Beschäftigen wir uns nach längerer Zeit wieder einmal mit einem Song, den Sinatra zu einer Zeit aufgenommen hat, in welcher er bereits hoch an Jahren und niedrig an künstlerischer Aussagekraft war. Vielleicht stöhnen Sie jetzt: “Oweh, ein Post-Retirement-Song”. In der Tat, wertes Publicum, so ist es, wir wollen uns eines Songs annehmen, der anno 1974 aufgenommen worden ist, mithin also in der umstrittendsten Phase des Barden. Womöglich hören Sie nur ungern Lieder aus diesem Karriere-Abschnitt des Sängers, versuchen womöglich gar, diese Phase möglichst ganz aus ihrem (Fan-)Bewußtsein auszublenden... Wie auch immer, so sehr gerade ich eine derartige Haltung verstehen könnte - heute entrinnen wir der Post-Retirement-Phase nicht, unser neues Thema sei: The Summer Knows.
Warum eigentlich gerade diesen Song mitten im strengsten Winter thematisieren? Je nun, es gibt ein neues Album namens “On My Way To You” der Sängerin Rigmor Gustafsson, auf dem sie ausschließlich Songs von Michel Legrand präsentiert, so auch “The Summer Knows”. Beim Hören des Albums erinnerte ich mich, dass auch Sinatra sich seinerzeit daran versucht hatte. Diese Version nun also wollen wir uns zu Gemüte führen und wie ich hoffe, auf ersprießliche Weise ausdiskutieren.
Sinatra nahm das Lied am 7. Mai des Jahres Neunzehnhundertundvierundsiebenzig zu Hollywood auf, das Arrangement besorgte kein anderer als Gordon Jenkins. Sinatra benötigte für die Aufnahme des Songs ganze achtzehn Takes. Das Ergebnis wurde schließlich auf dem Album “Some Nice Things I´ve Missed” zur Veröffentlichung gebracht. Darüberhinaus findet man den Song auch auf der kolossalen 20-CD-Werkschau “Complete Reprise Studio-Recordings”.
Der Text des Songs stammt von Alan und Marilyn Bergman, einem Duo, welches im Laufe der Jahre einige gehaltvolle Songs in das Repertoire des Barden eingebracht hat, so stammt beispielsweise “Nice And Easy” aus der Bergman-Feder, sowie auch eines von Sinatras wenigen gelungenen Alterswerken, nämlich “How Do You Keep The Music Playing”. Komponist des Songs ist - wie oben erwähnt - der berühmte Film-Musik-Spezialist Michel Legrand, der das Lied für den Film “The Summer of ´42” schrieb.
Ich erlaube mir, Ihnen wie immer den Text als Hilfestellung für Ihre Betrachtungen frei Haus zu liefern:
The summer smiles, the summer knows, and unashamed, she sheds her clothes. The summer smoothes the restless sky, And lovingly she warms the sand on which you lie. The summer knows, the summer's wise, she sees the doubts within your eyes, And so she takes her summertime, tells the moon to wait and the sun to linger, Twist the world around her summer finger. Lets you see the wonder of it all, And if you learned your lesson well, There's little more for her to tell, One last caress, it's time to dress for fall.
du schriebst auf deiner HP etwas davon, dass dies der einzige Song sei, der in jeglicher Hinsicht "von erstklassiger Qualität" sei. Ich habe mir diesen Song jetzt vier Mal hintereinander angehört uns finde ihn ehrlich gesagt, stinklangweilig! Häufig gelangen Jenkins mit seinen etwas pathetischen Arrangements echte Kunstwerke, dieser Song leidet allerdings eher unter Jenkins. Zugegeben, der Text ist schön, aber der Song als Ganzes entfaltet bei mir einfach nicht die rechte Wirkung. Eine etwas weniger pathetische, sparsamere Umsetzung hätte dem Song vielleicht sehr gut getan.
Überrascht hat mich allerdings Sinatras Stimme, dies kann getrost als eine der besten Leistungen Sinatras der 70er Jahre bezeichnet werden (von "Trilogy" selbstverständlich abgesehen).
