Gesendet: 12:08 - 10.02.2004 von HOLGER SCHNABL:
Guten Tag!
Filmschauspieler, die in die Politik wechseln, haben in den USA inzwischen schon eine gewisse Tradition – Ronald Reagan war Präsident, Arnold Schwarzenegger ist Gouverneur und Clint Eastwood etwa war einige Zeit immerhin Bürgermeister seiner Heimatgemeinde Carmel.
Sinatra unterstützte, wie wir wissen, immer wieder einmal Kandidaten für politische Ämter (John F. Kennedy, Tricky Dick Nixon, Spiro Agnew, Ronald Reagan...), strebte aber meines Wissens nach nie selbst ein politisches Amt an.
Gesetzt etwa dem theoretischen Fall, Sinatra wäre nach 1971 bei seinem Rückzug aus dem Show-Biz geblieben – hätte er in den 70er, 80er Jahren ernsthafte Chancen bei einer etwaigen Kandidatur für ein politisches Amt gehabt? Was hätte für, was gegen einen Politiker Sinatra gesprochen?
Wie weit hätte er es in der Politik bringen können – auf einen Bürgermeistersessel, auf einen Senatorensitz oder etwa gar ins Weiße Haus?
Eine freilich sehr hypothetische Fragestellung, aber ein – wie ich meine – durchaus diskutierenswertes Thema.
Allen noch einen gemütlichen Abend
H.S.
Gesendet: 00:01 - 11.02.2004 von MARCUS:
"Gesetzt etwa dem theoretischen Fall, Sinatra wäre nach 1971 bei seinem Rückzug aus dem Show-Biz geblieben – hätte er in den 70er, 80er Jahren ernsthafte Chancen bei einer etwaigen Kandidatur für ein politisches Amt gehabt? Was hätte für, was gegen einen Politiker Sinatra gesprochen?
Wie weit hätte er es in der Politik bringen können – auf einen Bürgermeistersessel, auf einen Senatorensitz oder etwa gar ins Weiße Haus?"
Sinatra im Weißen Haus, ein wahrlich faszinierender Gedanke.
ich denke schon, er hätte das Zeug dazu gehabt dort hineinuzugelangen, aber hätte er es gewollt?
Ernsthafte Anstregungen aktiv in die Politik zu gehen hat Sinatra aus gutem Grund nie gemacht, denn Spitzenpolitiker sein ist schließlich ein harter und entbehrungsreicher Job. Das wäre gar nicht Sinatras Sache gewesen.
Politiker hofieren das war viel mehr seine Sache... und das tat er mit Bravour.
Marcus
Gesendet: 13:42 - 11.02.2004 von ROBERT:
Hallo zusammen!
Ich denke, FAS hätte es in der Politik nicht allzu weit gebracht, da das politische Geschäft ihn mit einer Schlammschlacht erster Kategorie überzogen und fertig gemacht hätte. Und zwar aus vielerlei Gründen, die ich auf die Punkte 1. Mafia und 2. Frauen(geschichten) reduzieren möchte: Zu den Kontakten mit gewissen "italoamerikanischen" Kreisen kann man nur spekulieren, aber genau das reicht ja bereits aus, um eine politische Karriere im Sande zu ersticken. Und dass Frauengeschichten ausreichen, um eine politische Karriere ordentlich ins Schleudern geraten zu lassen, weiß jeder, der sich noch an die Namen "Bill & Monica" sowie die Zigarrenkollektion des damaligen amerikanischen Präsidenten erinnern kann. Einen Präsidenten wie John F. Kennedy hat sich Amerika vielleicht in den "Swingin' Sixties" leisten können (weil damals die Medien die Privatsphäre des Präsidenten noch geachtet haben), doch spätestens seit den 70er Jahren regiert in Amerika (wieder) die puritanisch-fundamentalistische Bible-Belt-Nation quasi uneingeschränkt. Ein bereits dreimal geschiedener Mann hätte höchstwahrscheinlich nicht einmal die Vorwahlen in California gewonnen!
Und so während des Schreibens fällt mir ein dritter Punkt ein: FAS war wahrlich kein Meister der Freien Rede! Gut, ist W. Bush auch nicht, aber "Stotter-Arien" wie z.B. FAS' Statement in der Show "The First 40 Years (1979 Cesar's Palace)" konnte ich bisher bei keinem (amerikanischen) Politiker beobachten.
