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Dieses Thema hat 57 Antworten
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 DIE EOTC-SEITEN / DIESES FORUM
Seiten 1 | 2 | 3
Ulrich Groh
Erzürnter


Beiträge: 191

31.10.2010 18:34
#21 RE: Einige Worte zur gegenwärthigen Lage plus Ausblick in die nähere Zukunft Zitat · Antworten

Der Ausführung von Freund Franz schließe ich mich zu 100 Prozent an.-
Erneut sieht sich Holger leider außerstande, die Unhaltbarkeit seiner Argumentation zu erkennen und entsprechende Schlüsse hieraus zu ziehen.
Wenn er u.a. die "Weinerlichkeit" des alten Sinatra geißelt, die er an anderen Stellen mit erheblich diffamierenderen Termini zu untermauern suchte, so mag das seine Meinung darstellen, die ihm unbenommen ist. Ich hingegen behaupte, dass es in ALLEN Dekaden des Künstlers immer wieder Songs gab, denen man (gewisse bis eindeutige) Larmoyanz zu unterstellen in der Lage ist - je nach Geschmack, Hörgewohnheiten, Präferenzen etc.
Was jedoch ist denn eine "gewisse" oder aber "eindeutige" Larmoyanz? Worin besteht sie in dem von Holger angeführten Beispiel? Wie ist sie - vor allem - MESSBAR, BEWEISBAR, wie die gebetsmühlenartig strapazierte These Holger´s, dass Sinatra ab 1973 "nicht mehr singen konnte", was "auf Punkt und Komma" beweisbar sei?
Beweisbar für mich ist nun lediglich, dass der Prinzipal weiterhin mit schier unglaublicher Dickköpfigkeit Argumente anführt, die sich selbst, da subjektiver und EINZIG subjektiver Natur, selbst ad absurdum führen.
Und dies ist nicht nur traurig, sondern in zunehmendem Maße ärgerlich.

"Die Überzeugung, dass es nur eine Wahrheit gibt und man selbst in ihrem Besitz ist, ist die tiefste Wurzel allen Übels der Welt." (Max Born)

Holger Schnabl
Prinzipal & Melancholiker


Beiträge: 1.635

31.10.2010 20:18
#22 RE: Einige Worte zur gegenwärthigen Lage plus Ausblick in die nähere Zukunft Zitat · Antworten

Guten Tag!

Wenn Sinatra in seinen späten Tagen etwa ständig die Stimme bricht, er bei seinen Phrasierungen beständig ins Zittern kommt, so ist das - halten zu Gnaden - nicht mehr mit dem Argument "subjektive Hörerfahrung" vom Tische zu wischen. Unterlaufen solche Fehler einem Aspiranten für einen Platz am Konservatorium, so hieße das automatisch "Danke, das genügt - der Nächste bitte".

Meine Damen und Herren, wenn einzelne unter Ihnen mir Dickköpfigkeit vorwerfen wollen, so muss ich nunmehr den Umkehrschluss bemühen und kann auch Ihnen eine gewisse - ich will nicht sagen: Unbelehrbarkeit - aber doch eine Form von halsstarriger Beharrlichkeit nicht absprechen.

Die "Kunst" meine Damen und Herren, hat zumindest meinem Verständnis nach auch mit "Können" zu thun.
Der greise Sinatra "konnte" eben nicht mehr, seine Stimme ist auf den meisten Aufnahmen welk, krank, gebrechlich, greisenhaft und schlichtweg inferior. Drum höre, wem Ohren gegeben, meine Damen und Herren.

Allen noch einen gemütlichen Abend
H.S.


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F. X. Huber
Fahnenflüchtiger


Beiträge: 408

31.10.2010 22:15
#23 RE: Einige Worte zur gegenwärthigen Lage plus Ausblick in die nähere Zukunft Zitat · Antworten

Holger, ich muss doch sehr bitten. "Halsstarrig", das lässt Dich in einem neuen Licht erscheinen.

Es besteht kein Zweifel, dass seine Stimme mehr als bei anderen im Alter abgebaut hat. Der Lebenswandel oder die Genetik, was auch immer, jedenfalls ist es unüberhörbar. Nur zweifle ich an, ob damit seine Sangesfähigkeit/Kunstfertigkeit abgenommen hat. Das kann man m. E. einfach so nicht behaupten.

Vermutlich habe ich es in diesem Zusammenhang schon einmal getan, aber ich lasse es mir nicht nehmen, noch einmal auf Bonnie Tyler und Billie Holiday hinzuweisen. Was ist denn nun größere Kunst, mit einem Organ wie Sinatra 39 mit Leichtigkeit alles präzise zu singen, oder trotz limitierter Möglichkeiten noch so viel Ausdruck zu besitzen? Bitte nicht technisches Vermögen mit Können oder gar Kunst verwechseln.

Be who you are and say what you feel because those who mind don't matter and those who matter don't mind.

Ulrich Groh
Erzürnter


Beiträge: 191

31.10.2010 23:36
#24 RE: Einige Worte zur gegenwärthigen Lage plus Ausblick in die nähere Zukunft Zitat · Antworten

Franz, auch du wirst feststellen, dass es sinnlos anmutet, Holger Schnabl von den in diesem Punkt überwiegend unisono geäußerten Fakten zu überzeugen. Sein "Umkehrschluss", den er zieht, ist nichts als der hilflose Versuch, die Meinungshoheit trotz (unterstellter) besserer Einsicht zu verteidigen.
Seine Aversion gegen die Altersstimme Sinatras ist völlig legitim und bleibt unbestritten. Daraus jedoch das in jeder Hinsicht unhaltbare Dogma zu konstruieren, das ich hier nicht erneut darlegen muss und auch nicht möchte, legt ein beredtes Zeugnis über die ihm zu eigene Halsstarrigkeit ab, die er folgerichtig - im Übrigen auch erwartet - nun auf meine Person projiziert.
Mir ist in diesem Kontext bewusst, seine Aversion auch auf mich gezogen zu haben, was seine letzte Einlassung deutlich zeigt. Wer jedoch ein öffentliches Forum betreibt, sollte auch mit ebenso fundierter wie berechtigter Kritik umgehen können und die Größe besitzen, unhaltbare Argumentationsstrategien aufzugeben. Hieraus erwächst Respekt - nicht aber infolge selbstverliehener Titulierungen bzw. Attributierungen.-
Holger Schnabl war, wie zu vermuten steht, bis zu meinem Erscheinen in dieser hochgastlichen Einrichtung Kritik, wie ich sie zu äußern mich genötigt sehe, nicht gewohnt. Infolgedessen kann ich nachvollziehen, dass er sich mit diesem Novum, das er leider zudem auch noch persönlich zu nehmen scheint, schwer tut.

