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Dieses Thema hat 3 Antworten
und wurde 241 mal aufgerufen
 SINATRA - DIE STUDIO-ALBEN
Holger Schnabl
Prinzipal & Melancholiker


Beiträge: 1.635

06.05.2011 18:33
Point Of No Return (Capitol-Album, 1962) Zitat · Antworten

POINT OF NO RETURN
Aufgenommen 1961




Meine Damen und Herren, es folgen einige Details zu besagtem Album, welche uns hierorts Versammelten zur Information und als Grundlage für eine weitere Diskussion zu eben dieser Veröffentlichung dienen sollen:

When The World Was Young
I´ll Remember April
September Song
A Million Dreams Ago
I´ll See You Again
There Will Never Be Another You
Somewhere Along The Way
It´s A Blue World
These Foolish Things
As Time Goes By
I´ll Be Seeing You
Memories Of You
Day In - Day Out
Don´t Make A Beggar Of Me
Lean Baby
I´m Walking Behind You



Zum Zeitpunkt der Aufnahme von Point Of No Return hatte Sinatra bereits drei Alben für sein neues, eigenes Label Reprise Records eingespielt.

Die hier vorliegende Platte ist die letzte, die der Sänger für das Label Capitol Records aufgenommen hat. Erst Jahrzehnte später sollte er 1993 mit Duets wieder ein Album für Capitol einspielen.

Wer meinte, Sinatra würde für ein Album, das eigentlich nur zur Erfüllung eines Vertrages mit der alten Plattenfirma entstand, höchstens Konfektionsware abliefern, wird hier eines Besseren belehrt: Er machte der Firma, mit der er in den Olymp der amerikanischen Populärmusik aufgestiegen war, ein großartiges Abschiedsgeschenk und bescherte dem Rest der musikinteressierten Menschheit eines der besten jemals aufgenommenen Balladenalben überhaupt. Jawohl, meine hochverehrten Damen und Herren.

Diese Platte steht am Ende eines mit musikalischen Meilensteinen reich gepflasterten Weges und ist - wenngleich oft von vielen Diskografen unterschätzt - vielleicht das beste Album mit ruhigen Songs, das Sinatra jemals aufgenommen hat.

Der Sänger war damals in der absoluten Hochform seines Lebens, wenngleich sein Gesang an sich schon lange nicht mehr die Reinheit der Columbia-Phase hatte. Sinatras Phrasierungs- und Interpretationskunst hatten jedoch um diese Zeit herum ihren Höhepunkt erreicht. Von hier aus konnte es eigentlich nur mehr - langsam zwar, aber doch stetig - bergab gehen.

Und tatsächlich, genauso kam es dann ja auch, wie wir wissen. Fast unmerklich, geradezu heimtückisch langsam setzte der künstlerische Abstiegsprozess ein, bis er nach 1965 auch den glühendsten Verehrern des Barden unmöglich entgehen konnte.

Die Songs auf Point Of No Return sind zwar melancholisch, strahlen aber nie jene Verzweif- lung aus wie etwa die Stücke auf Only The Lonely, welche stellenweise schon gar zu dick aufgetragen war. Die Arrangements sind insgesamt leichter als auf den vorangegangenen, von Nelson Riddle beziehungsweise Gordon Jenkins arrangierten Balladen-Alben der Capitol-Periode und unterscheiden sich - nicht nur, aber immerhin - schon allein deshalb von den zuvor entstandenen Alben.

Point Of No Return vereint Sinatra hier mit Axel Stordahl, jenem genialen Arrangeur, der schon für die allermeisten Produktionen des Sängers bei Columbia-Records in den 40er-Jahren verantwortlich war. Der Arrangeur war damals schon von seiner schweren und schrecklichen Krebs- Erkrankung gezeichnet und Point Of No Return sollte die letzte Zusammenarbeit der beiden sein, Stordahl sollte nur mehr zwei Jahre zu leben haben.

Sinatra und Stordahl gelang mit dieser in nur zwei Tagen aufgenommenen Platte ein wirkliches Meisterwerk ohne jegliche Schwachpunkte. Meine sehr verehrten Damen und Herren, machen Sie gelegentlich selbst die Probe aufs Exempel und Sie werden sicherlich zu einer ganz ähnlichen Auffassung gelangen.

Die Songs auf Point Of No Return sind allesamt großartige Nummern und die Art und Weise, wie sie von Sinatra interpretiert werden, ist schlicht sagenhaft zu nennen. Ganz besondere Highlights sind It´s A Blue World, These Foolish Things Remind Me Of You, ferner noch die legendäre Film-Edelschnulze As Time Goes By und Memories Of You. Die restlichen Songs der Platte sind im Vergleich dazu "bloß" Spitzenklasse, was aber immer noch jeden Sangeskünstler dieses Bereiches vor Neid erblassen lassen dürfte.

Bei den letzten vier Nummern der CD-Ausgabe handelt es sich übrigens um Titel aus der allerersten Session für Capitol-Records aus dem Jahre 1953, diese mit Ausnahme von Lean Baby ebenfalls von Axel Stordahl arrangierten Songs - vor allem natürlich das schnelle Lean Baby - passen ganz und gar nicht zu dem Album und es wäre sicherlich besser gewesen, auf dieses Bonus-Material, das die Grundstimmung des Albums stört, zu verzichten. Wieder einmal wird sich also der geneigte Hörer, die geneigte Hörerin mit der Programm-Funktion des Abspielgerätes behelfen müssen, um das Album in seiner Original-Abfolge genießen zu können. Und wahrlich: Ein Genuss ist es allenthalben dieser Platte zu lauschen, ein Genuss, welcher sich auch nach dem x-ten Hörerlebnis ungeschmälert einstellt.

