Sinatra nahm "I Had The Craziest Dream" am 17. Juli 1979 für den "Past" betitelten Teil der Dreifach-LP "Trilogy" auf. Musik und Text stammen von Harry Warren bzw. Mack Gordon, das außergewöhnliche Arrangement besorgte Billy May, der bei dieser Aufnahme auch als Dirigent fungierte.
Warum dieser Song im "Past"-Teil von Trilogy gelandet ist, obwohl er ihn niemals vorher eingespielt hat? Der Trompeter Harry James, bei dem Sinatra bekanntlich seine ersten Schritte als professioneller Musiker machte und sein Orchester landeten im Februar 1943 einen Nummer 1-Hit mit dem Song, die Sängerin auf der Aufnahme war Helen Forrest. Ursprunglich wurde der Song für den Film "Springtime In The Rockies" (1942) geschrieben.
Der Text: (Es gilt zu beachten, dass Sinatra die Einleitung (fett markiert) in seiner Version auslies)
In a dream the strangest and the oddest things appear And what insane and silly things we do. Here is what I see before me, vividly and clear: As I recall it, you were in it, too.
I had the craziest dream, last night - yes I did I never dreamed it could be Yet there you were - in love with me
I found your lips close to mine - so I kissed them And you didn't mind it at all When I'm awake, such a break never happens How long can I guy go on dreaming
If there's a chance that you care Then, please, say that you do baby Say it and make my craziest dream come true
Enthalten ist der Song sowohl auf dem LP/CD-Set "Trilogy", als auch auf dem gewaltigen "Complete Reprise Studio Recordings".
Viel Spaß mit diesem interessanten Song, als auch bei der Bewertung des Selbigen wünscht Ihnen Ihr Freund und Kupferstecher,
Der Song gehört für mich zu den besten Arbeiten Sinatra's nach 1970 und überhaupt. Zum Einen liegt dies am mehr als geschmackvollen Arrangement Billy May's, zum anderen an der Stimme, der man das Alter des Sängers zwar anhört, die aber dennoch nicht diese schrecklichen Abnützungserscheinungen, wie der teilweise Kontrollverlust über die Stimme, aufweist, was in den 70er Jahren in Einheit mit einem gar grässlichen Gebrummel so manchen Song für mich zu einem Fiasko macht. In der Tat, für mich klingt er um den Jahrzehntewechsel herum mehr nach gut gereiftem Wein, als nach Brummelbär...
Wie auch immer, das Arrangement verhilft I Had The Craziest Dream von einem überdurchschnittlichen Stück Musik zu einem echten Kunstwerk, was zum einen an der sehr schönen Einarbeitung von Charles Turnes Trompete liegt, zum anderen an den perfekt eingesetzten und dosierten Streichern. Das Piano im Hintergrund, sowie der sehr dezente und in dieser Form unverzichtbare Chor tun ihr Übriges.
Interessant ist, dass dieses Arrangement von Billy May stammt, einem Mann, der für Sinatra ursprünglich die mitreissendsten Swing-Kracher schrieb, mit Ausnahme einiger Stücke auf Come Fly With Me zum Beispiel. Auf dem ersten Teil von Trilogy darf er einmal die wirkliche Bandbreite seiner Fähigkeiten zeigen, das Ergebnis sind mitreissende Swinger, ganz in der Tradition von Platten wie Sinatra Swings und eben perfekt ausbalancierte Balladen, teils mit besonderen Elementen, wie eben dem Chor, der aber niemals und in keiner Weise an penetrante Freeman-Tunes erinnert oder auch die Einwürfe des guten Charles Turner. Schade ist, dass von May arrangierte Balladen oftmals sehr unterschätzt werden. Was er konnte, zeigt er hier in beeindruckender Weise und vielleicht wäre es sogar interessant gewesen, wenn May für Sinatra noch mehr auf diesem Gebiet gemacht hätte.
Am Ende bleibt noch zu sagen, dass Sinatra sich auf Trilogy bei der Songauswahl fast durchgehend sehr stilsicher gezeigt hat. Ich nehme ihm auch nicht ab, dass er während der Siebenziger Jahre kein passendes Material gefunden hat, die Gründe für die spärliche Anzahl von Aufnahmen in dieser Zeit dürften hier eher stimmlicher Natur gewesen sein, was auch das von mir vor kurzem gebrachte Zitat mehr als deutlich unterstreicht...
Thorsten Bode
"May you all live to be 150 years old, and may the last post you read be mine!"
Ich kann mich Thorstens Post nur anschließen.Dieses Lied ist eines der besten Lieder auf Trilogy.Ich bin mir nicht sicher,ob Sinatra dieses Lied "Live" gesungen hat,aber ich glaube nicht.Sinatra hat seine Stimme ende 1976 wieder gefunden und konnte dieses hohe Niveau bis ungefähr Anfang 1988 halten.
