Befassen wir uns nun mit einem Song, der vielleicht nicht unbedingt aus musikalischer Sicht, jedoch vielmehr aus historischer Sicht etwas Besonderes ist – zumindest im Zusammenhang mit Sinatra. Es handelt sich nämlich um den letzten Song, den Sinatra im Studio für das Label Reprise aufgenommen hat: My Foolish Heart
Aufnahmedatum ist der 6. Juni 1988, der Ort der Aufnahme war Hollywood, geschrieben wurde das Lied für einen gleichnamigen Film des Jahres 1950, die Autoren sind Ned Washington und Victor Young, das Arrangement der Sinatra-Aufnahme besorgte Billy May. Sinatra benötigte seinerzeit viele Anläufe (genau gesagt 18 Takes), um das Stück in den Kasten zu bringen... Dennoch oder vielleicht auch gerade deswegen blieb der Song lange Jahre im Archiv liegen und wurde erst mit der Veröffentlichung der kolossalen 20-CD-Edition „The Complete Reprise Studio Recordings“ dem Publikum zugänglich gemacht.
Es gibt unzählige Interpretationen dieses Titels von anderen Künstlern, auch zu „My Foolish Heart“ seien hier einige Interpreten aufgeführt, die das Stück entweder vokal oder instrumental ebenfalls aufgenommen haben: Bill Evans (auch zusammen mit Tony Bennett), Billy Eckstine, Carmen McRae, Chet Baker, Scott Hamilton, Jane Monheit, Sylvia Syms, Herb Ellis, The Singers Unlimited, Engelbert Humperdinck, Oscar Peterson, Stan Kenton, Nat King Cole, Vic Damone sowie Al Martino und Tom Jones.
Wohl an, was halten Sie von Sinatras „farewell“-Song für das Label Reprise? Hiermit erteile ich Ihnen grünes Licht und freie Fahrt für Ihre ersprießlichen Beiträge zu diesem Thema – wie immer hoffe ich auf rege Beteiligung von Ihrer Seite, werte Leserinnen und Leser.
Hier der Text des Songs:
The night is like a lovely tune, beware my foolish heart How white the ever constant moon, take care, my foolish heart There's a line between love and fascination, That's hard to see on an evening such as this, For they give the very same sensation. When you are lost in the passion of a kiss. Your lips are much too close to mine, beware my foolish heart But should our eager lips combine, then let the fire start. For this time it isn't fascination, or a dream that will fade and fall apart, It's love this time, it's love, my foolish heart
ich mag den Song.Vorallem die typischen May Bläsersätze und Sinatra schlägt sich auch ganz gut.Schade dass er kein Album aufgenommen hat.Ich weiß Herr Schnabel,dass sie den älteren Sinatra nicht mögen.Dies ist außerdem ein Jazzstück und auch spritzige Bläsersätze.Passt ganz gut zum Abschluss bei Reprise.
Die einzigen positiven Eindrücke, die diese Aufnahme bei mir hinterläßt, gehen auf das Konto von Billy May und Trompeter Jack Sheldon. Vor allem dem zuletzt Genannten ist zu verdanken, dass diese Version des Songs einige durchaus auch erquickliche Momente aufzuweisen hat. Selbstredend ist neben Sheldon´s Solo auch May´s Arrangement einmal mehr hörenswert – ein konventioneller Big-Band-Chart mit einiger Würze.
Leider aber beschert mir der alt gewordene Sänger einen so über die Maßen negativen Eindruck, dass alle positiven Züge der Nummer gleichsam wie Sand zwischen den Fingern zerrinnen. Abgesehen vom leider wieder einmal bejammernswerten Zustand seiner Stimme läßt der nun schon greise Sinatra hier obendrein jeglichen Biß vermissen, ja wirkt in der Tat völlig zahnlos. Das Arrangement hat stellenweise packende Qualitäten, der Sänger aber schleppt sich hörbar müde, schwach und kraftlos durch den Song. Sollte damals womöglich gar ein ganzes Album geplant gewesen sein? Je nun, nach dieser von Sinatras Seite her mißglückten Darbietung war man gut beraten, das Projekt zu den Akten zu legen. Sinatra war Ende der 80er Jahre keinesfalls mehr imstande, sich neue Songs künstlerisch auch nur annähernd überzeugend anzueignen, die wenigen Lieder, die er in der Zeit von 1985-88 im Studio aufnahm, sind ein beredter Beweis für diese meine Ansicht.