Dennoch werde ich weiterhin unerschrocken Missstände, sofern sie auftreten sollten, klar und bar jeglicher verletzender Intention beim Namen nennen, da mir jedwede Form von Opportunismus, Untertanenmentalität oder Duckmäusertum aus tiefster Seele zuwider ist. Sollte in Letztgenanntem meine "Halsstarrigkeit" bestehen (und ebendies tut sie), so bestreite ich sie nicht, sondern bin gegenteilig auch noch dankbar dafür. Es ist eine Charaktereigenschaft, die ich mir nur unter großen Schmerzen erwerben bzw. ausbauen konnte.
In diesem Kontext sehe ich mich ebenso unbeweglich wie der Prinzipal hinsichtlich der mit dem seltsamen Anspruch der Verifizierung geäußerten Behauptung, Sinatras vokale Kompetenz sei ab 1973 gänzlich erloschen.

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Holger Schnabl
Prinzipal & Melancholiker


Beiträge: 1.635

01.11.2010 12:00
#25 RE: Einige Worte zur gegenwärthigen Lage plus Ausblick in die nähere Zukunft Zitat · Antworten

Guten Tag!

Zitat Franz: Nur zweifle ich an, ob damit seine Sangesfähigkeit/Kunstfertigkeit abgenommen hat. Das kann man m. E. einfach so nicht behaupten.

Ich sehe einen gewissen Widerspruch zwischen deinen jüngsten Einträgen und dem Eintrag, mit welchem du dich erst kürzlich zum Spielgel-Artikel des Jahres Neunzehnhundertundfunfundsiebenzig geäußert hast. Ist inzwischen eine weitgehender Sinneswandel eingetreten?

Zitat Franz: Bitte nicht technisches Vermögen mit Können oder gar Kunst verwechseln.

Das technische Vermögen ist eine der Grundvoraussetzungen für die Ausübung einer Kunst, so die Ausübung eine Ernstzunehmende seyn soll und nicht Karikatur oder Parodie. Wie gesagt, die „Kunst“ muss auch, ja sogar besonders, vom „Können“ kommen. Ansonsten stehen Dilettantismus und Scharlatanerie Thür und Tor sperrangelweit offen.

Im Übrigen überzeugt ihr nicht mit „Fakten“, sondern bestenfalls Meinungen, welche ihr jedoch im Gegensatze zu meinen Bemühungen, nie zu beweisen trachtet, sondern euch damit begnügt, meine Ansichten pauschal als unhaltbar und unbeweisbar zu bezeichnen. Einen Gegenbeweis bleibet ihr jedoch schuldig. Die Rollenverteilung in dieser Diskussion ist etwas ermüdend - ich soll ständig etwas beweisen, ihr jedoch offenbar seid solchen Verpflichtungen gänzlich enthoben.

Zitat Ulrich: Holger Schnabl war, wie zu vermuten steht, bis zu meinem Erscheinen in dieser hochgastlichen Einrichtung Kritik, wie ich sie zu äußern mich genötigt sehe, nicht gewohnt. Infolgedessen kann ich nachvollziehen, dass er sich mit diesem Novum, das er leider zudem auch noch persönlich zu nehmen scheint, schwer tut.

Meine sehr verehrten Damen und Herren, es liegt mir fern, sachliche Kritik persönlich nehmen zu wollen. Dass dieser Vorwurf gerade von einem Diskutanten kommt, welcher meine „Dickköpfigkeit“ letzthin „zunehmend ärgerlich“ fand, ist etwas befremdlich. Wenn hier jemand das Diskussionsgeschehen zunehmend auf eine persönliche Ebene zu verlagern tendiert, dann wohl eher Ulrich. Als „halsstarrig“ bezeichne ich die offenbare Weigerung, der eigenen Position entgegengesetzte Meinungen zumindest gedanklich durchzuspielen, eine Übung, welcher ich mich sehr wohl bediene, wenngleich meine ursprüngliche Meinung fallweise davon unberührt bleibt.

Die späthe Billie Holiday macht mir von Zeit zu Zeit ebenfalls viel Gram und Mißvergnügen, ihr stimmlicher Abbau ist dem Sinatras gleichzusetzen, es können dieselben Widrigkeiten und Widerwaerthigkeiten beobachtet werden: Die Stimme wirkt welk, krank, müde, ausgelaugt, kratzig, brüchig und vor allem im Vergleich zu früheren Leistungen erbaermlich beklagenswerth. Auch Billie Holiday konnte ab einem gewissen Zeitpunkte aus schulmäßiger Sicht nicht mehr singen.


Zitat Ulrich: Dennoch werde ich weiterhin unerschrocken Missstände, sofern sie auftreten sollten, klar und bar jeglicher verletzender Intention beim Namen nennen, da mir jedwede Form von Opportunismus, Untertanenmentalität oder Duckmäusertum aus tiefster Seele zuwider ist.

Dazu möchte ich dich sogar ausdrücklich ermuntern. Was „jegliche Form von O., U. & D.“ angeht, stimme ich vollstens mit dir überein.

Meine Damen und Herren, nachdem ich meine Ansichten dargelegt und nach Kräften (wenngleich offensichtlich vergeblich) zu begründen suchte, wäre es vielleicht an der Zeit, dass die Gegenpartei ihre Ansichten zu belegen versucht, anstatt beständig nur zu verneinen. Wie also gelangen Sie konkret zur Ansicht, Sinatra sey nach seinem Comeback anno 1973 aus schulmäßiger Sicht noch ein Sänger gewesen? Wie kommen Sie zur Überzeugung, die Beurteilung an Konservatorien erfolge gleichsam rein willkürlich und hätte offenbar mehr mit dem gegenwärthigen Wohlbefinden des Prüfers zu thun als mit den Fertigkeiten des Prüflings? Wie kommen Sie zur Ansicht, Gesang sey schulmäßig nicht bewertbar, wo er doch sehr wohl gelehrt werden kann?

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F. X. Huber
Fahnenflüchtiger


Beiträge: 408

01.11.2010 13:23
#26 RE: Einige Worte zur gegenwärthigen Lage plus Ausblick in die nähere Zukunft Zitat · Antworten

Zitat
Ich sehe einen gewissen Widerspruch zwischen deinen jüngsten Einträgen und dem Eintrag, mit welchem du dich erst kürzlich zum Spielgel-Artikel des Jahres Neunzehnhundertundfunfundsiebenzig geäußert hast. Ist inzwischen eine weitgehender Sinneswandel eingetreten?


Vermeintlich, doch das lässt sich so erklären. Nach deinem und meinem Dafürhalten, und wenn ich Herrn Schreiber richtig verstanden habe auch seiner Meinung nach, konnte Sinatra nach dem Comeback nicht mehr singen, was aus seinem Munde kam war großteils grauenhaft und des Anhörens nicht wert. Der Unterschied liegt darin, dass wir hier Meinungen vertreten, zumindest ich und Schreiber, und keine schulmäßig belegbaren objektiven Tatsachen. Über Tatsachen lässt sich zudem gar nicht diskutieren.

