Das lyrische Element tritt vor allem im kreativen, spielerischen Umgang mit der Sprache zu Tage, bestes Beispiel ist der Neologismus "weggesäuft", der sich so beiläufig einbringt, als wäre er seit Äonen im Deutschen verankert.
Der Schluss erhält eine ganz besondere Spannung dadurch, dass die Szene abrupt verlassen wird und den Leser mit seinen Erwartungen auf der Klimax alleine zurücklässt, gerade an dem Punkt, als Aktion in das Stillleben zu treten droht. Erwähnenswert ist hierbei der krasse formale Gegensatz im Vergleich zur Einleitung, welche schildernd vom Allgemeinen zum Speziellen eine Szenerie aufbaut.
So klein und unscheinbar es auf den ersten Blick scheinen mag, der Autor hat sich, wie man sieht, außerordentliche Mühe gegeben, das lyrische Fach wieder auf seine Wurzeln zurückzuführen, nämlich den Versuch, Stimmungen in einer Weise wiederzugeben, die über das mit Worten und Aussagen Ausdrückbare hinaus geht.
Die Abkehr von der modernen Sachlichkeit und die Rückbesinnung auf das eigentlich Poetische (siehe oben) sind charakteristisch für die zeitgenössische Dichtkunst. Die Überhöhung der Simplifikation eines Heinz Erhardt in diese vollkommen gegensätzliche, impressionistische Richtung zeugt von großer Kunstfertigkeit des Verfassers.
Herzlichen Glückwunsch!
Holger, deine Meinung ist gefragt. I ain't lazy; I'm just blessed with the lack of ambition. --- Louis Armstrong (Gone Fishin')
Im Nichts da liegt ein Forum rum, verlassen und erlahmt, Ganz anders als vor Wochen noch, da wurde hier gespamt.
In Strömen floss der Alkohol, der Nonsense wurd' ersonnen, Viel Zeit erschlagen bis sie tot, viel Schwachsinn dort ersponnen.
"Ach da!" frohlockt ein Surfender im Anblick jenes Wracks, "nun hat es sie dahingerafft, die Wollust jenes Packs."
Über Kritik meines Meysterwerks, das zum Glück noch keinen Titel trägt, würde ich mich freuen, gerade bei spamtechnisch begabten Menschen wie Holger, Franz, Torti etc.
Es wird immer besser - abgesehen davon, dass der Weihnachtsgruß jetzt etwas früh dran ist. Besonders künstlerisch, wie du "erlahmt" auf "gespamt" reimst.
U., dass du uns einen Abgesang widmest ist eine rührende Geste. Vermutlich werden wir dir kaum fehlen, aber immerhin denkst du jetzt an uns, ob du willst oder nicht.
Mein Appell an U. im Besonderen und alle unsere mehr oder weniger regelmäßigen Besucher im weiteren Sinne: Hätten wir mehr engagierte User wie dich, dann müssten wir uns nicht damit beschäftigen, die Zeit totzuschlagen. Sei herzlich eingeladen, dieses Forum durch deine Beteiligung an den laufenden Themen so umzugestalten, dass du dir uns nicht am liebsten "dahingerafft" wünschst. Keine Zeit? Keine Lust? Ich weiß, dass das etwas aufwändiger ist, als gelegentliche lakonische Kommentare. Aber ein ernsthafter Versuch in diese Richtung könnte zum einen unser Problem ("Erlahmung") und gleichzeitig dein Problem mit uns ("Hier liest man nur Spam") lösen.
Es ist möglich - wenn das Publikum sich seiner kreativen Verantwortung stellt.
Herzliche Grüße
I ain't lazy; I'm just blessed with the lack of ambition. --- Louis Armstrong (Gone Fishin')
Wie nun schon öfters erwähnt, liebe Freunde, sind drei Jahre vergangen. Drei Jahre, in denen wir uns alle hoffentlich weiterentwickelt haben. Auch ich habe mich hoffentlich, weiterentwickelt, auch und gerade was meine lyrischen Fähigkeiten anbetrifft. Daher möchte ich die Chance nutzen und Ihnen nun stellvertretend eines meiner (nicht autobiografischen) Werke zeigen, welches ich bei der Suche nach dem Sinn des Lebens erdacht habe.
Gedankenwelt des Rainer Durchschnitt
Draußen ist es tiefste Nacht, der Siebenschläfer ist erwacht und der Arbeitslose nebenan hat die Flimmerkiste an.
Der Himmel ist so klar und weit, ich rauche eine Camel light und denke nach, was mich erwartet wenn der neue Tag erst startet.
Bin gut genährt, hab Haus, hab Hund, ich bin, wie man so sagt, gesund. Und doch, wie soll ich es nur sagen, genau das schlägt mir auf den Magen. Ich wär gern mächtig wie der Himmel, mit einem noch größeren P*****, der ander'n vorschreibt: „Da geht’s lang“, mit zehn Millionen auf der Bank.