Das Album „Some Nice Things I´ve Missed“ besteht im Wesentlichen aus Pop- und Schlager-Liedchen, die man mit Big-Band- und Orchester-Arrangements auffrisiert hat und deren künstlerische Bedeutung allenfalls mit „nicht nennenswert“ zu beurteilen wäre. In diesem Kontext ragt „The Summer Knows“ sicherlich heraus, wenngleich der Song für das eine oder andere Ohr vielleicht langweilig wirken mag. Mir gefällt die sanfte Melancholie, die von diesem Lied ausgeht allerdings recht gut – besonders im Vergleich etwa zu „Sweet Caroline“ oder „Bad Leroy Brown“ - und das Arrangement von Jenkins halte ich einmal mehr für gelungen. Sinatra bewältigt den Song stimmlich zufriedenstellend, wenngleich er auf mich einen etwas ausgelaugten Eindruck hinterlässt – er hat sich jedenfalls offensichtlich ziemlich bemüht, wenn die Sage mit den achtzehn Takes tatsächlich der Wahrheit entspricht.
Dennoch kann man auch hier und allen aufrichtigen Bemühungen des angejahrten Barden zum Trotz an ein, zwei Stellen die post-retirement-typische Weinerlichkeit ausmachen, welche nach dem Comeback leider schon zu einer Art Markenzeichen für das Alterwerk Sinatras wurde. Ich lege dem geneigten Musikfreund jedenfalls die Version von Rigmor Gustaffsons oben erwähntem Album nahe, welche die Sinatra-Fassung klar übertrifft.
Es ist meiner Meinung nach ohnehin so, dass Jenkins der Arrangeur ist, über den man sich am besten streiten kann. Für den einen (F.X.) bewegen sich seine Werke hart am Kitsch, für Andere ist es die größte Kunst. Ich persönlich bin da ja eher gespalten. Einige Alben erzeugen bei mir größte Begeisterung (September Of My Years"), Andere sitzen, wie Holger sagen würde, zutiefst im Kitsch-Fettnäpfchen. Verwunderlich ist das sowieso nicht, Streicherlastige Musik begeht seit jeher eine Gratwanderung zwischen Kitsch und Kunst, bei diesem Song hat er sie leider ein wenig überschritten.
In aller Kürze (in letzter Zeit habe ich viel zu tun):
Kitsch würde ich Jenkins nicht nennen. Seicht trifft es meiner Ansicht nach auch nicht. Was mich abschreckt, sind seine sehr langsamen, tieftraurigen Arrangements. Etwas anspruchsvoll, nicht ganz unanstrengend zu hören, und meiner Meinung nach auch nicht für jeden Song tauglich.
Zu The Summer Knows werde ich mich zu gegebener Zeit äußern, wenn ich wieder mehr Raum dafür habe.
Mit freundlichen Grüßen
Franz Huber -------------------------------------------------- Die Leute, die das Gras wachsen hören, sind meist dieselben, die es gesät haben. (Peter Frankenfeld)
Sehr geehrte Damen und Herren Leserinnen und Leser - Sie befinden sich in einer Kommunikationseinrichtung, welche den ENTERTAINER OF THE CENTURY (mit anderen Worten SINATRA, SINATRA und nochmals SINATRA) in ersprießlicher Weise thematisiert wissen möchte. Geschätztes Publicum: Diese Einrichtung ist in der Tat so hochgradig erquickend, so ungemein gastlich, der Wohlfühlfaktor so enorm hoch, dass es kurzum nichts Geringeres denn eine wahre Lust ist, sich hierorts aufzuhalten und sich durch die mannigfaltigen Rubriken zu bewegen! Sehen Sie sich gut und in aller Ruhe um und Sie werden - darauf mein Wort - nicht umhinkommen zu sagen: "Hier ist es schön, hier will ich bleiben."
*** Wertes Publicum: FRAU CHARLOTTE ROCHE ist eine GÖTTIN - eine WAHRE GÖTTIN ***