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Dieses Thema hat 8 Antworten
und wurde 651 mal aufgerufen
 SINATRA - DAS DISKUSSIONSTHEMA DES JAHRES
Holger Schnabl
Prinzipal & Melancholiker


Beiträge: 1.635

03.01.2010 12:02
Thema 2010: Sinatra - Swing-Barde vs. Balladier Zitat · Antworten

Guten Tag!

Wie Ihnen vermutlich kaum entgangen sein dürfte, ist ein neues Jahr angebrochen - Anlass genug für mich als Souverän dieser Einrichtung, eine Tradition, welche manches Jährchen sträflich vernachlässigt wurde, erneut aufzugreifen:

Jawohl, meine Damen und Herren: Ich spreche - sicherlich habe Sie das sofort realisiert - von keiner geringeren Tradition als vom Sinatra-Diskussions-Thema des Jahres

Ein ganz besonders ersprießliches habe ich dafür ausgewählt:

Thema 2010: Sinatra: Swing-Barde versus Balladier

Wer von beiden hat die größere künstlerische Bedeutung? In welchem Bereich war der Barde heimischer? In welcher musikalischen Richtung hat er seine bedeutendsten Aufnahmen eingesungen? Wem von beiden geben Sie persönlich den Vorzug? In welcher Sparte war er glaubwürdiger? Was waren seine jeweils besten Leistungen in diesen beiden Bereichen?

Wertes Publicum - Sie sehen selbst, welch ungemein ergiebiges Thema uns dies Jahr beschäfigen wird - Bahn frey!

Allen noch einen gemütlichen Abend
H.S.


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Holger Schnabl
Prinzipal & Melancholiker


Beiträge: 1.635

01.08.2010 20:57
#2 RE: Thema 2010: Sinatra - Swing-Barde vs. Balladier Zitat · Antworten

Guten Tag!

Meine sehr verehrten Besucher und Besucherinnen dieser Sinatra gewidmeten Kommunikationseinrichtung:
Ich erlaube mir, Ihnen dies Thema nochmals ans Herz zu legen - Bislang liegen auch bei alleroptimistischster Sichtweise der Dinge viel zu wenige aussagekräftige Wortmeldungen vor.

Meine Damen und Herren, ich bin zuversichtlich dass dieser Umstand sich in allernächster Zeit, ja in Bälde ändern wird. Nun, da sich die Hektik rund um die Vermählung von Miss Chelsea zu legen beginnt, finden Sie sicherlich wieder mehr Zeit, um sich mit dem Gegenstand dieser Einrichtung, dem Barden nämlich, zu beschäftigen. Ich darf Sie also in dieser Sache nochmals am Ärmel zupfen, wenn Sie mir gestatten wollen, Ihnen derart nahe zu treten. In diesem und auch jedem anderen Sinne: Bahn frey, Bahn frey, Bahn frey, Bahn frey, Bahn frey!

Zuletzt mache ich noch von meinem Hausrecht als Prinzipal dieser Einrichtung Gebrauch und erlaube mir einige persönliche Worte welche zwar nicht ursächlich mit dem Thema in Zusammenhange stehen, aber gleichwohl von immenser Wichtigkeit sind - so wichtig, dass ich mich in der Tat veranlasst sehe, sie kursiv zu setzen:

Die EOTC-Seiten, sie leben hoch!
Das Forum lebe hoch!
Freye Fahrt in allen öffentlichen Verkehrsmitteln!
Nieder mit der Engstirnigkeit!
Nieder mit dem Kleinmuth und der Spießbürgerlichkeit!
Pfaffenknechte, seid auf der Hut!
Es lebe die Bohéme!
Es lebe die Internationale!
Viva la vie!

Allen noch einen gemütlichen Abend
H.S.


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Ulrich Groh
Erzürnter


Beiträge: 191

22.09.2010 00:27
#3 RE: Thema 2010: Sinatra - Swing-Barde vs. Balladier Zitat · Antworten

Guten Abend,

für mich als Neuerscheinung im hiesigen Umfeld ist es kaum nachvollziehbar, weshalb sich bei diesem Thema keinerlei Diskussionen entwickelten. Ob es an der Eindeutigkeit der Antwort (zumindest für mich) liegt?
Sinatra hatte Swing im Blut, ohne Frage, aber Blut in seinen Balladen, sofern diese "Metaphorik" verständlich erscheint. Mit anderen Worten: Gute, sehr gute "Swinger" gibt es einige. Niemand aber kann Balladen derart allumfassend intonieren wie der Maestro, der die Basis dieses Forums bildet. Beispiele? "I´m a fool to want you", "Come rain or come shine", "You are there"... x-beliebig fortsetzbar. Aber NICHT beliebig, sondern einzigartig. Jemand, der mir widerspricht? Hoffe ich doch...

