Die folgende DVD, vormals freilich auch als VHS erhältlich soll uns hier als Ausgangspunkt einer hochgradig erquickenden Diskussion dienen - je zahlreicher die Beiträge Ihrerseits eingehen, desto erquickender wird sich die Diskussion gestalten, je nun: Damit erzähle ich Ihnen nichts grundlegend Neues, sondern Selbstverständliches. In diesem Sinne darf ich Sie alle also recht herzlich bitten.
Schildern Sie Ihre Eindrücke von diesem Auftritt aus Sinatras Spätphase, streichen Sie die Songs heraus, die Ihnen besonders gefallen bzw. jene Songs, von denen Sie meinen, sie seien Sinatra an diesem Abend des Jahres 1985 weniger gut geglückt. So Sie die Möglichkeit dazu haben, vergleichen Sie Bild und Ton der DVD mit den Video-Kassetten.
In der Tat, ich möchte meinen, hier haben wir ein Thema, das ausreichend Stoff für eine vielschichtige, ersprießliche Diskussion bietet.
Instrumental Medley Fly Me To The Moon The Lady Is A Tramp My Way I've Got You Under My Skin Something I Get A Kick Out Of You My Kind Of Town Someone To Watch Over Me All Or Nothing At All Mack The Knife Luck Be A Lady L.A. Is My Lady Strangers In The Night Come Rain Or Come Shine Pennies From Heaven One For My Baby Theme from New York New York Closing Theme (You Are There)
Es folgt die Besprechung, welche ich für meine HP Entertainer Of The Century verfasst habe:
"Sehr verehrte Damen und Herren: Manche Sinatra-Fans geraten in schiere Verzückung, wenn sie Gelegenheit haben, ihr Idol in seiner Spät-Phase zu sehen und zu hören - zumindest bei mir jedoch wird das Ansehen dieses Konzerts sicherlich nie Einschlafprobleme nach sich ziehen!
Ich entsinne mich noch gut daran, wie ich gegenständliches Konzert anno 1997 (oder war es anno 1998, so genau weiß ich es leider nicht mehr, tatsächlich bin ich fast geneigt zu glauben, es war Herbst 1998, zumindest gefühlsmäßig meine ich, dass Sinatra damals zum Zeitpunkt des Kaufes nicht mehr unter uns weilte) als VHS-Kassette gekauft und in den Videorecorder eingelegt habe. Es war am späten Nachmittag, meine sehr geehrten Damen und Herren, zwischen 17 und 18 Uhr. Ich vermochte nicht zu erkennen, dass Sinatra hier irgendwelche bemerkenswerten Energien verströmen würde. Business as usual, möchte ich meinen, durchaus auf annähernd demselben Niveau wie etwa Mailand ´86, ein routiniert abgespultes Programm, das auch inhaltlich keine Überraschungen bietet. Ich erinnere mich gut, dass ich es nach etwa zwanzig Minuten müde wurde, einem älteren Herren bei seinen Wanderungen von einer Bühnenecke zur anderen zuzusehen und eine Tageszeitung zur Hand nahm und diese durchblätterte, mit einem Ohr der Musik lauschend und nur mehr ab und zu einen trägen Blick auf das Televisionsgerät werfend.
Das Konzert auf der im Handel befindlichen DVD ist übrigens um einige durchaus nicht uninteressante Titel gekürzt worden, hier die vollständige und korrekt gereihte Trackliste des Konzerts in der Budokan-Halle in Tokio vom 18. April 1985 (mit einem +++ versehene Nummern wurden für die Veröffentlichung auf Video/DVD herausgeschnitten):
Orchestral Opening Theme (Swing Medley) Where Or When +++ Fly Me To The Moon Autumn Leaves +++ The Lady Is A Tramp My Way I've Got You Under My Skin Something I Get A Kick Out Of You This Is All I Ask +++ My Kind Of Town Someone To Watch Over Me All Or Nothing At All Here's That Rainy Day +++ Mack The Knife Luck Be A Lady My Funny Valentine +++ L.A. Is My Lady Strangers In The Night Come Rain Or Come Shine Pennies From Heaven One For My Baby Theme from New York New York Orchestral Closing Theme (You Are There)
Die Stimmung in der Budokan-Halle ist nicht eben das, was man als übeschäumend bezeichnen würde, was vielleicht aber hauptsächlich auch an der Mentalität des japanischen Publikums liegt, welches für Zurückhaltung bekannt ist. So wird zwar jede Darbietung des Barden mit höflich-wohlwollendem Applaus quittiert, eine rechte Begeisterung mag sich aber niemand anmerken lassen. Dazu passt auch Sinatra selbst, der sich langsam, fast vorsichtig über die Bühne bewegt und sich höchstens ab und an dazu hinreissen läßt, zur Unterstützung der Wirkung eines Songs mit einem Arm eine Geste zu machen...
