Gesendet: 10:46 - 17.02.2004 von HOLGER SCHNABLGuten Tag!
Sicherlich kennen die meisten von Ihnen die „Duets“- Version von „Theme From New York, New York“, bei welcher sich Sinatra und Tony Bennett (nachträglich zusammengemischt) das Mikrofon teilen. Wie denken Sie über Bennetts Beitrag zu diesem Duett, geben Sie bei dieser Aufnahme ihm oder Sinatra den Vorzug?
Zusatzfrage: Brachte Bennett den Song eigentlich auch je in einem seiner Konzerte zu Gehör, (für eine eigene Platte hat er den Song, soweit mir bekannt, nie aufgenommen)? Sinatra und Bennett standen bekanntlich bei einigen Gelegenheiten auch zusammen auf der Bühne, trugen sie dabei vielleicht auch einmal „Theme From New York, New York“ gemeinsam vor?
Noch eine Zusatzfrage fällt mir während des Schreibens ein: Für die Duets-Fassung von „NY, NY“ soll 1993 auch Liza Minnelli als mögliche Partnerin in Frage gekommen sein, wurden seinerzeit mit ihr Aufnahmen des Songs gemacht, die dann zugunsten von Bennetts Beteiligung doch nicht zur Veröffentlichung gelangten? Ein diesbezügliches Gerücht – falls die Sache nicht tatsächlich stimmt – erinnere ich mich vor Jahren einmal auf einer Sinatra-Seite gelesen zu haben.
Allen noch einen gemütlichen Abend
H.S.
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Gesendet: 18:10 - 17.02.2004 von ROBERT
Hallo zusammen!
Die hier thematisierte Duets-Einspielung spielt für meine "musikalische Entwicklung" eine nicht zu unterschätzende Rolle, denn dank der Sinatra-Bennett-NYNY-Version kam ich auf Tony Bennett, der mir zuvor als Sänger und auch Mensch völlig unbekannt war. Ich hörte die Aufnahme und stellte fest, dass "dieser" Tony Bennett Frank voller Symphatie und Respekt direkt ansang ("YOU'll always make it there/ YOU'll make it evrywhere" , und anders als z.B. Barbara Streisand nicht den Versuch unternahm, den alten Frank "an die Wand" zu singen (was der Streisand nach meiner bescheidenen, aber in meinem Weltbild halt auch entscheidenen Auffassung ohnehin nicht gelang!). Nach kurzem Grübeln über den Namen "Tony Bennett" fiel mir plötzlich die "Main Event"-CD ein, die ich nur kurz vor dem DUETS-Album als ersten Sinatra-Tonträger erworben habe. Und da wurde der Name Bennett von FAS ja auch positiv erwähnt. Für mich war also klar: Den Sangesbruder Tony Bennett sollte man sich näher anhören! Also marschierte ich in ein Musikgeschäft und erwarb mein erstes Tony-Bennett-Album: "Perfectly Frank"! Und da war die Frage, wer nach FAS mein Lieblingssänger ist, plötzlich neu entschieden! Da ich jetzt rasch los muss, werde ich nun abbrechen, aber morgen gerne fortsetzen.
Gruß
Robert
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Gesendet: 22:22 - 17.02.2004 von HOLGER SCHNABL
Guten Tag!
In der Tat mannigfaltig sind die Wege zu uns zu Sinatra führen... Robert, aus meiner persönlichen Sicht ist es geradezu erstaunlich, dass du zum Sinatra-Anhänger werden konntest, nachdem deine ersten beiden CDs ausgerechnet „Main Event“ und „Duets“ waren, beides Werke, die ja – gelinde gesagt – nicht ganz unumstritten sind.
Je nun, mein erstes Sinatra-Album war ja nun auch nicht gerade ein Glücksgriff zu nennen: ausgerechnet (!!!) „L.A. Is My Lady“. Dieser mich bis auf einen Song kolossal enttäuschende Kauf hat mich dann zunächst für fünf Jahre für eine weitergehende Beschäftigung mit Sinatra unempfänglich gemacht. - Auf Kurs gebracht hat mich schließlich das 3-CD-Set „The Capitol Years“ - - -
Jedenfalls bin ich gespannt auf deine Sicht des „Duells“ Sinatra/Bennett bei „Theme From NY,NY“ zumal du einerseits bekennender Freund des alten Sinatra bist, andererseits aber auch Bennett zu schätzen weißt. Meine Entscheidung in dieser Frage fällt mir naturgemäß leicht, dazu später – wahrscheinlich morgen – mehr.
