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 SINATRA - SAMPLER, CO-PRODUKTIONEN & BOX-SETS
Holger Schnabl
Prinzipal & Melancholiker


Beiträge: 1.635

21.09.2011 15:03
The Song Is You (5-CD-Box) Zitat · Antworten

Guten Tag!

Wertes Publicum, ich präsentiere Ihnen hier eine hochgradig erquickliche Kollektion von Meilensteinen aus der Frühzeit des Sängers - nachfolgend meine Rezension, welche auch auf meiner HP unter Musik/Diskografie nachgelesen werden kann:


Tommy Dorsey - Frank Sinatra: The Song Is You (5CD-Box)



„Freunde des sehr frühen Sinatra bekommen hier auf fünf CDs die kompletten Studio-Aufnahmen mit der Tommy Dorsey-Band kredenzt, zusätzlich beinhaltet diese Box bisher unveröffentlichte Radioshows nebst Alternate Takes von bekannten Titeln sowie auch die allererste Solo-Session von Sinatra mit seinem späteren Hausarrangeur bei Columbia, Axel Stordahl.

Die insgesamt 120 Aufnahmen dieser Box wurden alle sorgfältigst bearbeitet, von allen Nebengeräuschen befreit und in bestmöglichster Tonqualität restauriert. Angesichts des Alters dieser historischen Aufnahmen kann man natürlich keine High-Fidelity-Soundqualität erwarten, aber es ist doch erstaunlich, was aus diesen doch sehr alten Aufnahmen an Klangqualität noch herauszuholen war, insbesondere wenn man einige der Aufnahmen von den seinerzeitigen Original-Schellacks her kennt. In der Tat, meine sehr geehrten Damen und Herren, in der Tat:

Die Tonqualität dieser umfassenden Kompilation ist allen bisher erhältlichen Billig-Produkten von No-Name-Labeln haushoch überlegen. Zusätzlich liegt dieser Box ein ansprechend gestaltetes, reich bebildertes Farbbooklet bei, welches auf hundert Seiten nicht mit Informationen zu Songs und Entstehungsgeschichte der Aufnahmen geizt. Sogar ausgesprochene Sinatra-Spezialisten werden hier beim Lesen auf sehr interessante Fakten stoßen, die ihnen bislang noch unbekannt gewesen sein dürften.

Das Engagement bei Bandleader Tommy Dorsey verhalf Sinatra in den frühen 40er-Jahren zu erstem, wenn auch noch verhältnismäßig bescheidenem Starruhm, zudem spielte er ja keineswegs die Hauptrolle in der Band, welche selbstverständlich dem Leader Tommy Dorsey vorbehalten war, sondern kam in der ersten Zeit bei der Band zumeist erst im letzten Drittel oder gegen Ende eines Songs zum Einsatz, um einige Chorusse zu singen, nachdem der Chef zuvor an der Posaune ausgiebig soliert hatte. Es ist höchst interessant, anhand der chronologisch gereihten Aufnahmen mitzuverfolgen, wie Sinatras Anteil an den Songs im Laufe der Zeit aufgrund seiner steigenden Popularität immer höher wird, bis bei manchen Titeln sogar Dorsey selbst eher in den Hintergrund gedrängt wird.

Wie hinlänglich bekannt, stellen die Jahre bei Tommy Dorsey die sicherlich wichtigsten Lehrjahre von Sinatra dar, hier eignete er sich das Rüstzeug für seine spätere fantastische Karriere an, indem er versuchte, den Posaunen-Stil Tommy Dorseys auf die menschliche Gesangsstimme zu übertragen. Wir erleben hier einen jungen Sinatra, der erst dabei war, zu seinem unverwechselbaren Stil zu finden und doch hören wir all die Qualitäten, die er in den kommenden Jahren entwickeln sollte, hier bereits ansatzweise heraus.

Im Gegensatz zur Columbia-Phase der 40er- und frühen 50er-Jahre gibt es hier auf den meisten Titeln keine Streicher zu hören, sondern den ganz typischen Tanzorchester-Sound der frühen 40er-Jahre mit all seinem unverwechselbaren und charakteristischen Charme, der auch heute noch zu faszinieren vermag.

Eine ganze Reihe von Songs, die hier zu hören sind, hat Sinatra im Laufe der Jahrzehnte nochmals aufgenommen, manche davon sogar mehrmals, einige Wenige sogar bis zum Überdruss. Dieser Umstand gibt dem Hörer nun Gelegenheit, interessante Vergleiche zwischen den sehr verschiedenen Versionen ein und desselben Songs anzustellen. Einige der Lieder sind in den Tommy Dorsey-Versionen sogar noch weit besser als in späteren Aufnahmen, ungeachtet der Tatsache, dass Sinatra hier erst am Beginn seiner Entwicklung stand. Die besten Beispiele dafür sind etwa Violets For Your Furs, welches sich der Capitol-Version als haushoch überlegen erweist oder Just As Though You Were Here, welcher Song die 1974er-Version selbigen Stückes geradezu zu einem wahrhaft beklagenswerten Alt-Herren-Gemurmel degradiert.

