Meine sehr verehrten Damen und Herren, hochgeschätztes Publicum, gestatten Sie mir freundlichst erneut tiefste Besorgnis zu äußern. Leider war es mir aus einer Vielzahl von Gründen, welche für Sie als Leser allerdings eher von marginalem Interesse sein dürfte, nicht möglich, alle Vorgänge der letzten Wochen, ja Monate rund um Fräulein Meyer-Landrut so intensiv zu verfolgen, wie es wünschenswerth gewesen wäre.
Allerdings - einige Tatsachen rund um die diesjährige ESC-Gewinnerin träufelten auch bis zu mir durch, etwa der ausgesprochen fragwürdige Vertrag mit den Rüsselheimern. Meine Damen und Herren, ich möchte Ihnen allen einen längeren Vortrag über die Sinn- beziehungsweise Unsinnigkeit dieses fast schon einzigartig dastehenden Vertrags ersparen, in der Tat - ein diesbezüglicher Exkurs würde zu weit führen und weiß Gott wohin münden...
Mir ist aber darüber hinaus auch zu Ohren gekommen, besser gesagt ich entnahm es einem Print-Medium, dass Fräulein Meyer-Landrut ob ihrer sonstigen Verpflichtungen neuerdings ihr zuvor ein oder zwomal wöchentlich stattgehabtes Tanz-Training vernachlässigt habe und daraus resultierend - nach eigenen Worten - bereits stattliche funf Kilogramm zugelegt habe, hauptsächlich - wiederum nach Angabe von Fräulein Meyer-Landrut an den Oberschenkeln. Was dies für eine junge Dame, welche im Schaugeschäft sich weiterhin zu behaupten gedenkt, bedeutet, bedarf wohl keiner eingehenden Erklärung...
Weiters entnahm ich den Medien, dass Fräulein Meyer-Landrut ihr Domizil nach Berlin verlegt habe, um die Fährnisse und das Ungemach eines ständigen Hin- und Her-Pendelns abzuwenden. Auch hierin sehe ich leider sehr viel Anlass zu berechtigter Sorge. Die Umklammerung von Raab und Consorten nimmt also weiterhin zu.
Darüber hinaus vernahm ich mit besonderer Sorge, dass die Verkäufe der neuen Single ein gutes Stück hinter den Erwartungen und Prognosen herhinken. Das öffentliche Interesse scheint also abzuebben, der Bonus des „Neu und Besonders“-Seins scheint mittlerweile verpufft, was freilich nur zu erwarten gewesen war. Schuld an schleppenden Verkäufen mag auch die Tatsache sein, dass der Single-Tonträger für Käufer der CD keinerlei Kaufanreiz bietet, etwa in Form einer zuvor nicht erhältlichen Aufnahme, sey es nun ein neues Lied oder wenigstens eine Live-Aufnahme eines schon bekannten Stückes - je nun, hier kann man dem Management einen groben Schnitzer unterstellen, ja manche werden es sogar grobe Fahrlässigkeit nennen. Wohlan, nachlässig gehandelt wurde hier in der Tat und diese Nachlässigkeit geht naturgemäß zu niemandes anderen Lasten als eben zu Lasten des Fräulein Meyer-Landrut.