Der Grund, warum ich in diesem Punkte so massiv Widerspruch leisten muss, ist einfach der, dass du die gegenteilige Meinung als nicht objektiv haltbar abqualifizierst.
Darum, weil ich nämlich bei subjektiver Einschätzung bleibe, fällt es mir auch schwer, meine Ansicht zu beweisen.
Wenn der Spiegel-Autor und ich sagen, dass Sinatra in den 70ern nicht mehr singen konnte, dann sagen wir damit implizit, dass er nichts mehr hervorbrachte, was uns künstlerisch wertvoll erschien. Denn nur das zu sagen kann sich die Kritik anmaßen. Tatsachen, wenn es welche gäbe, müssten beweisbar sein, weshalb Du Dich leider mit dem Rücken zur Wand befindest. Im wörtlichen Sinne konnte er durchaus noch singen, in dem Sinne, dass er Worte melodisch und rhythmisch intonierte. Wenn Du Dein Oszilloskop oder Deinen Sound-Editor an eine späte Sinatra-Aufnahme anschließt, wirst Du die Töne auch sehen können, wenn Du Dir schon beim Hören nicht mehr sicher bist.

Zitat
Wie also gelangen Sie konkret zur Ansicht, Sinatra sey nach seinem Comeback anno 1973 aus schulmäßiger Sicht noch ein Sänger gewesen? Wie kommen Sie zur Überzeugung, die Beurteilung an Konservatorien erfolge gleichsam rein willkürlich und hätte offenbar mehr mit dem gegenwärthigen Wohlbefinden des Prüfers zu thun als mit den Fertigkeiten des Prüflings?


In dieser Hinsicht werde ich zu gegebener Zeit etwas Fundiertes vorbereiten.

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Holger Schnabl
Prinzipal & Melancholiker


Beiträge: 1.635

01.11.2010 16:31
#27 RE: Einige Worte zur gegenwärthigen Lage plus Ausblick in die nähere Zukunft Zitat · Antworten

Guten Tag!

Zitat Ulrich: Wenn er u.a. die "Weinerlichkeit" des alten Sinatra geißelt, die er an anderen Stellen mit erheblich diffamierenderen Termini zu untermauern suchte, so mag das seine Meinung darstellen, die ihm unbenommen ist. Ich hingegen behaupte, dass es in ALLEN Dekaden des Künstlers immer wieder Songs gab, denen man (gewisse bis eindeutige) Larmoyanz zu unterstellen in der Lage ist - je nach Geschmack, Hörgewohnheiten, Präferenzen etc.

Bitte Larmoyanz nicht mit Weinerlichkeit der Stimme gleichzusetzen. Klang Sinatra in seinen besten Zeiten larmoyant, so war dies ein bewusst gewähltes Stilmittel, um die Aussage eines Liedes zu unterstreichen. Wenn er auch da und dort eindeutig Larmoyanz in seinen Vortrag einfließen ließ, so war seine Stimme dennoch kraftvoll und Sinatra absoluter Herr über sie, was er oft genug schon in der nächsten Phrase nachdrücklich unter Beweis stellte. Falls Ihnen an Beispielen gelegen sey: Die Balladen-Concept-Alben der Capitol-Phase sind voll davon.

Später jedoch, ab den Siebenziger-Jahren des vorigen Jahrhunderts, meine sehr geehrten Damen und Herren nistete sich mehr und mehr eine echte Weinerlichkeit in des Barden Stimme ein, welche zunehmend kraftlos und welk wirkte. Dies dann aber nicht absichtlich, wie in oben erwähnten Fällen, sondern allein dem traurigen Umstand stimmlichen Versagens geschuldet.

Der weinerliche Tonfall ist übrigens nicht allein auf den Gesang beschränkt, man begegnet ihm auch in Sinatras Zwischenansagen bei Konzerten dieser Jahre. Schon daraus ersieht man, dass die Weinerlichkeit - und zwar eine echte Weinerlichkeit - ein Charakteristikum der Alters-Stimme Sinatras darstellt, welche er nicht mehr zu steuern oder zu beeinflussen vermochte, ganz so wie mancher Greis nichts gegen das ständige Zittern seines Kopfes zu unternehmen vermag. Der beängstigend früh einsetzende Verfall der Stimme des Barden - er war kaum sechzig, als seine Stimme ihm „Adieu“ sagte - ist ganz besonders traurig und beklagenswerth, wenn man sich andere Sänger seiner Generation besieht: Ein Bing Crosby oder Dean Martin klangen auch am Ende ihrer Laufbahn nicht wesentlich anders als zu ihren Glanzzeiten. Sinatra hingegen kam zwo Jahre älter aus dem Retirement zurück, seine Stimme jedoch war in der Zwischenzeit um zwanzig Jahre gealtert. - Viele der Rockstars der 60erJahre sind heute über sechzig Jahre alt, ihre Stimmen jedoch haben sich nicht wesentlich verändert. Daraus mag man auch folgern, dass Sinatra seine Stimme offenbar fahrlässig ruiniert hat - dass er Hochprozentigem und Nikotin in allen Phasen seiner Karriere nicht abgeneigt war, ist bekannt. Welch eine Tragik, meine Damen und Herren: Da war der Barde mit einer unvergleichlichen Stimme gesegnet und anstatt dieses Gut zu hegen und zu pflegen, zerstörte er es unbekümmert durch eine ungesunde Lebensweise. Zerstörte dies Gut, welches die Grundlage seynes Erfolges war, bis er schlussendlich im Grunde gar kein Sänger mehr war - denn war darf sich schon mit Fug und Recht noch Sänger nennen, wenn er der Fähigkeit zu singen, verlustig ging?

Meine Damen und Herren - vergleichen Sie etwa die verschiedenen Sinatra-Aufnahmen von "Stormy Weather" - kein Gesangslehrer kann Ihnen beredter die Nicht-Sanges-Fähigkeit des alten Sinatra beweisen als es Sinatra selbst mit den Aufnahmen seiner Spaeth-Phase tut. Stellen sie die beiden Aufnahmen von "Body And Soul" gegenueber - hören Sie sich, so Sie es verkraften, "The Girls I´ve Never Kissed" an. Angesichts dessen sollte die ständige Einforderung "objektiv stichhaltiger Beweise" für die Sanges-Unfähigkeit überflüssig werden. In der Tat, meine werthen Leserinnen und Leser, nicht nur Ulrich und Franz, sondern Sie alle sind gefordert, mir zu beweisen, was etwa an Sinatras Vortrag von "The Girls I´ve Never Kissed" dazu angethan waere, ihn als "Sänger" zu bezeichnen.