So zeitlos meisterhafte Interpretationen und Arrangements unterliegen nunmal keinerlei Abnützungserscheinungen und wirken immer wieder aufs Neue frisch und lebendig.

Fazit: Ein wunderbares Album mit melancholisch-romantisch gefärbten Songs, welche eine große Ruhe und Abgeklärtheit verströmen. Ja, in der Tat: Sinatras Interpretation strahlt eine große und wunderbare innere Ruhe und und Abgeklärtheit aus. Ein Album zum Immer-wieder-hören und ein mehr als würdiger Abschluss der glorreichen Capitol-Ära.

Die Diskussion zu dieser Veröffentlichung ist hiermit eröffnet.

Allen noch einen gemütlichen Abend
H.S.


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T.Bode
Verschollener


Beiträge: 836

08.05.2011 15:43
#2 RE: Point Of No Return (Capitol-Album, 1962) Zitat · Antworten

Point Of No Return gehört zu den Alben, bei denen ich noch nach jedem Hören begeistert war und doch habe ich es jetzt schon beinahe eine Ewigkeit nicht mehr gehört.
Wirklich jedes der vertretenen Lieder ist faszinierend und je mehr ich darüber nachdenke wundere ich mich, welch untergeordnete Rolle es doch immer wieder spielt, da bin ich keine Ausnahme.

Vielleicht liegt das an der sehr speziellen Grundstimmung des Albums, man kommt halt nie auf den Gedanken "Hey, ich hätte jetzt Bock auf Point of No Return".
Gleich heute Abend werde ich es nach langer Zeit mal wieder auflegen.



Thorsten Bode

Züchtige mich, Herr, - doch mit Maßen und nicht in deinem Grimm, auf daß du mich nicht aufreibst.

Ulrich Groh
Erzürnter


Beiträge: 191

09.05.2011 22:43
#3 RE: Point Of No Return (Capitol-Album, 1962) Zitat · Antworten

In der Tat handelt es sich hier um ein gutes Album mit exzellenten Balladen. Auch ich lege es selten auf den Teller, kenne inzwischen aber die Beweggründe: Die Arrangements sind nicht zeitlos wie jene der meisten REPRISE- sowie einiger CAPITOL-Alben, sondern noch in den 50er Jahren verwurzelt. Was bei Genres wie dem Jazz beispielsweise zum Vorteil gereicht, erweist sich bei "Point of no return" als etwas altbacken, obsolet.
Dessen ungeachtet handelt es sich um eine hervorragende, wenn auch - für mich - epochal fixierte Arbeit Sinatras, die den Geschmack der 5oer trägt, obwohl sie Anfang der 60er Jahre veröffentlicht wurde.

"Die Überzeugung, dass es nur eine Wahrheit gibt und man selbst in ihrem Besitz ist, ist die tiefste Wurzel allen Übels der Welt." (Max Born)

Holger Schnabl
Prinzipal & Melancholiker


Beiträge: 1.635

10.05.2011 20:51
#4 RE: Point Of No Return (Capitol-Album, 1962) Zitat · Antworten

Guten Tag!

Ob die Arrangements dieses Albums nach heutigen - oder vielleicht auch schon damaligen - Standpunkten altbacken oder antiqiert erscheinen, war bei mir bislang nie ein Thema, was naturgemäß in Zusammenhang mit der Tatsache steht, dass bei mir die Columbia-Phase (nebst großer Teile der Zeit davor) ganz besonders hoch im Kurs steht (und freilich immer stehen wird).

Stordahl, 1961 am Ende seines irdischen Weges fast angekommen, erwies sich freilich nicht als musikalischer Neuerer, eher verweist das Album auf die ehemalige und hochersprießliche Zusammenarbeit beider herrausragender Künstler bei Columbia - diesmal im Gegensatz zu ehedem allerdings mit einem Sänger, dessen Stimme gerade am Höhepunkt ihres Reifeprozesses angekommen war. Der „mittlere Sinatra“ der Jahre 1960-65 intonierte im Gegensatz zum Jüngling von 1939-1945 mit markanter männlicher Note, abgeklärt und herb-reif im Ton, mit einem Wort: aufs allerherrlichste.

„Point Of No Return“ macht eben geschilderte Umstände meiner Meinung nach besonders deutlich, es gehörte immer schon zu meinen Lieblings-Balladen-Alben Sinatras, nicht zuletzt auch deshalb, weil es weniger schwer und dramatisch als die Riddle- oder Jenkins-Alben ist - im Gegensatze etwa zu „In The Wee Small Hours“ ist „Point Of No Return“ durchaus hintergrundtauglich.

Wenn das Album in der Diskussion zu Sinatras musikalischem Werk oft untergeht und auch von Diskografen und Kritikern eher weniger zur Kenntnis genommen wird, so vermutlich deshalb weil Werke wie „In The Wee Small Hours“, „Only The Lonely“ oder „September Of My Years“ durch ihre übergroße Strahlkraft „Point Of No Return“ in den Hintergrund rücken. Leider, denn hat „Point Of No Return“ vielleicht nicht die künstlerische Tiefe vorgenannter Alben, so ist es nichts trotz desto ein ganz hervorragendes Album - und ein hochbekömmliches dazu, weil trotz der hohen Klasse im Gegensatz zu „Where Are You“ oder „No One Cares“ an keiner Stelle schwer verdaulich. Meine Damen und Herren, schenken Sie „Point Of No Return“ mehr Beachtung, das Album hat es sich zweifelsfrei verdient - wer weiß, ob Ihnen nicht beim nächsten Hören ein spontanes „Hurra!“ entfährt.

Allen noch einen gemütlichen Abend
H.S.


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