In diesem Thread soll es nicht (oder nur nebensächlich) um Sinatras Einfluss auf die Musiklandschaft des 20. Jahrhunderts gehen. Es soll vor allem darum gehen, wie er als eine der schillerndsten Persönlichkeiten allgemeinhin die Popkultur beeinflusst hat. Ob durch seinen Kleidungsstil, durch seine Sprache, durch das Rat Pack oder was auch immer.
Es gibt so viele Aspekte...
Thorsten Bode
"May you all live to be 150 years old, and may the last post you read be mine!"
Naja, sein Kleindugsstil (Smoking) hat sich in der Szene wohl durchgesetzt. Gerade Sinatra, der dem Smoking ja immer treu blieb, dürfte da guten Anteil dran haben.
Mir will scheinen, dass es nach dem Auftreten von Elvis in der Pop-Musik mit Sinatras Einfluss sowohl auf die Pop-Musik wie auch auf den Lebens-Stil der neuen Musiker-Generation und der neuen Generation von Musik-Konsumenten sturzflugartig bergab ging. Spätestens nachdem sich die Beatles an die Spitze katapultiert hatten, war es mit Sinatras Einfluss ohnedies vorbei. Alle Künstler der jüngeren Generation, welche zeitgleich oder im Gefolge der Beatles an die Öffentlichkeit traten, waren naturgemäß mehr dazu angetan, ihrem Publicum als Vorbild in Kleidung und Gebaren zu dienen als Sinatra, welcher damals auf die Funfzig zuschritt und schon aus diesem Grunde beim jungen Publicum abgemeldet war.
Öfters ist zu lesen, Sinatra wäre für Rockmusiker insofern ein Vorbild gewesen, als er gewissermaßen den „Rock´N´Roll-Lebensstil“ inkl. Sex und Drogen erfunden habe. Das klingt zwar nicht schlecht, ist aber völlig kurzsichtig. Sex, Drugs und Rock´N´Roll im Umfeld der Musik sind nicht auf Sinatra oder wen auch immer zurückzuführen, sondern vielmehr eine Situation, die es immer schon gegeben hat. Sie wissen ja: Schon vor hunderten Jahren gab es vaziernde Bänkelsänger, welche von Weiler zu Weiler, von Burg zu Burg zogen, mangels anderer Drogen mit Bier, Met oder Wein vorlieb nahmen und nebenbei auch großen Eindruck auf die jeweilige weibliche Dorf-Jugend zu machen verstanden.
Somit ist Sinatras Lebensstil oder später der exzessive Lebensstil der Rolling Stones oder heute eines Robbie Williams (bei letzterem ist das meiste vermutlich nur Show) im Grunde nichts anderes als der Lebensstil eines Bänkelsängers von anno 1256, also nicht gebunden an eine Person, die als Vorbild gedient hätte, sondern lediglich das Ergebnis einer speziellen Situation, nämlich der Popularität sowie des Künstlertums an sich und der damit verbundenen Möglichkeiten, im übrigen gar nicht auf Musiker beschränkt, sondern auch auf Schauspieler, Autoren, bildende Künstler etc. zutreffend. Insofern könnte man genausogut behaupten, Minnesänger Blondel hätte den „Rock``Roll-Lifestyle“ mit allem was dazugehört, erfunden.
In Mode-Dingen scheint mir Sinatra auch nicht unbedingt eine überragende Vorbildwirkung gehabt zu haben. Auf der Bühne trug er diesselbe Kleidung wie alle in seiner Sparte Werktätigen, privat war er in dieser Hinsicht wohl auch kaum ein Trendsetter zu nennen (man verzeihe den Anglizismus), im Gegentheil, oft lief gerade er den Modetrends hinterher.
Musikalisch wird Sinatra für seine Sparte Musik immer Vorbild-Wirkung haben, aber außermusikalisch kaum – was auch gar nicht zu wünschen wäre: seine vielen, vielen charakterlichen Schwächen sind nun wirklich nicht nachahmenswert.
Hallo ich habe gelesen, daß Jim Morrisons Lieblingssänger Frank Sinatra war. Das sagt ja schon alles auf seinen Bezug zur "modernen" Musik. Grüsse aus Wien
In der Tat, ich kann mich auch entsinnen, vor Zeiten irgendwo gelesen zu haben, dass Morrison Sinatra schätzte. Es handelte sich dabei um ein kurzes Zitat, aus welchem nicht hervorging, inwieweit Morrison da auch die Privatperson und das Gebaren Sinatras gemeint hat, es war nur die Rede davon, dass er die Art und Weise bewunderte, in der Sinatra eine Ballade zu singen verstand.
Morrison war ein Jahrgang, der naturgemäß mit Sinatras Musik großgeworden war, also in einer Zeit aufwuchs, in der Sinatra der Gipfel der damaligen Populärmusik darstellte, insofern wundert es nicht, dass Sinatra auf Morrison einen gewissen Eindruck ausgeübt hat, wenngleich Morrison selbst dann natürlich in einem völlig anderen Musikbereich tätig war. Jedenfalls ein schönes Beispiel dafür, wie Sinatras Kunst auch auf Leute aus völlig anderen Musikrichtungen Wirkung zu erzielen vermochte.
Michael Bublé ist ein Entertainer der alten Schule, der die Tradition hochhält und sie vorsichtig in die Moderne überführt, indem er auch Pop-Songs im Repertoire hat. Er erfindet gewiss nichts Neues, aber er trägt dazu bei, dass diese Form des Entertainers nicht ausstirbt. Dabei geht er – wie am Repertoire deutlich zu erkennen - kein Risiko ein. Im Grunde macht er das, was einem auch auf Vergnügungs-Kreuzfahrtschiffen geboten wird – nur eben im großen Stil und mit großem Erfolg. Solange dieser anhält, wird er seiner Linie wohl treu bleiben. Ansonsten freilich bleibt anzumerken, dass Bublé´s Fähigkeiten weit über denen der meisten liegen, welche ein ähnliches Fahrwasser durchschiffen. Darüber hinaus ist er ein geschmeidiger Sympatikus, der nirgends aneckt und daher jeder und jedem verkauft werden kann. Man mag ihn als Museums-Wärter, Epigonen und Trittbrettfahrer bezeichnen - Tatsache ist, dass irgendjemand auch die „gute alte Schule“ weiterführen sollte, nachdem bis auf Tony Bennett kein Vertreter derselben mehr leibhaftig unter uns weilt. Mozart wird auch heute noch gespielt, warum sollte das nicht auch für Gershwin, Porter und Konsorten gelten. Die einen sind die Erneuerer, die anderen eben die Bewahrer.
Sehr geehrte Damen und Herren Leserinnen und Leser - Sie befinden sich in einer Kommunikationseinrichtung, welche den ENTERTAINER OF THE CENTURY (mit anderen Worten SINATRA, SINATRA und nochmals SINATRA) in ersprießlicher Weise thematisiert wissen möchte. Geschätztes Publicum: Diese Einrichtung ist in der Tat so hochgradig erquickend, so ungemein gastlich, der Wohlfühlfaktor so enorm hoch, dass es kurzum nichts Geringeres denn eine wahre Lust ist, sich hierorts aufzuhalten und sich durch die mannigfaltigen Rubriken zu bewegen! Sehen Sie sich gut und in aller Ruhe um und Sie werden - darauf mein Wort - nicht umhinkommen zu sagen: "Hier ist es schön, hier will ich bleiben."
*** Wertes Publicum: FRAU CHARLOTTE ROCHE ist eine GÖTTIN - eine WAHRE GÖTTIN ***