65 3. der alte Sinatra von 1973-95
Wobei hier die Übergänge freilich stets fließend verliefen und man gut und gerne noch mindestens zwo weitere Stufen der Unterscheidung einbauen könnte.
Diese drei Stimmen sind so grundlegend verschieden voneinander, dass man kaum glauben möchte, dass sie ein und der selben Person zugehören. Meine Überzeugung geht dahin, dass das Alter Sinatras Stimme vermutlich weniger in Mitleidenschaft gezogen hat als der jahrzehntelange Konsum von Zigaretten und scharfen Alkoholika. Whiskey ruiniert eine „schöne Stimme“, während er einer durchschnittlichen durchaus mehr Charakter verleihen kann. In Sinatras Falle allerdings wirkte sich der Alkohol desaströs aus, sodass - in Verbund mit natürlichen Abnutzungserscheinungen - Sinatra ab seinem Comeback verglichen mit den Jahrzehnten zuvor meistens schrecklich klingt, in fast jeder Aufnahme deutliche Stimmprobleme zutage treten. Sinatras Stimme wurde mit dem Alter (ab 1973) nicht nur anders, sondern - SCHLECHTER.
Er selbst muss sich dessen bewußt gewesen sein, so nahm er in den letzten Jahren nur mehr sehr wenige reine Balladen ins Konzertprogramm und es gibt durchaus Aussagen des Stars selbst, denen zufolge er mit der Entwicklung seiner Stimme nicht sonderlich glücklich war.
Dem steht u.a. - und darauf beschränke ich mich hier - das ganz späte Meisterwerk "She shot me down", ein reines(!) Balladenalbum, entgegen. Es straft die obige Einlassung Lügen - und das sehr intensiv. Die Stimme der Columbia-Ära war schön, doch beliebig und lieferte mitunter Grässliches - "One for my Baby" wäre infolge fehlender Reife niemals zum gänsehauterzeugenden Klassiker geworden. Auch die reife, mitunter brüchige Stimme lag bei manchen Songs daneben, doch die Authentizität, die Alben mit reifen, lebenserfahrenen Texten wie das Obenbenannte unbedingt benötigen, war noch nicht vorhanden und solche Arbeiten undenkbar.
Ich behaupte, dass Sinatra ohne die Capitol- sowie Reprisejahre längst der kollektiven Vergessenheit anheimgefallen wäre - niemand wüsste mehr mit diesem Namen etwas anzufangen; eine blasse Fußnote der Musikgeschichte, verstaubt in dunklen Archiven, ungehoben durch die aktuellen Medien.
"Die Überzeugung, dass es nur eine Wahrheit gibt und man selbst in ihrem Besitz ist, ist die tiefste Wurzel allen Übels der Welt." (Max Born)
2 von 2 Kunden fanden die folgende Rezension hilfreich: 4.0 von 5 Sternen That s Sinatra!, 13. April 2010
Rezension bezieht sich auf: That'S Life (Audio CD) Natürlich hat jeder Sinatra-Liebhaber seine Lieblingsalben, wobei je nach Geschmack der Swing oder aber die Ballade federführend ist. Für beide Stile gibt es eine Fülle von Alben, die exakt die jeweilige Präferenz bedienen (Vgl. Sie hierzu gerne auch meine weiteren Rezensionen). DIESES Originalalbum, das gerade neu aufgelegt wurde, vereint beide musikalische Genres, ohne sich gegenseitig im Wege zu stehen oder aber den Eindruck des Konzeptalbums, für das der Sänger als einer der allerersten stand, zu negieren.
Drei französische Chansons internationaler Klasse, komponiert von Gilbert Becaud und Michel Legrand, macht FS zu fantastisch arrangierten Swingnummern, ebenso wie die eigentlich ungemein schwülstige "Schiwago-Melodie", die hier peppig-schwungvoll und irgendwie typisch amerikanisch daherkommt. Es fällt schwer, hier nicht zumindest mit den Fingern zu schnipsen, so leichtfüßig und beschwingt, wie die Arrangements angelegt sind. Aber auch die Liebhaber großer Balladen kommen auf ihre Kosten. "The impossible dream" steht exemplarisch für die Gänsehaut, die der zu Recht als größter Entertainer des vergangenen Jahrhunderts apostrophierte Künstler zu erzeugen weiß, und "Tell her" oder "Give her love" stehen diesem Song lediglich marginal nach.
"That s life", der Opener der Longplay und gleichzeitig einer der größten Erfolge von Frankie-Boy alleine schon rechtfertigt die wenigen Euronen, die für diese große Kunst verlangt werden. Balladen neben Swing - und beides vom Feinsten. Weltmusik, die alle Moden überdauerte (und auch weiter überdauern wird), vereint diese CD.
That s life. That s music. That s Frank Sinatra!
"Die Überzeugung, dass es nur eine Wahrheit gibt und man selbst in ihrem Besitz ist, ist die tiefste Wurzel allen Übels der Welt." (Max Born)
Sehr geehrte Damen und Herren Leserinnen und Leser - Sie befinden sich in einer Kommunikationseinrichtung, welche den ENTERTAINER OF THE CENTURY (mit anderen Worten SINATRA, SINATRA und nochmals SINATRA) in ersprießlicher Weise thematisiert wissen möchte. Geschätztes Publicum: Diese Einrichtung ist in der Tat so hochgradig erquickend, so ungemein gastlich, der Wohlfühlfaktor so enorm hoch, dass es kurzum nichts Geringeres denn eine wahre Lust ist, sich hierorts aufzuhalten und sich durch die mannigfaltigen Rubriken zu bewegen! Sehen Sie sich gut und in aller Ruhe um und Sie werden - darauf mein Wort - nicht umhinkommen zu sagen: "Hier ist es schön, hier will ich bleiben."
*** Wertes Publicum: FRAU CHARLOTTE ROCHE ist eine GÖTTIN - eine WAHRE GÖTTIN ***