Was soll's, je länger ich ich's bedenk: Mein Leben selbst ist ein Geschenk! Ich zeig's den Leuten, dann sind sie platt und wissen, was man an mir hat!
Aufrichtige und ehrliche Kritik ist willkommen.
Thorsten Bode
Züchtige mich, Herr, - doch mit Maßen und nicht in deinem Grimm, auf daß du mich nicht aufreibst.
Ich glaube, in dem Werk gewisse Einflüsse von Heinz Erhardt erkennen zu können. Leider bin ich ansonsten ziemlich ungeeignet, die künstlerische Qualität von Lyrik zu bewerten, ich gebe das völlig unumwunden zu.
Das hätte Heinz Erhardt wohl nicht gedichtet. Bereitet auch im Vortrag Schwierigkeiten, insbesondere, sofern es in den Lesebüchern der Grundschule abgedruckt wird - derlei Ambititonen wirst Du sicherlich haben.
Es steht mir nicht zu, es zu überarbeiten, aber mir gefiele gut, wenn Du es implizit beließest. Ein gern genommener Kunstgriff mit humoristischen Anklängen wäre es, ein anderes Wort mit einem P am Anfang zu finden, das metrisch und dem Reim nach gerade nicht ins Schema passt.
Be who you are and say what you feel because those who mind don't matter and those who matter don't mind.
Wem Heinz Erhardt zu zahm und bieder sein sollte, dem empfehle ich, einmal bei Joachim Ringelnatz nachzulesen. Ein Dichter, der nach Deinem Geschmack sein dürfte, Thorsten Bode.
Ernster Rat an Kinder
Wo man hobelt, fallen Späne. Leichen schwimmen in der Seine. An dem Unterleib der Kähne Sammelt sich ein zäher Dreck.
An die Strähnen von den Mähnen Von den Löwen und Hyänen Klammert sich viel Ungeziefer. Im Gefieder von den Hähnen Nisten Läuse; auch bei Schwänen. (Menschen gar nicht zu erwähnen, Denn bei ihnen geht's viel tiefer.)
Nicht umsonst gibt's Quarantäne.
Allen graust es, wenn ich gähne.
Ewig rein bleibt nur die Träne Und das Wasser der Fontäne.
Kinder, putzt euch eure Zähne!!
Be who you are and say what you feel because those who mind don't matter and those who matter don't mind.
Hier ein weiteres Werk aus meiner Feder. Auch dieses Werk ist natürlich... nicht autobiographisch. ;-)
Machos Nachtgedanken
Ich liege wehmütig im Bett und denk: „Wenn ich ne Freundin hätt', dann hätte ich bei Tag und Nacht ihr manches Schöne beigebracht. Sie könnte sich an Dingen laben, die viele Frauen gerne haben. Doch auch was And'res wär von Wert: Das gälte dann auch umgekehrt! Sie hätte Wasser, Luft und mich – das größte Glück wär's sicherlich. Ein Viertes bräucht es da nicht mehr – wenn ich nur nicht mehr einsam wär!“
Schreibt einfach eure subjektive Meinung, dies ist kein Germanisten-Thread. Außerdem ist das ganze ohnehin sprachlich einwandfrei, diesbezügliche Kritik also nicht so wichtig...
Thorsten Bode
Züchtige mich, Herr, - doch mit Maßen und nicht in deinem Grimm, auf daß du mich nicht aufreibst.
When the end comes I know They'll say just a gigolo As life goes on without me
Kleine Anregung: Wenn Du in Versen schreibst, warum gönnst Du nicht jedem Vers eine Zeile? Oder ist das gerade die Absicht dahinter, die nicht einfache Durchdringlichkeit des Stream of Consciousness zu betonen?
Der Ansatz mit den Elementen ist durchaus kreativ, wobei ausgerechnet in einem Sehnsuchtsgedicht auf das Feuer zu verzichten schon fast schade ist. Oder ist das wieder eine bewusste künstlerische Implikation?
Be who you are and say what you feel because those who mind don't matter and those who matter don't mind.
Zu Franz Fragen: Schon Freud sagte "Manchmal ist eine Zigarre einfach nur eine Zigarre". Hab mir bei den Zeilenabsänden eigentlich nichts besonderes gedacht.
Zitat Es steht mir nicht zu, es zu überarbeiten, aber mir gefiele gut, wenn Du es implizit beließest. Ein gern genommener Kunstgriff mit humoristischen Anklängen wäre es, ein anderes Wort mit einem P am Anfang zu finden, das metrisch und dem Reim nach gerade nicht ins Schema passt.
Soweit bin ich stilistisch noch nicht. So unendlich ehrlich und demütig wie ich bin, gebe ich das gerne zu. Daher bleibt Schuster Bode vorerst bei seinen Leisten und versucht sich behutsam weiterzuentwickeln.
Aber danke, deine Beiträge sind sehr interessant und sicher eine Hilfe auf dem Weg zu neuen künstlerischen Gestaden.