"Die Überzeugung, dass es nur eine Wahrheit gibt und man selbst in ihrem Besitz ist, ist die tiefste Wurzel allen Übels der Welt." (Max Born)

F. X. Huber
Fahnenflüchtiger


Beiträge: 408

08.10.2010 23:09
#4 RE: Thema 2010: Sinatra - Swing-Barde vs. Balladier Zitat · Antworten

Hier ist einer. Sinatra konnte Balladen sehr lyrisch und tiefgreifend interpretieren, dem stimme ich zu. Jedoch war er nicht nur auf dem Gebiet des Swing in guter, ebenbürtiger Gesellschaft. Those were good times. Lasst uns beispielsweise Nat King Cole oder Perry Como nicht vegresen. Wieder einmal ist es an der Zeit, den Klang für sich sprechen zu lassen. Die ausgewählten Stücke finden sich allesamt auch im Sinatraschen Oeuvre.

Both Sides Now

It's Always You

Nevertheless

Moonlight Becomes You

Be who you are and say what you feel because those who mind don't matter and those who matter don't mind.

Ulrich Groh
Erzürnter


Beiträge: 191

08.10.2010 23:35
#5 RE: Thema 2010: Sinatra - Swing-Barde vs. Balladier Zitat · Antworten

Ich kenne diese Originale. Die Versionen Sinatras übertreffen sie m.E. bei Weitem, obwohl ich zugeben muss, dass die genannten Konkurrenten ebenfalls - jeder auf seine Art und Weise - beeindruckend waren. - Freue mich über den Widerspruch; zeugt er doch von Leben in diesem Forum.

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F. X. Huber
Fahnenflüchtiger


Beiträge: 408

09.10.2010 12:41
#6 RE: Thema 2010: Sinatra - Swing-Barde vs. Balladier Zitat · Antworten

Nun, gerade bei Both Sides Now finde ich den alten Sinatra zu bärbeißig. Die verlinkte Version ist eine Entdeckung, die ich gestern erst machte, und ich bin beeindruckt. Dass Pop-Balladen nicht gut für die klassischen Balladiers funktionieren, ist doch ein eher auf Sinatra beschränktes Phänomen, muss ich feststellen. Bing und Perry konnten das recht gut.

Be who you are and say what you feel because those who mind don't matter and those who matter don't mind.

Holger Schnabl
Prinzipal & Melancholiker


Beiträge: 1.635

09.10.2010 13:49
#7 RE: Thema 2010: Sinatra - Swing-Barde vs. Balladier Zitat · Antworten

Guten Tag!

Was "Nevertheless" und "Moonlight" angeht, möchte ich Ulli zustimmen, bei "Both Sides" bin ich gegensätzlicher Ansicht. In der Tat machte der Barde bei zeitgenössischen Pop-Songs eine mitunter unglückliche Figur. Das mag daran liegen, dass diese Songs meist relativ viel Text in relativ kurzer Zeit abhandeln - das Singer-Songwriter-Genre ist eben völlig verschieden vom klassischen Broadway-Repertoire und dem Great American Songbook. Sinatras Stärke lag aber vor allem auch im - nennen wir es so - Zelebrieren der Lyrics, dem Auskosten langer Vokale (einer seiner besonderen Stärken), in der eleganten Phrasierung. Die Pop-Songs der 60er- und 70er-Jahre boten ihm schon von der Melodik, mehr noch aber wegen der teilweisen Text-Lastigkeit keine oder bestenfalls begrenzte Möglichkeiten, diese seine Stärken gewinnend zum Einsatz zu bringen.

Eben deshalb klingt Sinatra in solchen Stücken oft recht beliebig und muss sich mit seinen Interpretationen anderen Künstlern, welche ein und dasselbe Stück gesungen, geschlagen geben. Auch waren diese Songs womöglich von Sinatras Seite her eher widerwillig gemachte Zugeständnisse an den Zeitgeist, sodass er sich auf diese Songs nicht tiefer als auf professionell-geschäftsmäßiger Ebene eingelassen hat, also gar kein Verlangen verspürte, sie so zu vereinnahmen wie die Songs aus dem Great American Songbook. Und natürlich hatten diese moderneren Songs oft einfach nicht die Tiefe der alten Klassiker. Und in der Tat: das modernere Songwriting war einfach nicht auf die Fähigkeiten und Stärken eines Sängers von Sinatras Schlag ausgerichtet. Eine der ganz wenigen rühmlichen Ausnahmen stellt „Something“ dar - und zwar in der Fassung vom „Trilogy-Album“.