In Summe: Daumen hoch für das Trompetensolo, freundliche, wenngleich auch nicht eben überschwängliche Zustimmung für das Arrangement, Daumen so tief nach unten wie irgend möglich für die stimmliche und interpretatorische Inkompetenz des hier nun wirklich ganz besonders ausgelaugt wirkenden Barden.
Ich weiß beim besten Willen nicht, wo Holger hier Kritikpunkte für das Arrangement festmacht, das ist doch typischer, stürmischer May. Wer die großartige Trompete einmal ignoriert, wird sogleich das stürmische Schlagzeug ausmachen, sowie die restliche ziemlich zupackende Rhytmus-Sektion. Nein, nein, Sinatra hätte es für seinen Reprise-Abschluss wesentlich schlechter treffen können als mit diesem Song und dieser großartigen Umgebung (Band, Arrangeur etc.).
Nun zu Freund Sinatra. Wer Konzerte des Jahres 1988 kennt, der weiß, dass dieses Jahr ganz und gar nicht das beste des Sängers war. Wie die viele Fans wohl wissen, ist dies auch das Jahr der Einführung des Teleprompters (also für Sinatra). Für alle die es besitzen, möchte ich mal an das gemeinsame Konzert mit Tony Bennett erinnern, das Ganze ist (obwohl ich Bennett kaum leiden kann und angesichts seines Druck- und Kraftlosen "Jazz"-Gesanges achselzuckend auf meinem Platz sitze) was Sinatra betrifft, geradezu gespenstisch! Er klebt förmlich das Ganze Konzert hindurch an seinem Teleprompter, selbst als er am Ende gemeinsam mit Benedetto auf der Bühne steht - das alles forciert das peinliche Moment freilich aufs Unglaublichste.
Nunja, 1988 war nicht das Beste Jahr für Sinatra, was wohl auch diese Studioaufnahme in abgeschwächter Form dokumentiert. Ein Konzert ist ja immer eine Momentaufnahme, bei einer derartigen Einspielung hat man aber stets (theoretisch) viele Möglichkeiten, einen neuen Take aufzunehmen, was der Gute ja auch ausgenutzt hat. Von daher fällt das Ergebnis von Sinatras Seite vielleicht gar nicht einmal sooo schlecht aus, denn was die fehlende Kraft betrifft, so wird das durch das ebenfalls abwesende Geknarre seiner Stimme wieder einigermaßen aussgeglichen.
In Summe also ein Song, der (mir) Spaß macht.
Zur Information: "My Foolish Heart" war für ein weiteres Duett mit Frank Jr. auf den Duets-Alben bestimmt. Man wollte Sinatra den Song aber (natürlich) nicht neu aufnehmen lassen, sondern einfach nur Sinatras Gesang hier herausfiltern und mit dem von Sohnemann Frank Jr. "kreuzen".
Frage an alle: Erachten Sie dieses nie realisierte Vorhaben als Lücke auf den "Duets"-Alben? Und hier gleich noch eine viel interessantere Frage: Hätte man Sinatra den Song hierzu vielleicht besser neu einspielen lassen sollen? Von Ausnahmen wie "Witchcraft abgesehen, klang er bei den Aufnahmen für "Duets" zumindest kraftvoller...
Thorsten Bode
"May you all live to be 150 years old, and may the last post you read be mine!"
Ich habe am Arrangement keinerlei Kritik geübt – wie gesagt, besitzt es einige Würze, ist ein traditionelles Big-Band-Arrangement, welches allen Freunden ebendiesen Sounds gefällig ins Ohr geht. Ich finde es sehr gut, wenn auch nicht herausragend, ruft man sich May´s beste Leistungen auf dem Gebiet ins Gedächtnis.
Zur Frage des geplanten elektronischen Duetts mit dem Sohnemann: Löblich, dass man diesen Plan hat fallen lassen, eine Realisierung hätte dem Album den letzten Rest von „Geschlossenheit“ genommen, den man „Duets“ immerhin noch anrechnen kann, da Sinatra die Aufnahmen wenigstens im Jahre des Erscheinens des Albums gemacht hat. Eine alte Archiv-Aufnahme wie „My Foolish Heart“ hätte da nichts verloren gehabt. Dass man die Nummer nicht einfach anläßlich der Duets-Session noch einmal aufgenommen hat, mag einerseits daran liegen, dass man offenbar ausschließlich auf Songs zurückgriff, die Sinatra zu diesem Zeitpunkt im Konzertprogramm hatte und diese Vorgehensweise wohl auch noch die Schonendste für den greisen Barden war, andererseits darin, dass Sinatra sich vielleicht noch daran erinnert haben mag, welch klägliches Ergebnis der Aufnahme von Neunzehnuhrachtundachtzig trotz vieler Anläufe beschieden war.
