Meine sehr verehrten Damen und Herren, wie Sie vielleicht wissen mögen, zähle ich mitnichten zu den Freunden des Weihnachtsfestes, welches uns bereits wieder bedenklich auf den Leib zu rücken beginnt. Jedoch ist es alldieweil noch in genügend weiter Ferne, um ein Weihnachtsalbum zu hören, ohne dabei die üblichen Leib-Krämpfe zu bekommen:
Tony Bennett: A Swingin´ Christmas
Ich gestehe, dies Album schon zum Fest anno Zwotausendundneun von lieben Bekannten verehrt bekommen zu haben, es aber erst gestern zum ersten Male meinem Abspielgerät anvertraut zu haben - wäre es kein Bennett-Album, hätte ich es vermutlich ohnehin links und rechts liegen lassen.
Je nun, das Zwotausendundacht erschienene Album wird seinem Titel über weite Strecken gerecht (ein paar Balladen wurden freilich dazwischengeschummelt), Bennett erfährt Unterstützung durch das trotz Hinscheidens seines Chefs immer noch hochaktive Count-Basie-Orchestra und duettiert auf „I´ve Got My Love To Keep Me Warm“ gar mit seiner Tochter (welche allerdings meiner Meinung nach ohne den Vorzug der Familienzugehörigkeit wohl kaum ein Aufnahmestudio betreten hätte dürfen). Produziert hat die (Weihnachtslieder hin oder her) ausgesprochen hörenswerte und live im Studio eingespielte Platte Phil Ramone. Count Basies Rolle am Piano übernimmt hier übrigens der berühmte Jazz-Pianist Monty Alexander.
Was aber besonders bemerkenswert, ja nachgerade unglaublich ist, meine Damen und Herren, ist der Umstand, dass Bennetts Stimme in den letzten zehn bis funfzehn Jahren einen nur minimalen Alterungsprozess durchlaufen zu haben scheint. In der Tat: der kürzlich vierundachtzig Lenze jung gewordene Altehrwürdige klingt erstaunlich für einen Mann seines biblischen Alters. Bedenken Sie, meine sehr verehrten Damen und Herren: Bennett spielte das Album in einem Alter ein, in welchem Sinatra schon eine ganze Zeit lang in der Grube lag. Bennett dagegen ist in seinen 80ern noch erstaunlich frisch - keine Spur von Altersweinerlichkeit, wie sie bei Sinatra bereits in dessen 60ern einsetzte.
In der Tat, dem ist so. Möge dieser Umstand noch eine Zeit lang anhalten, es wäre mehr als wünschenswerth könnte Bennett das Zepter, welches er nach Sinatras Hinscheiden übernommen hat, noch lange weiterführen (wiewohl wir uns dessen bewusst sein müssen, dass auch der musikalische sowie freilich auch der irdische Weg Bennetts sich in der Zielgeraden befinden - es also mithin nur eine Frage der Zeit ist, bevor auch er seinen Beruf nicht mehr imstande seyn wird auszuüben).
Sehr geehrte Damen und Herren Leserinnen und Leser - Sie befinden sich in einer Kommunikationseinrichtung, welche den ENTERTAINER OF THE CENTURY (mit anderen Worten SINATRA, SINATRA und nochmals SINATRA) in ersprießlicher Weise thematisiert wissen möchte. Geschätztes Publicum: Diese Einrichtung ist in der Tat so hochgradig erquickend, so ungemein gastlich, der Wohlfühlfaktor so enorm hoch, dass es kurzum nichts Geringeres denn eine wahre Lust ist, sich hierorts aufzuhalten und sich durch die mannigfaltigen Rubriken zu bewegen! Sehen Sie sich gut und in aller Ruhe um und Sie werden - darauf mein Wort - nicht umhinkommen zu sagen: "Hier ist es schön, hier will ich bleiben."
*** Wertes Publicum: FRAU CHARLOTTE ROCHE ist eine GÖTTIN - eine WAHRE GÖTTIN ***