Ansonsten bleibe ich bei meiner schon des Öfteren in aller epischen Breite dargelegten Skepsis hinsichtlich eines neuerlich Antritts beim ESC im Jahre Zwotausenduhrelf - das Desaster ist unvermeidlich, der Schaden für das Fortkommen des Fräuleins gar nicht abzuschätzen. Im Übrigen wird es Zwotausendundelf freilich sehr schwer werden, die Nation erneut geschlossen hinter Fräulein Meyer-Landrut zu stellen, der Poebel begeistert sich gerne für das Neue, noch nicht dagewesene - somit wird sich zwangsweise eine gewisse Taubheit gegenüber den akustischen wie optischen Reizen der neuerlichen Vertreterin Deutschlands beim ESC einstellen. Eine Tatsache welche mich zwar nicht hinsichtlich des ESC-Ergebnisses, aber sehr wohl hinsichtlich des beruflichen Fortkommens des Fräulein Meyer-Landrut mit einer gewissen Bänglichkeit erfüllt. Wendet sich nämlich erst einmal die Aufmerksamkeit der breiten Masse ab, ist an eine Steigerung oder auch nur ein Halten bisheriger Erfolge nicht zu denken. Die breite Masse ist eine gar wankelmüthige Braut und streut ihre Gunst bald vor diesem bald vor jenem aus - der Untergang von Christina Stürmer sollte uns hier durchaus zu denken geben. Dieser Untergang begab sich auch nicht von heute auf morgen sondern beschlich die Künstlerin in der Vermummung zunächst nur ansatzweise erkennbaren, schleichenden Siechtums. Ich sehe hier leider die Gefahr eines ganz ähnlichen Schicksals für Fräulein Meyer-Landrut.
Was mich vor allem auch in große, sehr große Besorgnis versetzt, ist die Tatsache, dass für Zwotausendundelf die größten Hallen Deutschlands gebucht wurden und niemand imstande ist vorherzusagen, ob den diese auch gefüllt werden können - ich kenne die Vorverkaufszahlen nicht (ich gestehe dies unumwunden und freymüthig) aber nichts ist der Reputation eines Künstlers abträglicher als in halbleeren Auftrittsräumlichkeiten zu gastieren. Oh meine sehr geehrten Damen und Herren, selbst wenn sich die Hallen durch glänzende Vorverkäufe ob des (mittlerweile auch schon abgeflachten) Sieges- Hypes um Fräulein Meyer-Landrut womöglich doch füllen - wieviele Kartenbesitzer wird es womöglich nächstes Jahr reuen, die Karte gelöst zu haben und wieviele Kartenbesitzer werden sich bis dorthin anderen Interessen, anderen Künstlern zugewandt haben und somit letzlich nur lustlos der lang im Voraus bezahlten Veranstaltung beiwohnen und kaum oder höchstens höflich applaudieren?
Meine sehr geehrten Damen und Herren, diese Tournee macht mir in der Tat großen Kummer und große Sorge, vor allem auch hinsichtlich folgender Tatsache, welcher bislang wenig oder gar keine Beachtung beigemessen wurde: Die Auftritte Fräulein Meyer-Landruts dauerten bislang und einstweilen gerade mal zehn Minuten (im Höchstfall). Wer kann sagen, ob Kondition und vor allem Stimme für einen mindestens neunzigminütigen Auftritt überhaupt ausreichen, vor allem auch ob die Kräfte für eine Tournee mit einer Vielzahl derartiger Auftritte hinreichen. Anstatt ein Talent umsichtig aufzubauen, wird der Docht an beiden Enden angezündet - ein grober Fehler, wie sich noch herausstellen wird, davon bin ich felsenfest überzeugt. Es gibt bessere Methoden, einem Kind das Schwimmen beizubringen, als es in den Fluss zu werfen. Wie Sie sehen, gibt es vielerlei Entwicklungen die sich nicht eben günstig auf Fräulein Meyer-Landrut auszuwirken scheinen: Die mäßigen Verkäufe, das spürbare Abebben des allgemeinen Interesses, eine gewisse Häme seitens der Journaille, die Frage, ob das Fräulein - noch ungeübt wie sie ist - einer Tournee gewachsen ist, der Umzug vom lauschigen Heim in eine Bleibe in der Fremde, welche zudem laut des Fräulein Meyer-Landrut „nichts besonderes“ ist (ich fürchte, für diese Bleibe kommt das knausrige Raab-Management auf und ich sehe in der Tat vor meinem geistigen Auge eine funfzehn-Quadratmeter-Klitsche mit auf dem Boden gelagerter Matratze, behelfsmäßiger Stromversorgung, Zehn-Liter-Warmwasser-Boiler und Camping-Kühlschrank, ein Resopal-Regal nebst Klapptisch und Camping-Sesseln), zudem noch offen eingestandene Gewichtsprobleme - womöglich beginnende Fettleibigkeit zurückzuführen auf den überreichen Konsum von Süßem, um schleichend einsetzenden Depressionen aufgrund des schwer lastenden Drucks zu begegnen? Meine sehr geehrten Damen und Herren - fast wünschte ich, nie zum Lenaisten geworden zu seyn - ich wäre aller oben angeführten Besorgnisse enthoben und könnte mich auf meine Zahnschmerzen konzentrieren. Leider aber ist der Lenaismus ab einem bestimmten Grade - im Gegensatz zu leichteren Fällen - nicht mehr reversibel.