Also zumindest nach meiner Ansicht hätte es Frank in der amerikanischen Politik nicht allzu weit bringen können. Er steckte einfach so tief im Leben, dass er den Amerikanern nicht den "Cinderella-Prinzen" hätte vorspielen können, den dieses Volk manchmal einfach braucht, um abends ruhig einschlafen zu können. Ferner hätten ihn seine Kontakte (zu 1. und 2.) erpressbar gemacht bzw. die Möglichkeit eröffnet, es mal zu versuchen.
Soviel von mir,
Robert
Gesendet: 18:09 - 11.02.2004 von HOLGER SCHNABL:
Guten Tag!
Zunächst ein „herzlich willkommen an Bo(a)rd“ an Marcus und Robert - es wäre erfreulich, wenn Euer Beispiel Schule machen würde.
Zurück nun zum Thema:
Abgesehen davon, dass Sinatra offenbar nie Ambitionen in Richtung „politisches Amt“ artikuliert hat, gibt es – zumindest in der Theorie – einiges, was an sich dafür gesprochen hätte:
Er war eine Figur des öffentlichen Lebens mit einem enormen Bekanntheitsgrad, er verfügte über die nötigen Mittel, um eine Wahlkampagne notfalls auch aus eigener Tasche zu finanzieren, er hatte Beziehungen zu politischen Größen im In- und Ausland, er war als Selfmade-Man und gesellschaftlicher Aufsteiger eine Art Verkörperung des „American Way Of Life“, was beim Wahlvolk an sich immer gut ankommt, aufgrund seines lebenslangen Bemühens, Rassen-Schranken abzubauen, wäre er theoretisch auch für den farbigen Anteil der Bevölkerung wählbar gewesen und verfügte darüber hinaus über eine durchaus charismatische Persönlichkeit. - außerdem hatte er sehr blaue Augen, einen guten Zahnarzt und perfekt sitzende Toupets.
Soviel zur Theorie – praktisch nämlich hätte sich wahrscheinlich in der Tat keine Partei gefunden, die ihn als Kandidaten für ein (höheres) politisches Amt ins Rennen geschickt hätte, und zwar aus den beiden von Robert oben genannten Hauptgründen. Im Land der unbegrenzten Möglichkeiten genügt es nämlich u. U. schon, einen Strafzettel wegen Falschparkens zu kassieren, um politisch tot zu sein. Sinatra hätte durch seinen Lebenswandel dem politischen Gegener einfach zu viel Munition in die Hände gegeben. Zudem hatte er, wie wir wissen, aus verschiedenen Gründen bei der Presse nicht nur Freunde.
Einen weiteren Punkt, den ich bei meinen eigenen Überlegungen mit Sicherheit übersehen hätte, hat Robert oben angeschnitten: Zwar werden Wahlkampfreden usw. oft vom Beraterstab verfasst und der Kandidat auf alle eventuellen Pressefragen eingehend vorbereitet, aber im entscheidenden Moment muss er rethorisch auf den eigenen Beinen stehen können. Ob Sinatra diese Fähigkeit in ausreichendem Maße gehabt hat, ist zumindest fraglich.
Die Politik sei die Kunst des Kompromisses, formulierte einst ein kluger Kopf, und gerade Sinatra war meines Wissens nicht unbedingt als Mann des Kompromisses zu bezeichnen, zudem auch für Kritik eher wenig empfänglich, sodass er in dieser Hinsicht wohl einiges hätte dazulernen müssen.
Ich denke, die mit einer wirklichen politischen Spitzenposition verbundene Macht dürfte für Sinatra nicht ohne Reiz gewesen sein, gleichzeitig dürften ihm aber auch die bisher herausgearbeiteten Gegen-Argumente bewußt gewesen sein – außerdem: er hatte ja bereits einen (wesentlich besser bezahlten) Job, der ihm Spaß machte - wenn er ihn auch mit fortschreitendem Alter zumindest meines Empfindens nach nicht mehr so recht ausfüllen konnte.
Allen noch einen gemütlichen Abend
H.S.
Allen noch einen gemütlichen Abend
H.S.
Sinatra - Entertainer Of The Century
http://www.geocities.com/allthewaysinatra
“...die Diskussion geht weiter!...wo wenn nicht hier, wann wenn nicht jetzt?“