Allen noch einen gemütlichen Abend
H.S.


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Ulrich Groh
Erzürnter


Beiträge: 191

02.11.2010 00:23
#28 RE: Einige Worte zur gegenwärthigen Lage plus Ausblick in die nähere Zukunft Zitat · Antworten

Seitenweise wären die Ausführungen des Prinzipals zu kommentieren, doch bin ich dieser Diskussion mit Verweis auf mehrfach geäußerter Statements nahezu komplett überdrüssig und halte mich kurz.

"Wenn Sinatra in seinen späten Tagen etwa beständig die Stimme bricht (...), so ist das (...) nicht mehr mit dem Argument "subjektive Hörerfahrung" vom Tische zu wischen." (H.Schnabl)

Gemäß prinzipaler Erkenntnis beginnt das "beständige Brechen der Stimme", die Feststellung, dass FS ab jenem Jahr "wissenschaftlich beweisbar nicht mehr singen konnte", anno 1973. Daraus folgernd lernt man staunend, dass ALLE - da ja beständig - seit diesem Zeitpunkt entstandenen Produktionen dem Segment völliger vokaler Inkompetenz zuzuordnen sind.
Dieser Lernprozess wird durch die Tatsache gestört, dass in jener Epoche u.a. der unerwartete Klassiker "Theme from New York, New York" entstand, über den Sinatra heute von Millionen überwiegend definiert wird. Millionen können irren. Subjektiv empfunden kommt mir Modern Talking in diesem Kontext in den Sinn. Aber: Stimmt das auch? Ist dies nicht eine Frage subjektiver Natur, die sich infolgedessen der Verifizierbarkeit entzieht? Laufe ich hier nicht ebenfalls (beinahe) Gefahr, zu dogmatisieren? MEINEN Geschmack maßgeblich zu machen? Dies empfände ich als ebenso unanständig wie anmaßend.
Gestört wird er auch durch den prinzipal´schen Sampler für dessen ureigenen Hausgebrauch, der eine Fülle "erquicklicher Momente" jener Epoche des "ständigen Brechens" sich zusammenzustellen veranlasst sah. Erstaunlich, dass er sich genötigt sieht, einen Tonträger mit Singversuchen eines Möchtegern- bzw. Kannnichtmehrsängers ins Regal zu stellen, der schlichterdings keiner mehr ist. Ein Unterfangen, dem paradoxe Züge nicht abzusprechen sind.

Versteigt er sich darüber hinaus noch dahingehend, Sinatras "Weinerlichkeit" in den Kategorien "gezieltes Stilmittel" (positiv bzgl. der jungen Jahre) sowie in "echter Weinerlichkeit" zu differenzieren, so ist die Subjektivität ebenso grenzenlos, wie sie sich einer wissenschaftlichen Überprüfung konsequent verschließt. Woher im Übrigen nimmt er das (belegbare) Wissen, wann besagte Larmoyanz als echt oder aber unecht zu klassifizieren ist, wann sie gezielt oder aber ungezielt bemüht wurde?

Wann, so meine Frage, setzt seine Erkenntnis ein, dem ungemein beharrlichen Bemühen, Subjektivität mit Objektivität gleichzusetzen, manifest erlegen zu sein?

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Ulrich Groh
Erzürnter


Beiträge: 191

02.11.2010 00:38
#29 RE: Einige Worte zur gegenwärthigen Lage plus Ausblick in die nähere Zukunft Zitat · Antworten

P.S.
Es geht hier nicht um das Gegenüberstellen von geeigneten Einzelbeispielen hinsichtlich musikalischen Materials, das in der Tat akustisch überflüssig anmuten KANN. Es geht um die dogmatische Ader des Prinzipals, um seine Verabsolutierungen a la "konnte NICHT MEHR SINGEN", "beständiges Brechen" etc. - nicht zuletzt um das Erheben des hohen Anspruchs wissenschaftlicher Überprüfbarkeit sowie die damit einhergehenden Denkverbote, die kontroverse, doch fruchtbare Diskussionen unmöglich machen.

Dies sind die eigentlichen Knackpunkte. Darin sehe ich letztlich auch die kausale Ursache dieses mehr und mehr ausufernden Disputes, dessen ich nun nahezu vollends überdrüssig bin.

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Holger Schnabl
Prinzipal & Melancholiker


Beiträge: 1.635

02.11.2010 10:49
#30 RE: Einige Worte zur gegenwärthigen Lage plus Ausblick in die nähere Zukunft Zitat · Antworten

Guten Tag!

Sehr verehrte Damen und Herren, es nimmt nicht wunder, dass meine Mit-Diskutanten nun der Diskussion müde zu werden beginnen, nachdem ich jüngst von ihnen Beweise, welche für die Ansicht, Sinatra sey auch nach 1973 ein Sänger zu nennen gewesen, einforderte. Dies ist freilich ungleich schwieriger, als die Erkenntnisse anderer als Dogma hinzustellen, und sind sie einmal vermeintlich als solches entlarvt, die Diskussion hauptsächlich den Umstand des vermeintlichen Dogmatisierens behandelt, worüber die eigentlichen, bedeutsameren Fragen, nämlich jene hinsichtlich der vokalen Kompetenz oder Inkompetenz Sinatras in seinen späteren Jahren beinah in Vergessenheit geraten. Ich habe derlei vorausgeahnt und sehe meine Vorahnungen nunmehr bestätigt.

Werthes Publicum, das stimmliche Versagen des Barden einer „gewollten Larmoyanz“ gleichzusetzen, ist indes nur der letzte und verzweifelte Versuch, das Nicht-Vermögen des bejahrten Barden zu entschuldigen. Betrachten Sie etwa das Album „L.A. Is My Lady“, so wird beinah wohl jedem auffallen, dass das dorten vertretene Liedgut in den seltensten Fällen den Einsatz gewollter Larmoyanz nahelegt. Wenn also bei einem Titel gehobeneren Tempos der Einsatz absichtlicher Larmoyanz garedezu zwangsweise fehl am Platze scheint, resultiert die dennoch zu konstatierende allgemeine Weinerlichkeit im Tonfall allein aus den stimmlichen Limitationen, unter welcher Sinatras Alters-Stimme litt und welche durch den Barden nicht oder kaum mehr zu beeinflussen waren.