Allen noch einen gemütlichen Abend
H.S.
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Gesendet: 14:42 - 18.02.2004 von ROBERT
Hallo zusammen,
hallo, Holger.
In der Tat waren meine ersten Alben/CD's solche des "Alten Mannes". So gehört auch "LA Is My Lady" zu den ersterworbenen Tonträgern, wobei ich es durchaus sehr gerne höre. Aber das wird sicher bald ein eigenes Topic...
Kommen wir zum Duell FAS./.TB auf dem Duets-Album: Natürlich hätte es besseres Songmaterial gegeben, welches auch Tony Bennett gut gelegen hätte. Doch leider entschied man sich für "NYNY", welches für Frank Sinatra nicht nur eine späte komerzielle Wohltat, sondern schlicht einen Song darstellte, den er einfach "gut" singen konnte. Der Song gehört zumindest für mich in die Kategorie des "Big-Band-Gassenhauers", der dem Sänger ein lautes Organ abverlangt, welches mit langem Atem und einiger Stimmgewalt gegen eine aufgedrehte BigBand anzusingen hat. Und nun kann man zum "Alten Mann" FAS stehen, wie man will, aber es ist m.E. eine Tatsache, dass er bis zum Ende seiner aktiven Laufbahn in der Lage war, neben einer vollaufgedrehten BigBand oder auch zwanzig Meter von einem startenden SpaceShuttle zu singen, so dass man's auch weit entfernt noch hören konnte! Er war bis zum Ende voller Stimmgewalt und konnte mithin Songs wie "For Once In My Life", "Where Or When" oder auch "Mack The Knife" ohne weiteres auch bis ans Ende seiner aktiven Entertainertage darbieten. Bei Tony ist es da etwas anders gelagert. Tony Bennett entwickelte m.E. besonders im Alter (und mittlerweile ist er ja auch schon im "Greisenalter" eine besondere Sensibilität in seiner Stimme. Natürlich kann er auch mit oder neben einer BigBand singen, aber seine wahren Qualitäten als Sänger entfaltet er in Begleitung eines Pianos, eines Basses und eines Schlagzeuges. In dieser Konstellation ist T.B. ein Meister der lauten und leisen Töne, dem nur wenige das Wasser reichen können.
Es wäre also eine Wohltat gewesen, hätten die Duets-Macher für die beiden alten Kerls ein schönes Saloon-Medley geschrieben, bei dem beide die Möglichkeit gehabt hätten, ihre Klasse, ihre Emotionen und ihre Erfahrungen einzubringen. So wurde es halt "nur" der Sinatra-Gassenhauer.
Bei der Gelegenheit, es handelte sich dabei ja fast um eine Wiederholung: Bereits 1977, bei dem TV-Special "Sinatra & Friends", gaben sich T.B. und FAS mit "My Kind Of Town" die gemeinsame Ehre, und Tony schnitt dabei fürchterlich ab, er tat mir richtig leid (und zwar nicht nur, weil ihn die Geschmacksverirrungen der 70er Jahre voll erwischt haben!). Er wirkte auch nicht wirklich locker und entspannt, als der Chairman (der in diesem 77er Special recht apart aussah und an dem die Geschmacksirrungen der 70er völlig vorbeigingen)auf die Bühne trat und Tony erstmal am Ohr packte! Nein, Tony wirkte eingeschüchtert und sein Song-Teil war ein Witz. Auch hier: Warum kein Saloon-Medley?
Also ein kleines Resumé: Ich hätte mir einen anderen Song gewünscht, eine Ballade oder einen Saloon-Song, bei dem FAS und TB ihre wahre Größe als die (mit) wichtigsten Interpreten des American Songbook hätten demonstrieren können. So konnte Tony eigentlich nur seine Bewunderung für Frank demonstrieren, was ihm aber ein Jahr später mit "Perfectly Frank" auf wunderbare und zeitlos schöne Art ohnehin gelang.
Bis auf bald und schönen Gruß
Robert
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Gesendet: 19:01 - 21.02.2004 von HOLGER SCHNABL
Guten Tag!
