Vereinzelt hört man Stimmen, der Blues wäre nie Sinatras Metier gewesen und deswegen gebe es auch nur wenige wirklich herausragende Blues-Einspielungen von Sinatra, die sowohl vom Songmaterial und Arrangement als auch von der gesanglichen Leistung überzeugen.
Ich sage, dass man hier stark differenzieren muss, ein bisschen ist es hier sicherlich wie bei anderen Genres wie dem Swing, nämlich dass ihm ein Song/Arrangement hier auf den Leib geschneidert sein musste
Ich verweise mit Freuden auf den Ellington-Song "I Got It Bad And That Ain't Good", den Sinatra für das Album "A Swingin' Affair" einspielte - meiner Meinung nach klingt er hier unglaublich gequält, teils bringt er sogar Töne raus, dass sie selbst von einer gequälten Posaune stammen könnte. Machen Sie den Test, hören Sie den Song und erleben Sie den Blues!
Sinatra sings the Blues - ein faszinierendes Thema! War Sinatra für den Blues etwa überhaupt nicht geschaffen? Fallen Ihnen weitere positive bzw. negative Beispiele im Sinatra-Songbook ein? Ist Sinatras musikalische Grundkonzeption nicht gewissermaßen der reine Blues? Ist es nicht so, dass man diese melancholische Grundstimmung nicht schon auf Einspielungen mit dem James-Orchester erleben kann ("Melancholy Mood")?
Auf auf! Machen wir uns daran diese und weitere Fragen zu ergründen!
Thorsten Bode
"May you all live to be 150 years old, and may the last post you read be mine!"
Wenn ich an Sinatra von seiner blauen Seite denke, kommt mir sofort eine Aufnahme in den Sinn, nämlich das überwältigende "Blues in the Night", zu hören auf dem Album "Frank Sinatra Sings For Only The Lonely". Man nehme ein sparsames, beklemmendes Nelson-Riddle-Arrangement, Frank Sinatra in seiner besten stimmlichen Verfassung und eine neue Note von einer Trauerweide auf einem Hügel ... fertig ist das Weltwunder.
Ob Sinatras gequälte Verfassung bei "Stormy Weather" für "L. A. Is My Lady" dem Blues gut tut, lasse ich Sie selbst entscheiden. Auf jeden Fall ist diese Qual in der Stimme (beinahe) Sinatra-Rekord, wenn wir mal die Duets-Fassung von One For My Baby außer Acht lassen.
Nachtrag: 19:00, Birth of the Blues nochmal angehört. "Es war die Nachtigall und nicht die Lerche" - das kommt davon, wenn man Lyrics nicht 100% im Kopf hat. Der Song an sich lohnt sich auch zweifellos.
Gentlemen, do not worry. Nathan Detroit's crap game will float again!
Wahrlich ein hochersprießliches Thema – welch Zufall, dass ich selbst vor wenigen Tagen erst auf die Idee kam, Sinatras Blues-Aufnahmen einmal auszusortieren und auf einen Rohling zu brennen. Bislang fehlte mir die Zeit, um die Sammlung genauer zu durchforsten, aber es gibt in der Tat einige sehr bluesige Aufnahmen von Sinatra, zwei oder drei wurden hier schon genannt, spontan kommt mir etwa noch „I Got A Right To Sing The Blues“ in den Sinn. Ein gutes Dutzend sollte mindestens zu finden sein... Lassen Sie uns Nachschau halten und vorderhand versuchen, eine möglichst vollständige Aufstellung von „Sinatra Sings The Blues“ zusammenzustellen. Ob sich Sinatra für den Blues eignete oder nicht, wird nach Durchhören der Aufstellung sicherlich ganz deutlich zu Tage treten. - Die 84er-Fassung von „Stormy Weather“ kann man meiner Ansicht nach auch durch das Blues-Argument nicht rechtfertigen, das ist nicht der Blues, sondern lediglich klägliche stimmliche Verfassung. Wo kämen wir denn da hin, wenn wir sichtbarliches Unvermögen auf diese Weise entschuldigen wollten?