Meine sehr verehrten Damen und Herren, erlauben Sie mir abschließend eindringlich an Sie zu appellieren: Bleiben Sie Fräulein Meyer-Landrut allen Widrigkeiten und Widerwärthigkeiten zum Trotze gewogen, halten Sie zu ihr, selbst wenn Sie auf Platz Numero Funfzehn zu liegen kommt, selbst wenn sie ihre Stimme verliert, selbst wenn sie sich zu einem funfundachtzig-Kilo-Moppel herausfrisst, selbst wenn der Glanz ihrer Augen ermattet, selbst wenn sich das Zahnpiercing löst, selbst wenn die Rüsselheimer sich von ihr abwenden, selbst wenn Monsieur Raab längst ein neues Opfer für seinen Publicity-Vampyrismus gefunden hat, selbst wenn sich die Nation von Fräulein Meyer-Landrut abwendet, selbst wenn sie mangels Popularität nicht einmal mehr im Telefonbuch aufscheint.
Meine Damen und Herren, ich ersuche Sie dringendst: Halten Sie zu Fräulein Meyer-Landrut komme was da wolle - seyen Sie keine Mitläufer, die einem Star hinterherlaufen, solange er populär ist und ihn später sang- und klanglos vergessen (so geschehen etwa mit C.C.Catch und A La Carte) - zeigen Sie Charakter! Zeigen Sie Charakter und halten Sie dem Fräulein die Treue - - - und vor allem: Schämen Sie sich dessen nicht, wie sich viele dereinst geschämt haben, Nena während ihrer langjährigen Erfolglosigkeit die Treue zu halten! Oh, meine Damen und Herren, wenn Sie wüßten wieviele angebliche Fans Nena später in den bitteren Zeiten der Erfolglosigkeit verraten und verleugnet haben! Und jetzt sich nicht entbloeden, wieder aus ihren Löchern zu kriechen und zu behaupten, sie wären schon immer Nena-Anhänger gewesen! Pfui Deibel - mir vekrümmt sich das Gekröse ob solcher Charakterlosigkeit! Meine sehr verehrten Damen und Herren: kurze Rede, langer Sinn: Halten Sie eisern zu Fräulein Meyer-Landrut!
Sehr geehrte Damen und Herren Leserinnen und Leser - Sie befinden sich in einer Kommunikationseinrichtung, welche den ENTERTAINER OF THE CENTURY (mit anderen Worten SINATRA, SINATRA und nochmals SINATRA) in ersprießlicher Weise thematisiert wissen möchte. Geschätztes Publicum: Diese Einrichtung ist in der Tat so hochgradig erquickend, so ungemein gastlich, der Wohlfühlfaktor so enorm hoch, dass es kurzum nichts Geringeres denn eine wahre Lust ist, sich hierorts aufzuhalten und sich durch die mannigfaltigen Rubriken zu bewegen! Sehen Sie sich gut und in aller Ruhe um und Sie werden - darauf mein Wort - nicht umhinkommen zu sagen: "Hier ist es schön, hier will ich bleiben."
*** Wertes Publicum: FRAU CHARLOTTE ROCHE ist eine GÖTTIN - eine WAHRE GÖTTIN ***