Interpreten wie Como oder Crosby kamen mit diesem moderneren, harmonisch und melodisch oft simplen Material besser zu Rande, weil sie - sehr vereinfachend gesprochen - ohnehin Vertreter einer leichteren Muse waren als Sinatra. Hiezu verweise ich auf die Balladen-Concept-Alben des Barden mit den wunderbaren Orchestrierungen etwa eines Gordon Jenkins. Crosby oder Como haben - um bei diesen beiden zu bleiben - nie Aufnahmen mit derartigem Tiefgang gemacht (wobei freilich die Gefahr besteht, mich zu täuschen).

Womit ich, meine sehr verehrten Damen und Herren, auch in verknappter Form gleich Position zur ursprünglichen Fragestellung des Themas beziehe: So gut er sich auch im schnelleren Tempo zu bewegen vermochte: Die wirklich unvergesslichen Werke Sinatras entstammen dem Balladen-Fach. Darin lag seine wahre Stärke und Meysterschaft, auf diesem Gebiet konnte und kann ihm niemand das Wasser lassen.

Allen noch einen gemütlichen Abend
H.S.


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Ulrich Groh
Erzürnter


Beiträge: 191

10.10.2010 00:53
#8 RE: Thema 2010: Sinatra - Swing-Barde vs. Balladier Zitat · Antworten

Sehr gut Holger, du sprichst mir aus der Seele. Die überwiegende Anzahl von Sinatras zeitgenössischen Coversongs der beliebigen Tageshits vom Schlage "Mrs. Robinson" oder aber "Sweet Caroline" gerieten grottenschlecht und können auch durch die Stimme nicht herausgerissen werden. Da war der Meister schlicht und ergreifend schlecht beraten - vielleicht gar beratungsresistent; eine Attitüde, die ja leider unter vielen Großen grassiert, da sie durch die sie umgebenden Claqueure den Bezug zur Realität zangsläufig verlieren mussten. Dass "Something" trotz "aktueller Schreibe" derart zu überzeugen weiß liegt m.E. einzig daran, dass es sich um eine Komposition im Stile des geat american songbooks sowie um eine Ballade handelt, die mit Frankies vokaler Kompetenz bis ins i-Tüpfelchen korreliert. (Werde nie müde, des Troubadours balladeske Fähigkeiten zu preisen - damit werdet ihr Lieben nun seit meiner hiesigen Niederlassung leben müssen). Ich wage gar zu behaupten, dass kein einziger anderer crooner die Brillanz und Tiefe von Alben wie "Only the lonely" oder "September of my years" je auch nur annähernd zu erreichen in der Lage wäre. Sinatras Talent zur Schauspielerei und die damit verbundene Empathie standen ihm eben gerade in jenem Genre kongenial und unerreicht zur Seite. Im Übrigen finde ich, dass diese beiden zusammenfließenden Talente, die den vollendeten Genuss erst ermöglichen, gar nicht oder aber viel zu selten ihre entsprechende Würdigung finden. Ich grüße!

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Holger Schnabl
Prinzipal & Melancholiker


Beiträge: 1.635

31.10.2010 18:06
#9 RE: Thema 2010: Sinatra - Swing-Barde vs. Balladier Zitat · Antworten

Guten Tag!

Hochgeschätztes Publicum, wie ich schon unlängst anzudeuten mir nicht versagen konnte und mochte, ziehe ich den Balladen-Saenger Sinatra dem Swing-Barden Sinatra vor. Womit keineswegs seyne Leistungen auf letzterem Gebiete geschmälert werden sollen, im Gegentheile.