Mein größter Wunsch beim Anhören dieses Duetts ist, Bennett würde den Song von A bis Z zu Ende singen, ohne Sintra, dessen Geknarze ich hier schon richtiggehend störend finde. Höre ich seine brüchige, ganz belegt wirkende Stimme, wünschte ich ein ums andere Mal, er würde sich endlich die Kehle freiräuspern – zudem bringt Sinatra die Nummer ohne die emotionale Überzeugungskraft, die noch der „Trilogy“-Version innewohnt. Aber zwischen den beiden Fassungen liegen immerhin vierzehn Jahre, seinerzeit war Sinatra gerade in einem für sein Alter erstaunlichen Form-Hoch, während er anno 1993 bereits Ende Siebzig war und auf den beiden „Duets“-Produktionen stellenweise sogar noch älter klingt. Sinatra erweckt bei den dynamischen Teilen des „NY,NY“-Duets stets den Eindruck, dieselben mit letzter Kraft herauszupressen, während er bei den weniger dynamischen Stellen etwas schwerfällig und zudem leider nicht sonderlich motiviert wirkt.
Ganz anders Tony Bennett: Er präsentiert seinen Part des Songs mit Feuer und Überzeugungskraft, wie es diesem hochgradig optimistischen Song zukommt, gepaart mit der für ihn typischen Eleganz und Quirligkeit – während Sinatra angestrengt wirkt, erscheint Bennetts Gesang völlig mühelos, ausgeruht und sicher, in jedem Moment voll auf der Höhe. Bildlich gesprochen: Bennett scheint zu tänzeln, während Sinatra schwerfällig einherstakst.
Nun mag man vielleicht einwenden, Bennett war damals immerhin einige Jahre jünger als Sinatra – dem entgegenhalten möchte ich Bennetts letztes Studioalbum „Wonderful World“, aufgenommen in einem Alter, das mehr oder weniger dem Sinatras bei „Duets“ entspricht. Wer dieses Bennett-Album kennt, wird es bestätigen: Bennett war – wiewohl nunmehr ebenfalls steinalt - nach wie vor in großartiger Form, keine Spur von Müdigkeit, Schwäche oder Greisenhaftigkeit, wie sie Sinatras „Duets“-Aufnahmen über weite Strecken kennzeichnen und für mich zu einem tragischen Abgesang machen. Bennett könnte noch heute jederzeit eine Solo-Aufnahme von „Theme From New York, New York“ einspielen, die Sinatras „Duets“-Anteil um Längen schlägt.
Fazit: Die 79er-Solo-Version von Sinatra wird vermutlich in alle Ewigkeit nicht zu übertreffen sein, aber das „Duell“ anno 1993 gewinnt Bennett haushoch – hätte man nun damals statt des schmissigen „NY,NY“ die beiden eine Ballade singen lassen, oh weh, der Abstand zugunsten Tony Bennetts hätte sich zweifelsfrei noch erhöht.
Allen noch einen gemütlichen Abend
H.S.
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Gesendet: 13:51 - 22.02.2004 von BERNHARD VOGEL
****Ganz anders Tony Bennett: Er präsentiert seinen Part des Songs mit Feuer und Überzeugungskraft, wie es diesem hochgradig optimistischen Song zukommt, gepaart mit der für ihn typischen Eleganz und Quirligkeit – während Sinatra angestrengt wirkt, erscheint Bennetts Gesang völlig mühelos, ausgeruht und sicher, in jedem Moment voll auf der Höhe. Bildlich gesprochen: Bennett scheint zu tänzeln, während Sinatra schwerfällig einherstakst.*****
Es ist schon erstaunlich, zu welch verschiedenen Ergebnissen das menschliche Ohr kommen kann... es gibt sicher auf "Duets" einige Beispiele dafür, was Sinatras Stimme 1993 *nicht* mehr gut leisten konnte. Gerade dieser Song gehört aber nun gar nicht zu diesen Beispielen. Und von mühelos-ausgeruhtem Gesang bei Bennett kann ebenfalls keine Rede sein, im Gegenteil (jeder der TB's eigene NYNY-Versionen kennt, weiß auch warum - Sinatras Arrangement´ist schlicht nicht Bennetts Tonlage, und das hört man).
Bernhard Vogel.
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Allen noch einen gemütlichen Abend
H.S.
Sinatra - Entertainer Of The Century
http://www.geocities.com/allthewaysinatra
“...die Diskussion geht weiter!...wo wenn nicht hier, wann wenn nicht jetzt?“