Allen noch einen gemütlichen Abend H.S. Prinzipal der EOTC-Seiten und Souverän des daran angeschlossenen Forums
"A Little Learning Is A Dangerous Thing", insbesondere Pt. 2 für Frank. Eine wunderschöne Blues-Nummer, von Pearl Bailey im ersten Teil großartig vorgetragen, und dann kam Francis mit seiner romantischsten Stimme (man kann förmlich die Bobbysoxers schmelzen sehen) und traf den Charakter des Songs sowas von überhaupt nicht, dass es fast eine Sünde ist. Was bei Birth Of The Blues ziemlich einwandfrei ging, scheint bei A Little Learnin' überhaupt nicht zu klappen. Wieso?
Ist es nur der direkte Vergleich mit Pearl Bailey in Topform, der Sinatra so deplatziert wirken lässt? Oder hatte er einfach zu viele Schnulzen aufgenommen, um auf Kommando umschalten zu können? Trotzdem einer meiner Favorites aus der Columbia-Ära, einerseits wegen des seltenen bluesigen Charakters zwischen all diesen Streicherballaden, andererseits wegen Pearl Bailys Darbietung, die solide zu nennen eine maßlose Untertreibung wäre, und drittens wegen des schlichtweg tollen Arrangements von Sy Oliver.
Eines noch: Könnte mir bitte mal jemand den Subtext erklären? Ich schäme mich, dass ich das nie selbst rausbekommen habe ...
Gentlemen, do not worry. Nathan Detroit's crap game will float again!
Gerade fiel mir ein triftiger Grund ein, die schöne Hollywood-Box mal wieder aus dem Schränkchen zu holen. (Ich glaube) auf CD 4 befindet sich eines der so raren Duette mit Lady Ella Fitzgerald, nämlich "Necessity" - ein großartiges, leicht gospelverbrämtes Lied, das auf ein Neues Sinatra den Blues-Singer zwigt!
Unbedingt mir gleichtun und anhören, es lohnt sich!
@Franz: Yo, die "beiden" Duette mit Pearl Bailey finde auch ich großartig, selbst wenn ich es schier ewig nicht mehr gehört habe. Allerdings ist hier zu 90% die Bailey für die Faszination zuständig
Thorsten Bode
"May you all live to be 150 years old, and may the last post you read be mine!"
Und wo wir schon mal da sind, da bleiben wir auch hier ...
In Hollywood Disc 4 Track 12
Eine der seltenen um nicht zu sagen erlesenen Gelegenheiten, bei denen Sinatra mit dem unvergessenen Satchmo Louis Armstrong zusammenarbeitete. Heraus kam Ad Lib Blues, eine der im traditionellen Sinne bluesigsten Nummern, die Sinatra je gegeben hat. Dass sie weniger zu Ruhm und Ehren gelangt ist, liegt vielleicht daran, dass kein Text darin vorkommt. Aber die Blues-Stimmung ist so authentisch wie in kaum einer anderen Sinatra-Aufnahme. Auch hier gilt wieder, dass ein Gutteil des Effekts nicht durch Sinatra selbst sondern durch seinen Gesangspartner entsteht, aber in diesem Fall geht Sinatra tatsächlich einigermaßen gut mit.
Gentlemen, do not worry. Nathan Detroit's crap game will float again!
Es kristallisiert sich zunehmend heraus, dass in der Columbia-Phase die meisten Blues-beeinflußten Sinatra-Songs zu finden sind.
Wirklich und „wahrhaftiger“ Blues ist das meiste zwar nicht und oft ist es nicht wegen, sondern trotz Sinatra bluesig – wohlan, weitere Beispiele wären „When The Sun Goes Down“, „Nevertheless“ sowie „Farewell, Farewell To Love“.
Der Blues war sicher nicht Sinatras Fach, aber am überzeugendsten ist wohl „Birth Of The Blues“ ausgefallen. Das ist zwar keinesfalls vergleichbar mit wahren Blues-Musikern wie B.B. King oder John Lee Hooker, aber zumindest wahrlich nicht übel für einen "italienisch-stämmigen Schnulzen-Sänger", will ich meinen.