In der Tat möchte ich nicht bestreiten, dass Sinatra 1979-81 ein kurzes stimmliches Zwischenhoch durchlief, welches in der Hauptsache zum Werk „Trilogy“ führte, welches besser ausfiel, als es nach seynen bisherigen Post-Retirement-Leistungen zu erwarten gewesen war. Dennoch begegnen wir auch auf „Trilogy“ eindeutig der Stimme eines alten Mannes, der zudem älter klingt als er es den Jahren nach war. Der alles in allem positive Gesamteindruck von „Trilogy“ rührt darüber hinaus zu größeren Theilen daher, dass man sich bei diesem Projekt in jeder Hinsicht mehr Mühe gegeben hatte als bei den beiden eher mäßigen Alben zuvor: Die Songs an sich sowie die Arrangements sind überwiegend von einer Klasse, dass man angesichts dessen dazu neigt, Sinatras stimmliche Leistung milder zu beurteilen. Lassen Sie es mich mit einem wenn auch unzulänglichen Bild verdeutlichen: Der maßgeschneiderte Anzug saß so gut, dass des Trägers Buckel dadurch weitgehend kaschiert wurde. Das musikalische Umfeld dieser Produktion kaschiert also manche stimmliche Unzulänglichkeit. Auch ist Sinatra - ich erkenne das vollumfänglich an - auf dieser Produktion in der Tat in besserer stimmlicher Verfassung als in den Jahren zuvor (1973-78). „In besserer stimmlicher Verfassung“ bedeutet indes noch nicht, er hätte sich als Sänger rehabilitiert und sey fürderhin wieder als solcher zu bezeichnen. Vergleicht man etwa die „Trilogy“-Version von „The Song Is You“ mit jener auf dem anno 1958 enstandenen Album „Come Dance With Me“, greift augenblicklich eine gewisse Ernüchterung Platz. Rund zwanzig Jahre liegen zwischen beiden Aufnahmen, allein es dünkt dem Hörer, es sehen deren vierzig vergangen.

Meine oben erwähnte Zusammenstellung von Titeln aus der ungluckseligen Post-Retirement-Phase stellt eine Retrospektive dieser Unglücks-Jahre dar - mit dem Anspruche aufzuzeigen, dass Sinatra fallweise über seinen künstlerischen Niedergang zu triumphieren vermochte, meine Retrospektive würdigt gerade und vor allem auch das Aufbäumen und den Kampf eines rettungslos Verlorenen gegen seyn unabwendbares Schicksal. Jedoch: Auch diese wenigen positiven Beispiele haben mit seinen Leistungen der vorangegangenen Jahrzehnte nur wenig gemein, wirken im direkten Vegleich mitunter gar wie klägliches Gegreine eines fast aller früherer Kompetenz Beraubten. Es handelt sich im besten Falle um einige seltene und fast gänzlich unerwartet erblühte Rosen in einem ansonsten von Unkraut verwilderten Garten, meine sehr verehrten Damen und Herren. Einem Garten eines „Nicht-Sängers“, welchem in diesen wenigen Ausnahmefaellen beinahe wieder die Bezeichnung „Sänger“ zugestanden wäre - aber eben nur BEINAHE. Gemessen vor allem an Sinatras früheren Leistungen sind auch diese mit viel Wohlwollen als relativ positiv zu betrachtenden Beispiele im Grunde - leider, leider - nur Zeugnisse mal mehr, mal weniger deutlich ausgeprägter vokaler Inkompetenz. Wer sich eingehend mit Sinatras musikalischer Hinterlassenschaft beschäftigt und sich dabei nicht scheut, nötigenfalls am Sockel des Denkmals einer Ikone zu rühren, gelangt fast zwangsweise zu dieser Schlussfolgerung, meine sehr verehrten Damen und Herren. Ich bin der Überzeugung, die Mehrheit aller im Bereiche der musikalischen Ausbildung Tätigen würde meine Auffassungen theilen, meinen Befund, Sinatra habe nach 1973 nicht mehr das Recht gehabt, sich in schulmäßgem Sinne als Sänger zu bezeichnen, bestätigen. Es wird darüber nachzusinnen seyn, wie man einen eindeutigen Befund von Leuten vom Fach einzubringen imstande wäre, welche die manchem unter Ihnen als dogmatisch dargestellt erscheinenden Tatsachen verifizieren - auf das endgültig wissenschaftlich belegt sey, was das Ohr ohnedies wahrzunehmen imstande ist.

Die Post-Retirement-Phase war eine unnötige Coda in der Laufbahn des Barden, eine Art Wurmfortsatz, welcher in Summe dem künstlerischen Rufe des Barden zum Schaden gereichte. Lassen sie mich, meine sehr verehrten Damen und Herren, diesen aktuellen Eintrag mit dem Hinweis beschließen, dass ich seit geraumer Zeit an einem umfangreichen Manuskript die Post-Retirement-Phase betreffend arbeite, in welchem all diesen Problemen und Unzukömmlichkeiten eine zentrale Bedeutung zugewiesen wird. Langfristiges Ziel wird seyn, diese Arbeit schließlich bei einem Verlage unterzubringen, auf dass sie gebunden in den regulären Buchhandel gelange. Zwotausenduhrfunfzehn steht der hundertste Geburtstag des Barden an, ich meine, dies wäre der ökonomisch gesehen geeignetste Zeitpunkt, um das Werk in Umlauf zu bringen.

Allen noch einen gemütlichen Abend
H.S.


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T.Bode
Verschollener


Beiträge: 836

02.11.2010 13:07
#31 RE: Einige Worte zur gegenwärthigen Lage plus Ausblick in die nähere Zukunft Zitat · Antworten

Eine ebenso so interessante wie schwierig zu lesende Diskussion. Sich seitenlang durch diese aufgesetzt prosaischen Einträge zu kämpfen ist ein schwieriges, ja geradezu ermüdendes Unterfangen wie ich an dieser Stelle gerne zugeben möchte.
Ich fand des Prinzipals ebenso kreative wie unkonventionelle Herangehensweise an die deutsche Sprache immer irgendwie erfrischend, doch scheint es mir, als lieferten sich die drei Partizipienten nun nicht nur einen thematischen, sondern auch einen stilistischen Wettstreit. Das wirkt, wie bereits erwähnt, nicht nur ermüdend, sondern womöglich auch abschreckend auf potenzielle Leser und Neumitglieder, die nicht willens oder vielleicht auch nicht in der Lage sind, diesem Stil zu folgen oder sich bei einer eventuellen Teilnahme am Forumsgeschehen, anzupassen.
Ich bin der Letzte, der Anderen ein sprachliches Korsett aufzwingen will, doch sollte sich ein Jeder einmal fragen: Wo enden sprachliche Kreativität und Individualität, ab welchem Punkt geriet die selbst gewählte Stilistik zur Farce? Unter welchen Umständen wirkt sie eloquent, charmant und einladend, ab welchem Punkt fängt sie an auszugrenzen, ja geradezu zu diskriminieren?
Ich denke, alle hier sind mit mir einer Meinung, dass wir ein offenes Forum sein wollen, das möglichst viele Menschen ermutigen will, sich zu beteiligen.
Während man bei einigen Punkten (Beispiele: Meinungsfreiheit, Transparenz) keine Konzessionen eingehen sollte, wie es andere Foren zu tun pflegen (ich weiß, das grenzt die Klientel bereits ein, ich betrachte das aber mehr als eine Art Gesundschrumpfung), während dafür in Nicht-Öffentlichen Bereichen mehr denn je die Messer gewetzt und Mitglieder gemobbt werden (diese Tatsache weiß ich aus erster Hand), sollten wir uns sehr genau überlegen, in welchen Bereichen wir im Sinne des allgemeinen Interesses vielleicht Zugeständnisse eingehen können und sollten. Dies ist ein Forum für Musikliebhaber, nicht für rosarote Prosaschwobler.

