Werthe Freunde, ein cineastisches Großereignis steht Ihnen heutigentags ins Haus, sagen Sie all Ihre Verpflichtungen ab oder bemühen Sie ein Aufzeichnungsgerät, um sich zu einem späteren, Ihnen besser entsprechenden Zeitpunkt dem Ereignis zu widmen:
Siebenzehnter Avril Zwotausenduhrsechs Zwanzig Uhr Vierzig ARTE
TESS (GB/F Neunzehnuhrneunundsiebenzig)
Unter der Regie von Roman Polanski sehen wir Nastassja Kinski als Bauerntrampel, der von den verknöcherten Konventionen eines inhumanen Systems zerschmettert wird. Dieser Zerschmetterungsprozeß nimmt einhundertundsiebenzig Minuten in Aspruch, mithin wird dem Zuschauer ein gewisses Maß an Sitzfleisch abgenötigt – keine Minute davon werden Sie bereuen. Werden Sie zum staunenden Zeugen eines beindruchenden Meilensteins des europäischen Kinos. Ich selber werde naturgemäß dem Ereignis beiwohnen, wenngleich ich das Meisterwerk schon an die zwei Dutzend Male gesehen habe und ich den Film in vierfacher Ausführung in Form von VHS-Kassetten im Regal stehen habe (Original-Kaufkassette sowie diverse Fernsehaufzeichnungen von Austrahlungen anderer TV-Anstalten).
Ich habe mir den Film angesehen und bin wirklich, wirklich sehr positiv überrascht!
Ich empfand den Film auch trotz der Länge recht kurzweilig.
Übrigens ist dies ja ein Remake eines Filmes aus den 20er Jahren, der auf der selben Novelle fußt. Der knackpunkt soll sein, dass der Film seinerzeit ein völlig indiskutables, Hollywood-typisches Happy End verpasst bekam (wir haben darüber ja schon ansatzweise im Pal Joey-Thread geredet).
Besonders angetan hat mich übrigens die Leistung der beteiligten Schauspieler und hier insbesondere die der Kinski und dieses Angel. Kinski kannte ich bisher bewusst nur aus den Tatort-Folgen, hier gefiel mir besonders gut, wie sie das etwas unbedarfte Mauerblümchen verkörpert, dem man aber dennoch die schwere Bürde anmerkt, die es zu tragen hat. In der Tat eine schwere Bürde, wenn man bedenkt und auch sieht, dass dieses Werk in einer für uns fast unvorstellbaren Zeit der religiösen Prüderie und Ehrhaftigkeitsgesellschaft spielt - besonders frappant kommt das in der Szene mit der (mögl.) Christlichen Beerdigung des Babys rüber. In der Tat fängt dieses Machwerk den Zeitgeist erstaunlich gut ein!
Ich möchte anmerken, dass der Film durchaus mit einem Happy End aufwartet. Zwar ist die gute am Ende Mausetot, in der Entscheidung Angels, die Liebe über die Moralvorstellungen seines Umfeldes siegen zu lassen und ihr bis zum Ende beizustehen sehe ich...gut - das ist vielleicht kein Happy End, aber immer noch ein Silberstreif am wolkenverhangenen Horizont.
Sollten Sie obgenannten Film zu obgenannten Termin nicht haben mitverfolgen können oder aber gar Ihr Aufzeichnungsgerät seinen Dienst versagt haben – derlei kömmt leider von Zeit zu Zeit vor, ohne dass man dafür eine Erklärung fände – so gibt es zu nachstehendem Termin eine (hoch)willkommene Gelegenheit, das Versäumte nachzuholen oder aber – falls Sie den Film vor geraumer aber nicht allzu langer Zeit doch mitverfolgt haben - das Erlebnis zu erneuern:
Sonntag, siebenter Mai Zwotausenduhrsechs ARTE Dreiundzwanzig Uhr Funfzig
Wohl an, nunmehr also eine weitere Gelegenheit für Sie um zu erleben, wie Mademoiselle Kinski als TESS von einem ungnädigen Schicksal zermalmt wird. Kollege Bode war übrigens (s.o.) recht angetan von diesem meisterlichen Streifen, ein Grund mehr also für Sie, werthes Publicum, dem Film Ihre besondere Aufmerksamkeit zu widmen. Da der Film zu mitternächtlicher Stunde läuft und zudem eine Länge von fast drei Stunden aufweist, empfehle ich Ihnen, ein entsprechend auf die Aufnahme von Video- und Ton-Signalen ausgerichtetes Gerät zum Einsatz zu bringen – es sei denn, Sie gehören zur Spezies der Nachtuhle und/oder haben nächstenstags keine morgendlichen Verpflichtungen.
Diese Tatsache wird auf meiner HP im Portrait von Quincy Jones (Link: „Weggefährten“) erwähnt. Die Verbindung der beiden (ob es eine legitime Ehe oder „bloß“ eine Lebensgemeinschaft war, weiß ich nicht) währte von Neunzehnuhreinundneunzig bis neunzehnuhrsiebenundneunzig. Neunzehnuhrdreiundneunzig wurde den beiden gar eine Tochter geboren. Eine Verbindung zu Sinatra ist zwar weit hergeholt, aber es ist nicht auszuschließen, vielleicht sogar wahrscheinlich, dass Madame Kinski während Ihrer Verbindung mit Jones dem Barden auf gesellschaftlicher Ebene auch persönlich begegnet ist.
Allen noch einen gemütlichen Abend H.S. Prinzipal der EOTC-Seiten und Souverän des daran angeschlossenen Forums
Sehr geehrte Damen und Herren Leserinnen und Leser - Sie befinden sich in einer Kommunikationseinrichtung, welche den ENTERTAINER OF THE CENTURY (mit anderen Worten SINATRA, SINATRA und nochmals SINATRA) in ersprießlicher Weise thematisiert wissen möchte. Geschätztes Publicum: Diese Einrichtung ist in der Tat so hochgradig erquickend, so ungemein gastlich, der Wohlfühlfaktor so enorm hoch, dass es kurzum nichts Geringeres denn eine wahre Lust ist, sich hierorts aufzuhalten und sich durch die mannigfaltigen Rubriken zu bewegen! Sehen Sie sich gut und in aller Ruhe um und Sie werden - darauf mein Wort - nicht umhinkommen zu sagen: "Hier ist es schön, hier will ich bleiben."
*** Wertes Publicum: FRAU CHARLOTTE ROCHE ist eine GÖTTIN - eine WAHRE GÖTTIN ***