Jedoch haben die Balladen eine emotionale Tiefe, welche den Hörer wesentlich mehr zu ergreifen versteht, als es das schmissigste Big-Band-Arrangement je könnte. Fast scheint es gar, als ob Traurigkeit und Melancholie die besseren Songs hervorzubringen imstande sey. Unbestritten dürfte seyn, dass der Hörer von einer Ballade emotional tiefer berührt wird - der Höreindruck scheint gleichsam tiefer in das Innere des Rezepienten zu reichen, eher das zu erreichen, was manche „die Seele“ zu nennen pflegen. Wie auch immer - das Balladen-Fach ist Sinatras ureigenste und eigentlichste Domäne, hier gelangen ihm seine am nachhaltigsten wirkenden Aufnahmen, meine sehr verehrten Damen und Herren. Die Stimme und das Timbre des Barden waren von Anfang an wie prädestiniert für diese Art Liedgut und er wäre ein Tor gewesen, diese seyne Begabung nicht gleich von Beginn weg voll auszuspielen und immer weiter zu vervollkommnen. Oh welch grandiose Sternstunden der Populärmusik verdanken wir Alben wie „Where Are You“, „In The Wee Small Hours Of The Morning“, „September Of My Years“, „Moonlight Sinatra“ oder „Sinatra & Strings“ um nur einige, aber vielleicht besonders wichtige Alben zu nennen. Darüber hinaus liegen aus der Columbia-Zeit hunderte Balladen vor, welche allein schon völlig ausgereicht hätten, dem Sänger unsterblichen Ruhm zu verleihen und zu sichern. Tatsächlich verstand es der Barde wie niemand vor und nach ihm in der Populärmusik, eine Ballade mit Leben zu erfüllen, ganz wie es ein großer Schauspieler thut, wenn er ganz und gar mit seiner Rolle verwächst und die gespielte Figur zum tatsächlichen Leben erweckt - Sinatras Gesang am ehesten vergleichbar wären die schauspielerischen Fähigkeiten eines Marlon Brando oder Robert DeNiro. Sinatra, selbst in entsprechend anspruchsvollen Rollen ein vorzüglicher, aber diese Facette seines Künstlertums meist gröblich vernachlässigender Mime, profitierte ungemein von dieser sich wechselseitig begünstigenden Doppel-Begabung.

Sinatra´s große Tragik jedoch war, wie wir freilich alle selbst schmerzvollst erleben mussten, der weitgehende Verlust seiner Stimme nach 1973, was sich auf seyne späteren Balladen-Interpretationen meistens freilich katastrofal, ja fatal auswirken musste. Obwohl Sinatra also DER Balladen-Interpret schlechthin genannt werden darf, begab es sich aus oben erwähnten Umständen, dass er im Alter - wenn überhaupt - am ehesten bei Songs gehobeneren Tempos überzeugen konnte. Ein Umstand übrigens, dem Sinatra in seinen späten Jahren selbst Rechnung trug, indem er bei Konzerten den Anteil der Balladen im Vergleich etwa zu früheren Zeiten zugunsten von Nummern wie etwa „A Foggy Day“, „Where Or When“, „Maybe This Time“, „I´ve Got You Under My Skin“, „I´ve Got The World On A String“ etc. drastisch zurückschraubte, ab den Neunziger Jahren eigentlich kaum je mehr als höchstensfalls zwo, drey Balladen pro Auftritt anstimmte (welche er dann, wie wir aus uns überlieferten Tondokumenten wissen, regelmäßig völlig vergeigte).

Meine Damen und Herren, soweit einige - und wie ich unumwunden gestehen muss - recht spontan in die Tasten gehämmerten Gedanken zu unserem überaus ersprießlichen Thema des Jahres Zwotausenduhrzehn, welches Ihnen, teures Publicum, bei dieser günstigen Gelegenheit nochmals besonders ans Herz gedrückt werden soll, muss, kann und darf. Bahn frey, meine Damen und Herren, für die Darstellung Ihrer Sicht der Dinge.

Allen noch einen gemütlichen Abend
H.S.


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 Sprung  

Sehr geehrte Damen und Herren Leserinnen und Leser - Sie befinden sich in einer Kommunikationseinrichtung, welche den ENTERTAINER OF THE CENTURY (mit anderen Worten SINATRA, SINATRA und nochmals SINATRA) in ersprießlicher Weise thematisiert wissen möchte. Geschätztes Publicum: Diese Einrichtung ist in der Tat so hochgradig erquickend, so ungemein gastlich, der Wohlfühlfaktor so enorm hoch, dass es kurzum nichts Geringeres denn eine wahre Lust ist, sich hierorts aufzuhalten und sich durch die mannigfaltigen Rubriken zu bewegen! Sehen Sie sich gut und in aller Ruhe um und Sie werden - darauf mein Wort - nicht umhinkommen zu sagen: "Hier ist es schön, hier will ich bleiben."

*** Wertes Publicum: FRAU CHARLOTTE ROCHE ist eine GÖTTIN - eine WAHRE GÖTTIN ***

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