Ich denke, dass Jedem Internet-Erfahrenen die wunderbare Wikipedia ein Begriff ist, die aufgrund ihres Prinzips eines der besten Lexika überhaupt darstellt. Nun bin ich bei der englischen Version auf die Liste der etwa 150 erfolgreichsten Künstler des 20. Jahrhunderts gestoßen. Nach dieser Liste (die sich übrigens ständig verändert - Vandalismus lässt grüßen, Elvis und die Beatles zum Beispiel tauschen ständig die Plätze 1 und 2) zu urteilen, haben Figuren wie Modern Talking, Alla Pugacheva (?), Britney Spears oder die Spice Girls mehr Tonträger als unser Frank Sinatra verkauft, der hier auf Platz 96 liegt, während auf Platz vier Nana Muskouri mit 250.000 Millionen Platten liegt - ein Hohn sag ich nur, diese Liste kann man sich ausdrucken und als Klopapier benutzen.
Je nun, immerhin sagen diese absoluten Verkaufszahlen wenig, in vielen Fällen rein gar nichts über die Qualität der Musik aus. Mit anspruchsvoller Musik kann man zwar, wenn es geschickt gemacht wird, durchaus auch ein größeres Publicum ansprechen, der Geschmack der breiten Masse aber läßt mich immer wieder fast an der Menschheit zweifeln und ungläubig den Kopf schütteln, bis mir mitunter ganz schwindelig wird. Gut denn, gegen die tagtägliche Gehirnwäsche der Format-Radios und nervtötender TV-Sendungen wie Viva und MTV ist wohl offenbar kein Kraut gewachsen. Damit aber wachsen Generationen auf und der Schaden, den der sich in jungen Jahren erst entwickelnde und ausbildende Musikgeschmack erleidet, könnte größer gar nicht sein – viele, zu viele laufen dadurch mit einem fürs Leben geschädigten Musikgeschmack herum.
Dass Sinatra hier statistisch ziemlich weit abgeschlagen liegt, ist eigentlich nicht sehr verwunderlich, da seine künstlerisch wie auch kommerziell erfolgreichste Zeit wohl in den 40er, 50er Jahren anzusiedeln ist. Heute kaum zu glauben, dass Sinatra damals auch mit den doch sehr anspruchsvollen Capitol-Balladen-Alben höchste Charts-Platzierungen erreichen konnte. Mit der großen Trendwende hin zur “neuen Popmusik” von Elvis, Beatles usw. wurde es für Sinatra dann naturgemäß immer schwerer, zu punkten.
Ich persönlich finde es schrecklich – wenn auch vielleicht bezeichnend – dass Sinatra ausgerechnet mit den miserablen Duets-Produktionen von 1993/94 seinen größten kommerziellen Erfolg verbuchen sollte (wobei der Erfolg natürlich in diesem Fall viele Väter hat – Sinatra allein und ohne die Unterstützung einer ganzen Heerschar von berühmten Duett-Partnern hätte sich wohl mit einer Platzierung am hinteren Ende der Hitparade begnügen müssen. )
Ich glaube irgendwo mal die Zahl 600 Millionen gelesen zu haben. Stellt man sich vor, dass Amerika mehrere 100 Millionen Einwohner hat und rechnet man alle anderen Staaten nicht mit so wären weniger als 50 Millionen viel zu wenig. Wie gesagt kommt noch die ganze Welt hinzu, da sind 600 Millionen nicht utopisch, sondern sehr realistisch denke ich.
Dieses Wikipedia-Dingens da ist ohnehin komisch. Sieht man sich den Ruf der Wikipedia an, so ist diese Liste doch einfach nur unwürdig.
Sehr geehrte Damen und Herren Leserinnen und Leser - Sie befinden sich in einer Kommunikationseinrichtung, welche den ENTERTAINER OF THE CENTURY (mit anderen Worten SINATRA, SINATRA und nochmals SINATRA) in ersprießlicher Weise thematisiert wissen möchte. Geschätztes Publicum: Diese Einrichtung ist in der Tat so hochgradig erquickend, so ungemein gastlich, der Wohlfühlfaktor so enorm hoch, dass es kurzum nichts Geringeres denn eine wahre Lust ist, sich hierorts aufzuhalten und sich durch die mannigfaltigen Rubriken zu bewegen! Sehen Sie sich gut und in aller Ruhe um und Sie werden - darauf mein Wort - nicht umhinkommen zu sagen: "Hier ist es schön, hier will ich bleiben."
*** Wertes Publicum: FRAU CHARLOTTE ROCHE ist eine GÖTTIN - eine WAHRE GÖTTIN ***