Thorsten Bode
Züchtige mich, Herr, - doch mit Maßen und nicht in deinem Grimm, auf daß du mich nicht aufreibst.
Gerade fällt mir auf, dass ihr bloß einen Take meines Erstlingswerkes kennt. Ich bin stolz mitzuteilen, dass ich mich dabei von meinen lieben Mitstreitern habe inspirieren lassen. Hier nunmehr der Master, entstanden nach jahrelangem Nachdenken: Forsthaus Sündenau
Im Wald da steht ein Försterhaus, verdunkelt und verlassen, Ganz anders als vor Jahren noch, da feierten hier Massen.
In Strömen floss der Alkohol, das Leben wurd' genossen, Das Liebesleid im Suff ertränkt, das Wildtier kalt erschossen.
Die Orgien waren wild und heiß, ein Graus für jede Nonne, Für weniger verklemmte Leut' jedoch die reinste Wonne.
Das ist nun viele Jahre her, der Förster lange tot. Drum ist auch die Moral im Wald, schon längst wieder im Lot.
"Pardauz!" frohlockt ein frommer Mann, „hört her was ich verkünde: vom Herrn wurd' es dahingerafft, das Försterhaus der Sünde."
Eure Meinung?
Thorsten Bode
Züchtige mich, Herr, - doch mit Maßen und nicht in deinem Grimm, auf daß du mich nicht aufreibst.
Technisch hast du dich in den vergangenen drei Jahren stark verbessert.
Das Gedicht an sich hat sich auch vollkommen verändert. War es in der Urfassung noch die Lebenslust, die die Kernaussage prägte, so ist es jetzt der moralisch erhobene Zeigefinger des Wanderers. Lässt das Rückschlüsse über die persönliche Entwicklung und veränderte Beweggründe des Künstlers zu?
Be who you are and say what you feel because those who mind don't matter and those who matter don't mind.
Ich habe beschlossen, in Zukunft wieder kreativer zu sein. Nach der überwältigenden Resonanz bisher zu urteilen, dürfte das hochwillkommen sein. Vielleicht überflügle ich dereinst sogar Herta Müller in den Spiegel-Bestsellerlisten. Nichts geringeres sollte jedenfalls mein Ziel sein...
Thorsten Bode
Züchtige mich, Herr, - doch mit Maßen und nicht in deinem Grimm, auf daß du mich nicht aufreibst.
Habe auch was Köstliches, ein echtes Kleinod, wie ich finde. Leider nicht auf meinem Mist gewachsen, sondern aus der Feder von Hermann von Lingg:
"Im heil´gen Teich zu Singapur, Da liegt ein altes Krokodil Von äußerst grämlicher Natur Und kaut an einem Lotusstiel. Es ist ganz alt und völlig blind, Und wenn es einmal friert des Nachts, So weint es wie ein kleines Kind, Doch wenn ein schöner Tag ist, lacht´s."
"Die Überzeugung, dass es nur eine Wahrheit gibt und man selbst in ihrem Besitz ist, ist die tiefste Wurzel allen Übels der Welt." (Max Born)
Sehr schön, Ulrich. Dann möchte ich auch einmal wieder einen lyrischen Gedanken verbreiten, gnädigerweise der Welt zum Ausleihen zur Verfügung gestellt von meinem Freund Morgenstern:
Die Brillen
Korf liest gerne schnell und viel, darum widert ihn das Spiel all des zwölfmal Unerbetnen, Ausgewalzten, Breitgetretnen.
Meistes ist in sechs bis acht Silben völlig klargemacht, und in ebensoviel Sätzen lässt sich Bandwurmweisheit schwätzen.
Es erfindet drum sein Geist etwas, was ihn dem entreißt: Brillen, deren Energien ihm den Text zusammenziehen!
Beispielsweise dies Gedicht läse, so bebrillt, man - nicht! Dreiundsechzig seinesgleichen gäben erst - ein - Fragezeichen!
Be who you are and say what you feel because those who mind don't matter and those who matter don't mind.
Sehr geehrte Damen und Herren Leserinnen und Leser - Sie befinden sich in einer Kommunikationseinrichtung, welche den ENTERTAINER OF THE CENTURY (mit anderen Worten SINATRA, SINATRA und nochmals SINATRA) in ersprießlicher Weise thematisiert wissen möchte. Geschätztes Publicum: Diese Einrichtung ist in der Tat so hochgradig erquickend, so ungemein gastlich, der Wohlfühlfaktor so enorm hoch, dass es kurzum nichts Geringeres denn eine wahre Lust ist, sich hierorts aufzuhalten und sich durch die mannigfaltigen Rubriken zu bewegen! Sehen Sie sich gut und in aller Ruhe um und Sie werden - darauf mein Wort - nicht umhinkommen zu sagen: "Hier ist es schön, hier will ich bleiben."
*** Wertes Publicum: FRAU CHARLOTTE ROCHE ist eine GÖTTIN - eine WAHRE GÖTTIN ***