Das Programm ist ziemlich dasselbe wie in all den Konzerten seiner Spät-Phase, sprich dargeboten werden vornehmlich die sattsam bekannten Gassenhauer wie My Way, Strangers In The Night, Mack The Knife und New York New York. Allenfalls interessant ist der Versuch Sinatras, I Get A Kick Out Of You ganz im subtil swingenden Stil der Capitol-Erstaufnahme zu bringen. Wie man anhand obiger vollständiger Songliste ersehen kann, wurden für vorliegende Veröffentlichung leider die für wahre Fans interessantesten Songs herausgeschnitten - es wäre immerhin eine in der Tat interessante Erfahrung gewesen, selten zu Gehör gebrachten älteren Songs wie This Is All I Ask, Here´s That Rainy Day und My Funny Valentine in gewissermaßen "Großvater-Versionen" zu lauschen. Dafür hätte man meinethalben L.A. Is My Lady (das Zugeständnis an das damals aktuelle Album) gerne unter den Tisch fallen lassen dürfen.
Freunde des älteren Sinatra werden an dieser in durchaus sehr guter Bild- und Tonqualität vorliegenden Veröffentlichung ungeachtet dessen freilich dennoch ihre Freude haben. Mein persönlicher Eindruck jedenfalls ist der einer routiniert absolvierten Vorstellung ohne wirkliche Höhepunkte, die wie alle Konzerte dieser Phase öfters an Sinatras stimmlicher Verfassung zu leiden hat, ganz speziell und wie unschwer vorauszusehen war, die Balladen betreffend. Schnellere Nummern meistert der Alt-Star dank jahrzehntelanger Routine zumeist halbwegs zufriedenstellend, wenn auch mit spür- und hörbar wenig Feuer."
"Sinatra tut seine Pflicht" - mit diesem einfachen Satz könnte man dieses Konzert charakterisieren.
Zunächst möchte ich jedoch noch anmerken, dass VHS und DVD keineswegs dasselbe Programm beinhalten. Auf der DVD-Ausgabe kann man zusätzlich noch das u.A auf der VHS-Ausgabe herausgeschnittene "Fly Me To The Moon" (Zwischen "The Lady Is A Tramp" und "My Way").
Das Konzert als Ganzes wirkt auf mich wie der Durchschnitt schlechthin, es scheint, als spule Sinatra schnell das Pflichtprogramm herunter. In dieses Bild passt dann auch das Publikum, allerdings muss man sich fragen, ob dieses Phänomen nicht in der Mentalität dieses Volkes begründet liegt.
Selbst die Leistung des Orchesters ist an diesem Abend nicht mehr als gediegenes Mittelmaß.
Der Faden der relativen Langeweile zieht sich eigentlich wie ein roter Faden durch das gesamte Konzert, bis auf zwei Ausnahmen, nämlich "Mack The Knife" und "Luck Be A Lady", hier finden wir insgesamt zwei der besten Versionen dieses Songs. "Mack The Knife" glänzt mit einer großen Dynamik seitens des Orchesters (was an diesem Abend nicht immer der Fall war), auch Sinatra merkt man an, welchen Spaß er mit dieser Nummer stets gehabt haben muss, ähnliches gilt für "Luck Be A Lady". Bei diesem Song ist allerdings noch etwas ganz Anderes bemerkenswert; Und zwar wird während des Songs Sinatras Performance aus seinem Fernsehspecial 1966 synchron eingeblendet, die beiden Interpretationen des Songs -zwischen denen immerhin 9 Jahre liegen- so dirkt vergleichen zu können, ist schon faszinierend.
Nach diesen beiden Nummern hält eigentlich wieder der Durchschnitt Einzug, was besonders bei "L.A. Is My Lady" überdeutlich wird, eine uninspiriertere Performance habe ich von Sinatra eigentlich nie gesehen. Er hastet durch den Song, darauf bedacht, dieses Stück Musik möglichst schnell einem Ende zuzuführen.
Letztendlich ist die Verschwendung der Fähigkeiten Sinatras bei diesem Konzert schade, denn er war an jenem Abend für sein Alter in einer recht guten Verfassung.
Sehr geehrte Damen und Herren Leserinnen und Leser - Sie befinden sich in einer Kommunikationseinrichtung, welche den ENTERTAINER OF THE CENTURY (mit anderen Worten SINATRA, SINATRA und nochmals SINATRA) in ersprießlicher Weise thematisiert wissen möchte. Geschätztes Publicum: Diese Einrichtung ist in der Tat so hochgradig erquickend, so ungemein gastlich, der Wohlfühlfaktor so enorm hoch, dass es kurzum nichts Geringeres denn eine wahre Lust ist, sich hierorts aufzuhalten und sich durch die mannigfaltigen Rubriken zu bewegen! Sehen Sie sich gut und in aller Ruhe um und Sie werden - darauf mein Wort - nicht umhinkommen zu sagen: "Hier ist es schön, hier will ich bleiben."
*** Wertes Publicum: FRAU CHARLOTTE ROCHE ist eine GÖTTIN - eine WAHRE GÖTTIN ***