Der Gesang Sinatras war Neunzehnuhrdreiundneunzig sicherlich noch schlechter als anno Neunzehnuhrachtundachtzig, die Stimme nunmehr völlig zerfranst und zerbröselt – allerdings phrasiert er auf „Duets“ entschlossener als 1988, wo seine Aufnahme von „My Foolish Heart“ wirklich am Treffendsten mit „welk“ und „zahnlos“ beschrieben werden kann. Die „Entschlossenheit der Phrasierung“ bringt den Methusalem auf „Duets“ bei den schnelleren Nummern halbwegs über die Runden, die Balladen jedoch gingen auf „Duets“ in den meisten Fällen so schief wie nur irgendmöglich.
In Antwort auf:Dass man die Nummer nicht einfach anläßlich der Duets-Session noch einmal aufgenommen hat, mag einerseits daran liegen, dass man offenbar ausschließlich auf Songs zurückgriff, die Sinatra zu diesem Zeitpunkt im Konzertprogramm hatte
Das ist nicht 100%ig richtig. So weit mir bekannt hat er bei den Sessions auch Songs geprobt, die er ewig nicht mehr im Songprogramm hatte, wie z.B. "South Of The Border" (hat er das eigentlich überhaupt je live gesungen?).
In der Tat soll Sinatra damals noch „I Get A Kick Out Of You“, „South Of The Border“, „Angel Eyes“ sowie „Nice And Easy“ aufgenommen haben.
Ob von den drei erstgenannten Songs wirklich vollständige Tracks existieren, ist allerdings eine Frage für sich. Ich persönlich, dem dazu leider keine wirklich stichhaltigen Informationen vorliegen, möchte es füglich bezweifeln. Für „South Of The Border“ war angeblich Willie Nelson als Duett-Partner vorgesehen. Von „Nice And Easy“ immerhin soll eine komplett fertig abgemischte Version mit Tochter Nancy Sinatra im Archiv schimmeln. Die Nummer hat man angeblich fallen lassen, um statt dessen für „Duets 2“ das Duett mit Frank jr. („My Kind Of Town“) vorzuziehen. Ich gestehe, mich befriedigt diese Begründung (oder ist es nicht vielmehr eine Ausrede?) absolut nicht. Nichts, ich wiederhole, nichts hätte gegen ein Auftreten beider Sinatra-Sprößlinge auf „Duets 2“ gesprochen.
Als man beide „Duets“-CD´s vor einigen Monden wiederveröffentlichte, wäre es ein Leichtes und eigentlich Selbstverständliches gewesen, „Nice And Easy“ als Bonus-Track zu inkludieren – dass man es erneut im Archiv beließ und den Fans statt dessen lieber ein jämmerliches „My Way“-Duett mit Willie Nelson spendierte, kann nur heißen, dass im Falle von „Nice And Easy“ - a) entweder Sinatras oder Nancys Gesang oder aber gar beider Gesang für eine Veröffentlichung zu schlecht sind oder, - b) dass irgendjemand Verstandesbegabtem doch aufgefallen ist, dass der Nummer, zumal wenn von Vater/Tochter gesungen, ein sehr inzestuöser Beigeschmack anhaftet (Man beachte den Songtext).
1988 sagt Thorsten war ein schweres Jahr für Sinatra. Er überschritt die Grenze zu einer teilweisen Senilität. Er musste vom Teledingens ablesen ab diesem Jahr. Mich überrascht nicht, falls dies schlecht ist, leider habe ich den Song noch nicht.
Sehr geehrte Damen und Herren Leserinnen und Leser - Sie befinden sich in einer Kommunikationseinrichtung, welche den ENTERTAINER OF THE CENTURY (mit anderen Worten SINATRA, SINATRA und nochmals SINATRA) in ersprießlicher Weise thematisiert wissen möchte. Geschätztes Publicum: Diese Einrichtung ist in der Tat so hochgradig erquickend, so ungemein gastlich, der Wohlfühlfaktor so enorm hoch, dass es kurzum nichts Geringeres denn eine wahre Lust ist, sich hierorts aufzuhalten und sich durch die mannigfaltigen Rubriken zu bewegen! Sehen Sie sich gut und in aller Ruhe um und Sie werden - darauf mein Wort - nicht umhinkommen zu sagen: "Hier ist es schön, hier will ich bleiben."
*** Wertes Publicum: FRAU CHARLOTTE ROCHE ist eine GÖTTIN - eine WAHRE GÖTTIN ***