Nun zum Thema "Sinatra ab 1973: Sänger oder Nichtsänger?": Dies ist eine Diskussion, die in der einen oder anderen Form bereits seit 10-plus-x Jahren geführt wird. Meine Meinung zu diesem Thema erklärt sich am Besten anhand meiner Hörgewohnheiten.
Ich höre überwiegend den Sinatra der frühen Fünfziger bis ca. Mittsechzigerjahre. Wann immer ich in der richtigen Stimmung bin, wird auch mal ein wenig Columbia eingestreut. Die Zeit ab ca. 1966 bis zum Retirement bietet manche Perle, dafür aber reichlich mittelmäßiges bis schlechtes Material, das ich für gewöhnlich auslasse.
Die Zeit nach dem Retirement umfasst immerhin gut 20 Jahre. Strukturell gesehen besteht diese Zeit aus - für Sinatras Verhältnisse - sehr wenigen Studioaufnahmen, dafür aber fast unzähligen Live-Aufnahmen. Bei den Studioaufnahmen habe ich es recht schnell geschafft, zu differenzieren, was ich mir unter den Gesichtspunkten des uneingeschränkten musikalischen Genusses anhören kann und was allenfalls historischen Charakter hat. In die erste Kategorie fallen "The Past", "The Present" sowie große Teile von "She Shot Me Down" und einer handvoll anderer Aufnahmen der 70er Jahre; "The Future" mag noch so viele Details und Referenzen an die klassische Musik beinhalten, für mich ist es jedoch das einzige wirklich unanhörbare Album, das Frank Sinatra je aufgenommen hat. Egal wie oft ich es versuche, nach allerspätestens 10 Minuten schmeiße ich entnervt hin.

"The Past" sowie "The Present" ist vor allem eines gemein: Sehr gutes bis hervorragendes Songmaterial und ebensolche Arrangements, die voll darauf abgestimmt sind, was stets Sinatra's Stärken ausgemacht hat. "The Present" besteht überdies aus aktuellem Songmaterial, ein Feld also, das Sinatra seit 1973 zur Genüge beackert hat, fast durchweg mit ernüchternden Ergebnissen. Auf "The Present" hören wir jedoch nach Jahren endlich wieder durchweg handverlesenes Material, das Sinatra's Stärken voll hervorstreicht und überdies einen echten Welthit, der zwar als Single in den Charts keine großen Spuren hinterlassen hat, aber seit Erscheinen beständig in Radioprogrammen aller Welt gespielt und obendrein auch noch im öffentlichen Gedächtnis wie kaum ein anderer Song mit Sinatra verbunden wird.
In Will Friedwalds (übrigens hervorragendem) Buch werden recht genau die Umstände des Projektes "Trilogy" beschrieben. Zum einen hat er für "The Past" Billy May reaktiviert, ein Mann, mit dem er zu diesem Zeitpunkt seit über einer Dekade nicht mehr zusammengearbeitet hat. Mit Nelson Riddle war er zum damaligen Zeitpunkt hoffnungslos zerstritten und May hielt er wohl für den ansonsten Einzigen, der fähig war, "Der Vergangenheit" den richtigen Sound zu verpassen. Auch wird anhand von Zeitzeugen dargelegt, mit welcher Ernsthaftigkeit Sinatra sich auf die Sessions vorbereitet hat. So soll er sich wie in besten Zeiten in das Material eingearbeitet haben, aber auch in Vorbereitung längere Zeit das Rauchen und Trinken aufgegeben oder zumindest sehr stark eingeschränkt haben. Dies mag womöglich auch erklären, warum sich die Zeit um 1980 so von der vorhergehenden Zeit seit dem Retirement abhebt.
Die Ergebnisse können sich meines Dafürhaltens mehr als sehen lassen. Sinatra phrasiert wie in besten Zeiten und er ist mit einer hörbaren Ernsthaftigkeit bei der Sache - ein Umstand, der immer ein Grundstein für Sinatra's beste Aufnahmen war.

Ein weiteres Thema wären die Konzerte der Jahre 1973 bis 1995, die Zahl derer geht locker in die Tausende, deshalb muss man wahrscheinlich ein ausgesprochener Bootleg-Sammler sein, um diese Thematik wirklich sachlich beurteilen zu können. Andererseits gibt es mittlerweile auch einige offizielle Veröffentlichungen, die ein zumindest rudimentäres Bild erlauben. Aus all diesen Jahren liegt mir tatsächlich das ein oder andere Konzert vor.
Auch in diesem Punkt sind es die Jahre um 1980, die ich besonders interessant finde. Wer sich selbst ein Bild machen möchte ob Sinatra nach 1973 überhaupt noch in der Lage war zu singen, der lege die beiden DVD's aus den Jahren 1978 sowie 1980, aufgenommen im Ceasars Palace bzw. in der Carnegie Hall ein (zu finden auf den Boxen "Sinatra Vegas" respektive "Sinatra New York"). Insbesondere letzteres Konzert zeigt einen geradezu fantastischen Auftritt eines zwar gealterten, aber ebenso gut gelaunten wie konzentrierten Frank Sinatra.

Ich hoffe, mein Beitrag hat die Diskussion ein bisschen aus der grauen Allgemeinheit geführt und gefallen.



Thorsten Bode

Züchtige mich, Herr, - doch mit Maßen und nicht in deinem Grimm, auf daß du mich nicht aufreibst.

Ulrich Groh
Erzürnter


Beiträge: 191

02.11.2010 19:26
#32 RE: Einige Worte zur gegenwärthigen Lage plus Ausblick in die nähere Zukunft Zitat · Antworten

Der Prinzipal trimphiert allzu früh. Die Beweislast liegt eben NICHT bei den Diskutanten, die sich gegen die verabsolutierende These der totalen vokalen Inkompetenz ab 1973 aussprechen, sondern bei dem, der diese erhebt und sie mit dem Anspruch der wissenschaftlichen Überprüfbarkeit garniert, die gar auf "Punkt und Komma" möglich sei.