Aber es gibt in dieser Box noch Dutzende von großartigen, meisterlich interpretierten Songs, welche hierorts aus Platzgründen naturgemäß nicht allesamt gesonderte Erwähnung finden können. Erwähnt werden muss jedoch unbedingt die erste Solo-Session von Sinatra mit seinem späteren Haus-Arrangeur bei Columbia, dem großen, genialen, fantastischen, unverwechselbaren und unerreichten Axel Stordahl vom 19. Januar 1942, einem meinem Dafürhalten nach sicher historischen Moment in der Musikgeschichte.

An jenem Tag entstanden vier Aufnahmen, allesamt in die charakteristischen stordahlschen Streicherklänge gehüllt, die später für den übergroßen Erfolg von Sinatra in den 40er-Jahren mitverantwortlich waren: The Night We Called It A Day, The Lamplighter´s Serenade, The Song Is You und Night And Day.

The Lamplighter´s Serenade erweist sich hier als ein recht dürftiger Song, während Sinatra von Night And Day in späteren Jahren keine bessere Version abgeliefert hat. The Night We Called It A Day jedoch erweist sich als eine wahre Perle. Sinatra hat diesen Song zuletzt 1957 für das Album Where Are You noch einmal aufgenommen, ohne jedoch die Beseeltheit dieser frühen Aufnahme erreicht zu haben. Nicht einmal zur Columbia-Zeit ist es dem Sänger gelungen, diese grandiose Aufnahme aus dem Jahre 1942 zu übertrumpfen: Die Version aus dem Jahre 1947 kommt der Erst-Aufnahme zwar ziemlich nahe, erreicht sie aber letztlich doch nicht ganz.

Das leuchtendste Kleinod der ersten Solo-Session mit Axel Stordahl ist aber ohne jeden Zweifel The Song Is You. Niemals und zu keiner Zeit hat Sinatra dieses Lied besser interpretiert als an jenem 19. Januar 1942, obwohl er sich im Laufe seiner langen Karriere noch öfters und mit sehr, sehr verschiedenen Arrangements an diesem Stück versucht hat, zweimal in der Columbia- Phase, einmal in der Capitol-Zeit und zuletzt sogar noch einmal 1979 auf dem Reprise-Album Trilogy.

Wirklich phänomenal, diese historische Session, sie allein ist eigentlich schon das Geld für diese Box wert. Anzumerken ist vielleicht, dass Sinatra, obwohl er bald nach seinem Weggang von Dorsey von Columbia-Records unter Vertrag genommen wurde, aufgrund eines Streiks der Musikergewerkschaft über ein Jahr lang keine Platten aufnehmen konnte. Als die Situation schließlich unerträglich wurde, beschloss man ohne Musiker und nur mit einem A-Cappella-Background-Chor als Begleitung einige Titel aufzunehmen. Im Jahre 1943 entstanden insgesamt neun A-Cappella- Titel, sage und schreibe allesamt enthalten in der wirklich sensationellen 12-CD-Box The Columbia Years. So unerquicklich der Streik für Sinatra auch gewesen sein mag - immerhin verzögerte er seine Schallplattenkarriere erheblich - so muss rückblickend auch festgehalten werden, dass dieser Streik für einige der wahrhaft allerschönsten Aufnahmen des jungen Sinatra überhaupt verantwortlich war und so also in gewisser Weise als Segen angesehen werden darf.

Doch zurück zur Zeit mit dem Tommy-Dorsey-Orchester: Meiner Ansicht nach ist der Kauf dieser 5-CD- Box für jeden an Sinatra und seiner musikalischen Entwicklung interessierten Hörer völlig und gänzlich unabdingbar - ja, sogar eine Verpflichtung, welcher er bzw. sie sich unter keinen Umständen entziehen dürfte, allein schon wegen des verhältnismäßig wohlfeilen Preises dieser überaus schmucken Sammler-Edition.“



Meine sehr verehrten Damen und Herren, die Diskussion zu dieser Box mit Meisterwerken aus Sinatras Anfangstagen ist hiermit eröffnet. Tragen Sie mit Ihren hoffentlich recht zahlreichen Beiträgen zu einem ersprießlichen Diskussionsverlauf bei.

Allen noch einen gemütlichen Abend
H.S.


Statten Sie bei Gelegenheit auch meiner umfangreichen Sinatra-Webseite einen Besuch ab:
Entertainer Of The Century – Das ULTIMATE EVENT unter den Sinatra-Seiten

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Sehr geehrte Damen und Herren Leserinnen und Leser - Sie befinden sich in einer Kommunikationseinrichtung, welche den ENTERTAINER OF THE CENTURY (mit anderen Worten SINATRA, SINATRA und nochmals SINATRA) in ersprießlicher Weise thematisiert wissen möchte. Geschätztes Publicum: Diese Einrichtung ist in der Tat so hochgradig erquickend, so ungemein gastlich, der Wohlfühlfaktor so enorm hoch, dass es kurzum nichts Geringeres denn eine wahre Lust ist, sich hierorts aufzuhalten und sich durch die mannigfaltigen Rubriken zu bewegen! Sehen Sie sich gut und in aller Ruhe um und Sie werden - darauf mein Wort - nicht umhinkommen zu sagen: "Hier ist es schön, hier will ich bleiben."

*** Wertes Publicum: FRAU CHARLOTTE ROCHE ist eine GÖTTIN - eine WAHRE GÖTTIN ***

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