Oh, meine sehr verehrten Damen und Herren - es ist Ihnen freilich längst bekannt, doch ich möchte dennoch die Gelegenheit nicht verabsäumen, Sie nochmals auf ein dieser Tage stattfindendes Groß-Ereignis hinzuweisen: Jawoll, Victoria von Schweden, ihres Zeichens Kron-Prinzessin und Legasthenikerin, wird sich nunmehr vermählen.
Der Bräutigam: Daniel Olof Westling - linkerhand Die Braut: Victoria Ingrid Alice Désirée Kronprinzessin von Schweden und Herzogin von Västergötland - rechterhand
Diesem Ereignis werden mehr als dreitausend geladene Gäste beiwohnen, der gesamte europäische Hochadel wird seine Vertreter versenden, das gibt einen Heidenauftrieb an prachtvollen Roben und illustren Operetten-Uniformen - kurzum: ein Fest auch für das staunende Auge des Zusehers vor den heimischen Televisions-Apparaten. Sicherlich werden nicht wenige unter Ihnen, meine sehr geehrten Damen und Herren, all diese an diesem denkwürdigen Tage versammelten Blaublüter lieber am Halse baumeln sehen, als Zeuge ihres letztlich vom Fußvolk berappten Gelages zu werden - dennoch, dennoch: gönnen Sie ihnen diese königliche Vergnügung. Sie sind doch nichts weiter als Relikte einer vergangenen Epoche, bar jeglicher realer Macht - wie angestaubte Meubles, welche von Zeit zu Zeit zum Auslüften an die Sonne gestellt werden, auf dass sie nicht vom Schimmel befallen werden.
Vielerlei TV-Anstalten werden von diesem royalen Spektakel berichten, ich empfehle Ihnen von ganzem Herzen die Live-Berichterstattung des Zwoten Deutschen Fernsehens, im Volksmund kurz ZDF geheißen.
Diese hochlöbliche Anstalt wird am Sonnabend, dem neunzehnten Juno von vierzehn Uhr Dreißig bis Neunzehn Uhr in Echtzeit berichten.
Die einstmalen zwischenzeitlich an Magesucht erkrankte dreiunddreißigjährige Kronprinzessin, welche inzwischen aber vollständig genesen ist und wieder einige Pfunde mehr auf den erlauchten Rippen hat, wird nach mehrjähriger Liaison dangereuse ihren ehemaligen nur dank einer Spenderniere lebenden Fitnesstrainer ehelichen - sich also einem Bürgerlichen zum Weibe schenken. Dies löste dem Vernehmen nach allergrößten Verdruß beim Brautvater aus, welcher offenbar von der Tatsache, dass seine Tochter von einem bürgerlichen Tölpel gefreit werde, nur wenig begeistert war und ist. Je nun, ihm bleibt jetzt nur noch gute Miene zum vermeintlich boesen Spiel zu machen und sich ins Unvermeidliche zu schicken. Seine Bedenken sind vor allem auch deshalb bemerkenswert, da seine königliche Hoheit höchstselbst anno Neunzehnhundertundsechsundsiebenzig eine Bürgerliche freite, welche er zuvor im Umfelde der Sommerolypiade von Anno Irgendwann aufgethan.
Von links nach rechts: Der Monarch, die Kronprinzessin, der bürgerliche Bräutigam, die Brautmutter
Nach der Trauung werden die gluckstrahlenden Frischvermählten in einer prunkvollen Kalesche quer durch Stockholm gekarrt, auf dass das Fußvolk Gelegenheit habe, seiner aufgestauten Begeisterung lautstark Ausdruck zu verleihen. Hernach wird man eine nicht weniger prunkvolle Schaluppe besteigen, um sich nach Art der Könige zu vergnügen. Ein prächtiges Fest, meine Damen und Herren, dessen immense Zeche niemand anders als der schwedische Steuerzahler zu begleichen wohl kaum umhinkommen wird.
Hier werden die Eheleute ihren Wohnsitz nehmen:
Meine sehr verehrten Damen und Herren, lassen Sie mich freundlicherweise vielleicht auch noch vermerken, dass auch die jüngere Schwester der Braut, Madeleine geheißen, in Bälde sich zu vermählen gedachte, bis vor Kurzem jedenfalls noch. Doch dann wurde bekannt, dass der Bräutigam in Spe sie schmählich hinterging - der Tropf pflegte allzu innige Beziehungen zu einer Faustball-Spielerin, welche die sofortige Auflösung der Verlobung nach sich zogen. Dem so uebel mitgespielten Prinzesschen verblieb nur mehr, sich auf den Bahamas zu regenerieren...
Das gehörnte Prinzesschen:
Übrigens hat der schwedische Bienenzüchterverein es sich nicht nehmen lassen, den Brautleuten einhunderttausend Bienen zum Geschenke zu machen. Hoffen Sie mit mir, meine sehr verehrten Damen und Herren, dass die Brautleute der Versuchung, dies Geschenk vor versammelter Gästeschar auszupacken, widerstehen mögen - die Folgen wären, wie Sie sich freilich nur allzu gut werden vorstellen können, ausgesprochen fatal.
Sehr geehrte Damen und Herren Leserinnen und Leser - Sie befinden sich in einer Kommunikationseinrichtung, welche den ENTERTAINER OF THE CENTURY (mit anderen Worten SINATRA, SINATRA und nochmals SINATRA) in ersprießlicher Weise thematisiert wissen möchte. Geschätztes Publicum: Diese Einrichtung ist in der Tat so hochgradig erquickend, so ungemein gastlich, der Wohlfühlfaktor so enorm hoch, dass es kurzum nichts Geringeres denn eine wahre Lust ist, sich hierorts aufzuhalten und sich durch die mannigfaltigen Rubriken zu bewegen! Sehen Sie sich gut und in aller Ruhe um und Sie werden - darauf mein Wort - nicht umhinkommen zu sagen: "Hier ist es schön, hier will ich bleiben."
*** Wertes Publicum: FRAU CHARLOTTE ROCHE ist eine GÖTTIN - eine WAHRE GÖTTIN ***