Ein sehr verträumtes und nostaligisches Arrangement von Billy May,der auch Moonlight in Vermontarrangiert hat(da ist schon wieder ein Bezug zu Billie Holiday).Es stimmt,dass Sinatras Stimme von 71 bis 76 und von 1988 bis 1995 nicht sehr gut war.Aber es gibt auch Perlen die herausstechen.
Ein ausnahmsweise erfreulicher Anlass, um das Thema „Sinatra im Alter“ zu diskutieren. In der Tat handelt es sich bei gegenständlichem Song um einen der so rar gesäten Lichtblicke im Post-Retirement-Schaffen (Neunzehnuhrdreiundsiebenzig bis Neunzehnuhrdreiundneunzig) des Barden.
Schon die unnachahmliche melancholische Grandezza, mit welcher sich die Orchestereinleitung ins Ohr der Hörerin, des Hörers schmiegt, sucht auch im Sinatra´schen Schaffen früherer Jahrzehnte seinesgleichen – dank der wunderbaren Trompete eine der bestrickendsten Instrumentaleinleitungen einer Sinatra-Aufnahme überhaupt, wahrlich großmeysterlich und unserer vollen Bewunderung allemal wert und würdig! Billy May, sonst eher für fulminante Swing-Arrangements bekannt, beweist eindrucksvollst und aufs Nachdrücklichste, dass seine Fähigkeiten sich beiliebe nicht nur auf das Schreiben von explosiven Swing-Charts beschränkten. Weitere Beispiele seiner Qualitäten als Balladenarrangeur finden wir – am Rande bemerkt - auch dem klassischen Capitol-Album „Come Fly With Me“ aus dem Jahre Neunzehnuhrsiebenundfunfzig.
Der Song, welcher uns diesmal als Diskussions-Thema dient, verströmt wie schon richtig bemerkt wurde, eine wunderbar verträumte Melancholie und weckt deutliche Assoziationen zu Sinatras Frühwerk mit der Band von Tommy Dorsey, ganz speziell natürlich die Verwendung des Hintergrundchors, welcher viele der besten Erinnerungen an diese Periode von Sinatras langer Karriere wiederaufleben lässt. „The Pied Pipers Revisited“ gewissermaßen – hochgradig erquickend. Eine durchaus gelungene und sehr willkommene Rückbesinnung auf die „gute alte“ Tanzorchester-Tradition also, instrumental zu einhundertelfundneunzig Prozent überzeugend.
Nun zu Sinatra selbst: Der Senior – wiewohl besser bei Stimme als in den letzten Jahren zuvor – klingt so, wie es seinem Alter zukommt, nämlich alt. Er klingt in der Tat älter als etwa neunzehnuhrdreiundsiebenzig oder neunzehnuhrsiebenundsiebzig, gleichzeitig aber gelang es ihm anno neunzehnuhrneundsiebenzig, sich aus der schrecklichen Talsohle, in welcher sich seine Stimme in den Jahren seit seinem Comeback dauerhaft befand, wieder etwas herauszuarbeiten, seine Stimme klingt zwar nunmehr noch älter, ist aber gleichzeitig zumindest weitgehend frei von gesanglichen Unsicherheiten und Weinerlichkeiten, welche seine bisherigen Post-Retirment-Arbeiten kennzeichnete und in Summe in besserer Form als in den ersten Jahren nach dem Comeback.
Der Barde erbringt also eine in Anbetracht seiner hohen Jahre respektable Leistung, wobei er in unserer Beurteilung naturgemäß sehr, sehr von dem Umstand profitiert, dass er diesen Song zuvor noch nicht aufgenommen hatte, er sich also im Falle von „I Had The Craziest Dream“ keine Vergleiche mit sich selbst in jüngeren Jahren gefallen zu lassen braucht. Sinatras Alters-Leistung ist hier also durchaus akzeptabel, wenn ich den Song als einen der besten der wenigen guten der Spaeth-Phase ansehe, so aber doch – ich betone das - hauptsächlich wegen der Instrumental-Leistung sowie des hervorragenden Arrangements und des gefühlvollen Songs an sich.
Allen noch einen gemütlichen Abend H.S. Prinzipal der EOTC-Seiten und Souverän des daran angeschlossenen Forums
Sehr geehrte Damen und Herren Leserinnen und Leser - Sie befinden sich in einer Kommunikationseinrichtung, welche den ENTERTAINER OF THE CENTURY (mit anderen Worten SINATRA, SINATRA und nochmals SINATRA) in ersprießlicher Weise thematisiert wissen möchte. Geschätztes Publicum: Diese Einrichtung ist in der Tat so hochgradig erquickend, so ungemein gastlich, der Wohlfühlfaktor so enorm hoch, dass es kurzum nichts Geringeres denn eine wahre Lust ist, sich hierorts aufzuhalten und sich durch die mannigfaltigen Rubriken zu bewegen! Sehen Sie sich gut und in aller Ruhe um und Sie werden - darauf mein Wort - nicht umhinkommen zu sagen: "Hier ist es schön, hier will ich bleiben."
*** Wertes Publicum: FRAU CHARLOTTE ROCHE ist eine GÖTTIN - eine WAHRE GÖTTIN ***