Um den Blues zu singen, ist eine „schöne“ Stimme oft nicht unbedingt von Vorteil, im Gegentum. Billie Holiday etwa sang den Blues weit überzeugender als Ella Fitzgerald, obwohl letztere vom technischen Standpunkt aus eine weitaus bessere Sängerin war. Ein grober – ja geradewegs fataler - Trugschluss wäre aber nun zu glauben, der alte Sinatra mit seiner ausgefransten Stimme wäre folglich für den Blues eher prädestiniert gewesen – im Gegenteil, die Stimme des alten Sinatra war viel zu schwach und weinerlich – daher fiel die 84er-Version von „Stormy Weather“ auch so ungemein desaströs aus.
Werthes Publicum, wir werden weiter am Thema dranbleiben – es ist nachgerade hochgradig ersprießlich. Damit wir alle – lesende wie schreibende Anwesende – auch wissen, womit wir uns beschäftigen, wäre es – so es die Zeit erlaubt - dringend angezeigt, diverse Webseiten zum Thema Blues zu besuchen.
Allen noch einen gemütlichen Abend H.S. Prinzipal der EOTC-Seiten und Souverän des daran angeschlossenen Forums
In Antwort auf:Der großartige Blues in the Night aus Oly the Lonely, auch wenn es nicht wirklich bluesig ist
Das hat doch F.X. Huber oben schon gepostet.
So. Wenn das mal kein wirklich sehr schönes Thema ist. Vielleicht finden wir gemeinsam ja noch ein paar Songs, damit der CD-Rohling dann wenigstens einigermaßen voll ist.
Vielleicht können wir das selbe mal mit "Sinatra dem Jazzer" machen und mit "Sinatra dem Rock 'N' Roller", also diskutieren, ob er sich für Jazz oder Rock 'N' Roll eignete.
Ein Thread zum Thema Jazz gibt es bereits, den findest du hier.
Die Gelegenheiten, bei denen Sinatra Rock 'N' Roll oder ähnliches gesungen hat, kann man eigentlich an einer Hand abzählen, kannst aber (natürlich) gerne einen Thread dazu aufmachen.
Thorsten Bode
"May you all live to be 150 years old, and may the last post you read be mine!"
Wie wäre es mit "This Town" aus dem Album The World We Knew von 1967?
Billy Strange lässt es zwar eher ziemlich swingy klingen, aber sieht man vom Arrangement ab, müsste dieser Song doch allein von der melodischen Struktur als echter Blues gewertet werden?
I ain't lazy; I'm just blessed with the lack of ambition. --- Louis Armstrong (Gone Fishin')
Hmm...ist das nicht eher ein Popsong, der einfach sehr hart und gewaltig arrangiert wurde und von Sinatra genau so gesungen wird? Blues ist das doch aber wirklich nicht!
Thorsten Bode
"May you all live to be 150 years old, and may the last post you read be mine!"
Sehr geehrte Damen und Herren Leserinnen und Leser - Sie befinden sich in einer Kommunikationseinrichtung, welche den ENTERTAINER OF THE CENTURY (mit anderen Worten SINATRA, SINATRA und nochmals SINATRA) in ersprießlicher Weise thematisiert wissen möchte. Geschätztes Publicum: Diese Einrichtung ist in der Tat so hochgradig erquickend, so ungemein gastlich, der Wohlfühlfaktor so enorm hoch, dass es kurzum nichts Geringeres denn eine wahre Lust ist, sich hierorts aufzuhalten und sich durch die mannigfaltigen Rubriken zu bewegen! Sehen Sie sich gut und in aller Ruhe um und Sie werden - darauf mein Wort - nicht umhinkommen zu sagen: "Hier ist es schön, hier will ich bleiben."
*** Wertes Publicum: FRAU CHARLOTTE ROCHE ist eine GÖTTIN - eine WAHRE GÖTTIN ***