Ebenso erwarte ich einen jeder Überprüfung standhaltenden Beweis für die unterstellte "Weinerlichkeit". Wie ist sie definiert? Woran festzumachen? Auf welche Weise verifizierbar? Wann mit welcher Intention eingesetzt? Derlei Beweise wird es nie geben. Diese Ansicht rekrutiert sich aus rein subjektivem Empfinden, das nicht objektivierbar ist.

Die ganze Diskussion wäre überflüssig, wenn Holger endlich davon abrückte, seine Überzeugungen zu verabsolutieren. Kommt ein Satz wie "meiner Ansicht nach konnte er ab (...)" denn so qualvoll aus der Feder? Spricht er von "beständigem Unvermögen" bzgl. der Sangesfähigkeiten, gibt dann jedoch an, dass Sinatra "fallweise über seinen künstlerischen Niedergang zu triumphieren vermochte", so erhebt sich mir die Frage, weshalb auch hier wieder derart verallgemeinert, gar dogmatisiert werden musste - um später dann doch zurückrudern zu müssen.

Noch einmal (ein letztes Mal): Der eigentliche Knackpunkt besteht in der Beanspruchung des Besitzes absoluter Meinungshoheit, die zwar nicht haltbar ist, doch eisern verteidigt wird. DAS ist es, was so sehr ermüdet und die Lust an der kontroversen Diskussion erstickt.-

P.S. @Thorsten: Schön, dass du dich auch mal wieder zu Wort meldest. In so manchem, was du anführst, gebe ich dir durchaus Recht.

"Die Überzeugung, dass es nur eine Wahrheit gibt und man selbst in ihrem Besitz ist, ist die tiefste Wurzel allen Übels der Welt." (Max Born)

Ulrich Groh
Erzürnter


Beiträge: 191

02.11.2010 19:30
#33 RE: Einige Worte zur gegenwärthigen Lage plus Ausblick in die nähere Zukunft Zitat · Antworten

@ Thorsten 2: Dein Beitrag hat sehr gefallen. Ich teile ebenfalls deine Begeisterung für die angeführte DVD des greisen Sinatra, der in diesem Konzert für mich zu so nicht erwarteter Form aufzulaufen versteht.

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Holger Schnabl
Prinzipal & Melancholiker


Beiträge: 1.635

03.11.2010 16:55
#34 RE: Einige Worte zur gegenwärthigen Lage plus Ausblick in die nähere Zukunft Zitat · Antworten

Guten Tag!

Eine kurze Zwischenfrage in meiner Eigenschaft als (noch-Nicht-)Besitzer der New York-Box:

Handelt es sich bei oben erwähntem Bildträger um eine Aufzeichnung jenes Konzerts aus der Carnegie Hall, in welchem der Barde zwischen „Send In The Clowns“ und „Guess I´ll Hang My Tears Out To Dry“ über Sylvia Syms spricht und sie just auch im Publicum erblickt? Um die Identifizierung des Konzerts zu erleichtern: Ist es jenes Konzert, bei dem Sinatra zu einem früheren Zeitpunkt erzählt, er habe sich als Knirps während einer sich lang hinziehenden Hochzeitsfeierlichkeit infolge der Unfähigkeit den Harn über längere Zeiträume zu halten nass gemacht und dies habe sich seither nicht wesentlich geändert?

Sollte es sich um eben jenes Konzert handeln: Oben erwähnte beiden Songs eignen sich recht gut - sogar hervorragend - um zu illustrieren, was ich in Zusammenhange mit den vokalen Leistungen des bejahrten Barden unter „Weinerlichkeit“ verstehe.

Gerade zweiterer Song, meine sehr verehrten Damen und Herren, wird von Sinatra völlig und in jeder Hinsicht vergeigt - sein Vortrag wirkt einfach unausprechlich greisenhaft und weinerlich - in der Tat kaum erträglich. Worte vermögen nur unzulänglich das Unbehagen und Missvergnügen zu schildern, welches mir aus dem Abhören dieser Titel erwächst. Der dirkete Vergleich mit den beiden früheren Aufnahmen (Columbia bzw. Capitol) spricht Bände bezüglich der vokalen Kompetenz des alten Barden. Das darauffolgende „You And Me“ gerät ihm - vor allem im Vergleich zur Studioaufnahme - ebenfalls größtentheils zum Fiasko, wie Sie, verehrte Damen und Herren, vermutlich festzustellen nicht umhinkommen werden.

Allen noch einen gemütlichen Abend
H.S.


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Holger Schnabl
Prinzipal & Melancholiker


Beiträge: 1.635

04.11.2010 18:07
#35 RE: Einige Worte zur gegenwärthigen Lage plus Ausblick in die nähere Zukunft Zitat · Antworten

Guten Tag!

Meine sehr verehrten Damen und Herren, werthe Besucher und Besucherinnen! Da der offenbare "Knackpunkt" dieser Diskussion weniger die vokale Kompetenz oder vielmehr Inkompetenz des Post-Retirement-Sinatra ist, sondern vielmehr das angebliche Absolutieren meiner Meinung sowie das angebliche Aufstellen von Dogmen, habe ich nachgesonnen und nachgesonnen und bin mit mir selbst zu Rate gegangen. Infolgedessen habe ich Taten gesetzt. Ich frage Sie daher, ob Ihnen meine neue Signatur zusagt oder ob Sie noch weitere Konzessionen meynerseits erwarten.

Allen noch einen gemütlichen Abend
H.S.


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Ulrich Groh
Erzürnter


Beiträge: 191

04.11.2010 19:20
#36 RE: Einige Worte zur gegenwärthigen Lage plus Ausblick in die nähere Zukunft Zitat · Antworten

@ Holger: Dies ist ehren- wie bemerkenswert, doch sollte die mit der Signatur zum Ausdruck gebrachte Subjektivität auch in den Beiträgen erkennbar sein, d.h. auf den Anspruch der Allgemeingültigkeit infolge Vermeidung entsprechender Formulierungen verzichtet werden. Überdies könnte man auch den Terminus "Barde" vielleicht etwas weniger inflationär einsetzen, was bereits bei einigen Besuchern für Verdruss sorgt.
Was mich persönlich betrifft, so werde ich mich künftig - Thorstens als durchaus konstruktiv empfundene Kritik im Hinterkopf - bemühen, mich allgemeinverständlicher auszudrücken.
Auf diese Weise würde das Forum dann doch noch zu dem, was es für mich (und nicht nur für mich) bisher eben lediglich partiell darstellte: Eine Plattform, die zu kontroverser Diskussion motiviert, anstatt selbige zu ersticken.

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F. X. Huber
Fahnenflüchtiger


Beiträge: 408

04.11.2010 19:56
#37 RE: Einige Worte zur gegenwärthigen Lage plus Ausblick in die nähere Zukunft Zitat · Antworten

Holger, sollte dieser Schritt lediglich sarkastisch gemeint sein - wovon ich nicht ausgehe - verfehlt er sein Ziel. Die Signaturänderung sehe ich als respektablen Fortschritt. Dass Du sie als Konzession ansiehst, darüber lässt sich streiten ... aber ich denke, es sind keine weiteren Schritte erforderlich, sofern sie auch in den Beiträgen beherzigt wird.

Sprachliche Höhenflüge bleiben jedem unbenommen, ich für mein Teil habe mich in der letzten Zeit um mehr Präzision bemüht und werde in Zukunft diesen langen Weg noch weiter zu verfolgen. Es freut mich doch, dass mittlerweile auch im deutschen Sprachraum der Grundsatz "nicht komplizierter als nötig" zusehends anerkannt wird. Vorbei sind die Zeiten, als man mit kunstvollen Wortgeflechten allein Applaus ernten konnte. Die wahre Kunst liegt in der deutlichst möglichen Darstellung der Ideen, und in dieser Richtung werde ich weiter an mir arbeiten.

Be who you are and say what you feel because those who mind don't matter and those who matter don't mind.

Holger Schnabl
Prinzipal & Melancholiker


Beiträge: 1.635

04.11.2010 20:40
#38 RE: Einige Worte zur gegenwärthigen Lage plus Ausblick in die nähere Zukunft Zitat · Antworten

Guten Tag!

Zitat
Es freut mich doch, dass mittlerweile auch im deutschen Sprachraum der Grundsatz "nicht komplizierter als nötig" zusehends anerkannt wird. Vorbei sind die Zeiten, als man mit kunstvollen Wortgeflechten allein Applaus ernten konnte. Die wahre Kunst liegt in der deutlichst möglichen Darstellung der Ideen[...]



Sehr verehrte Damen und Herren, ich bin mir nicht sicher, ob angesichts oben erwähnten Umstandes auch wirklich und in der Tat Freude angebracht ist. Ich für meinen Theil jedenfalls werde mich auch weiterhin der simplifizierten Sprachkultur eines "Ich Tarzan, Du Jane"-Ideals verweigern - standhaft verweigern und sogar mit allen zu Gebote stehenden Mitteln dagegen ankämpfen - hierorts in unserem lauschigen virtuellen Stübchen ebenso wie auch in der Realität. In der Tat - die in obigem Zitat geschilderten Entwicklungen, welche nur einer stumpfen "Zeit ist Geld"-Ideologie entspringen, verursachen mir größtes Unbehagen und regelrechte Beklemmung. Sollte nämlich der Zug tatsächlich in erwähnte Richtung schnaufen, so werden kommende Generationen die herrlichen deutschen Klassiker vermutlich nicht mehr imstande seyn, inhaltlich zu erfassen. Auch sehe ich ein weiteres Ansteigen des Aggressionspotentials, wenn kommende Generationen womöglich nicht mehr fähig sind, Konflikte vermittels verbaler Kommunikation zu lösen, ganz einfach weil ihnen nur mehr ein eingeschränkter Wortschatz zur Verfügung steht... oh meine verehrten Damen und Herren, mögen sich obige Prophezeiungen nicht erfüllen - wem die Worte fehlen, dem bleiben meist nur die Fäuste. In diesem Sinne, in genau diesem Sinne, meine Damen und Herren, lassen Sie die Sprache nicht verkümmern. Die Folgen wären unaussprechlich. Noch ist Zeit zur Besinnung, lassen Sie sich nicht von Modeströmungen größtentheil anglo-amerikanischer Herkunft in tumbe Automaten verwandeln, ich ersuche Sie instaendigst! Bedenken Sie eines stets: Sprache bedeutet Kultur. Eine erzwungene Beschränkung auf das Wesentliche bedeutet einen Verlust an Freiheit. Den Tendenzen, welche oben beschrieben werden, gilt es sich mit aller Vehemenz entgegenzustemmen, anstatt sie lustvoll zu begrüßen.

Allen noch einen gemütlichen Abend
H.S.


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F. X. Huber
Fahnenflüchtiger


Beiträge: 408

04.11.2010 22:22
#39 RE: Einige Worte zur gegenwärthigen Lage plus Ausblick in die nähere Zukunft Zitat · Antworten

Da, wo ich mich nicht mehr ausdrücken kann, endet natürlich mein Bestreben. Mit Albert Einstein war es ein gebürtiger Deutscher, dem der Gedanke zugeschrieben wird:

Zitat
Man muß die Dinge so einfach wie möglich machen. Aber nicht einfacher.


So und nur so sind auch meine obigen Gedanken zu verstehen. Wo man mit präziser Wortwahl nicht weiter kommt, da muss schon etwas Spezifischeres her, anstatt darauf zu verzichten, sich auszudrücken.
Aber sonst nicht.

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Ulrich Groh
Erzürnter


Beiträge: 191

06.11.2010 00:21
#40 RE: Einige Worte zur gegenwärthigen Lage plus Ausblick in die nähere Zukunft Zitat · Antworten

Zitat:

"You and me" gerät ihm (...) größtenteils zum Fiasko."

Glichen doch alle Lebenssituationen, hier auf den o.a. Konzertausschnitt bezogen, einem solchen. An DIESEM Fiasko jedenfalls habe ich größtes Vergnügen, beziehe ebensolchen akustischen Genuss. Weinerlichkeit? Weiter weg als der Mond. Die finde ich eher in den COLUMBIA-Jahren, noch dazu gepaart mit teils unerträglich anmutendem schulzenhaften Vortrag. Detailliertere Eindrücke hierzu zu einem späteren Zeitpunkt.

"Die Überzeugung, dass es nur eine Wahrheit gibt und man selbst in ihrem Besitz ist, ist die tiefste Wurzel allen Übels der Welt." (Max Born)

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Sehr geehrte Damen und Herren Leserinnen und Leser - Sie befinden sich in einer Kommunikationseinrichtung, welche den ENTERTAINER OF THE CENTURY (mit anderen Worten SINATRA, SINATRA und nochmals SINATRA) in ersprießlicher Weise thematisiert wissen möchte. Geschätztes Publicum: Diese Einrichtung ist in der Tat so hochgradig erquickend, so ungemein gastlich, der Wohlfühlfaktor so enorm hoch, dass es kurzum nichts Geringeres denn eine wahre Lust ist, sich hierorts aufzuhalten und sich durch die mannigfaltigen Rubriken zu bewegen! Sehen Sie sich gut und in aller Ruhe um und Sie werden - darauf mein Wort - nicht umhinkommen zu sagen: "Hier ist es schön, hier will ich bleiben."

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