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 SINATRA - DIE STUDIO-ALBEN
Holger Schnabl
Prinzipal & Melancholiker


Beiträge: 1.635

02.12.2011 17:59
Cycles (Reprise, 1968) Zitat · Antworten

Guten Tag!

Ein in Fankreisen höchst umstrittenes Album sei nunmehr zur Diskussion gestellt, meine sehr verehrten Damen und Herren, - beziehen Sie Stellung (stehenden Fußes) und beleben Sie die Debatte durch Ihre zahlreichen Beiträge.





Rain In My Heart
From Both Sides Now
Little Green Apples
Pretty Colors
Cycles
Wandering
By The Time I Get To Phoenix
Moody River
My Way Of Life
Gentle On My Mind




Auf dieser von Don Costa produzierten Platte gibt es zur Abwechslung einmal keine Standards des Great American Songbook oder Broadway-Show-Tunes zu hören, sondern ausschließlich "aktuelles" Material, sprich gängige Pop-Songs (damals) neueren Datums. Die Aufnahmen entstanden im Julei und November des Jahres 1968 zu Los Angeles.

Der 53jährige Sinatra wollte damals offenbar nicht in den Ruf geraten, sich als Entertainer der "guten alten Schule" überhaupt nicht um moderneres Songwriting zu kümmern. Das Ergebnis dieser musikalischen Frischzellenkur ist allerdings mehr als bloß zwiespältig. Hier wurde ein Album mit Easy-Listening- Approach produziert, welches vor allem die eingefleischten, altgedienten Fans zum Zeitpunkt der Veröffentlichung etwas verstört haben dürfte.

Und in der Tat, Sinatra war schlecht beraten, dieses Album aufzunehmen. Der Sänger dürfte sich mit dieser poppigen Song-Kollektion nicht allzu viele neue Freunde gemacht haben, dafür aber vielleicht "traditionell orientierte" Fans zu Hauf in die Flucht geschlagen haben.

Man fragt sich staunend, was Sinatra, damals schon eine Legende, dazu bewogen haben mag, sich in reiferem Alter plötzlich bei einem jugendlichen Publikum anzudienen, das erstens ganz andere und zweitens sehr viel jüngere musikalische Idole und Vorbilder hatte.

Sinatra lieferte mit Cycles ein Schlager-Pop-Album ab, das allem künstlerischen Anspruch, den er selber in der Vergangenheit meist an sich gestellt hatte, den Rücken kehrt. Don Costa, der immerhin für die in der Tat großartigen Arrangements des Albums Sinatra And Strings verantwortlich zeichnete, stellte hier sein Licht ganz weit unter den Scheffel und schrieb in einem akuten Anfall von Selbstverleugnung einfache und simpel gestrickte Charts, ganz so als sei er ein Anfänger in seinem Metier und verstünde sein Handwerk noch nicht so recht.

Songs wie From Both Sides Now, Little Green Apples und auch Pretty Colors scheinen nun doch nicht so ganz zu Sinatra zu passen, Rain In My Heart und My Way Of Life sind an sich vielleicht keine allzu schlechten Songs, jedoch leider gar zu überproduziert.

Meine hochverehrten Damen und Herren: Wen in aller Welt würde der völlig überzogene Bombast von Rain In My Heart interessieren, wenn der Song nicht von Sinatra gesungen würde? Ähnliches gilt denn auch für My Way Of Life. Little Green Apples ist bloß langweilig und zudem noch unfreiwillig komisch, wenn der Kurzhaar-Toupet-Träger Sinatra von Haaren singt, die ihm des Morgens in die Augen hängen... Der Sing-Sang von From Both Sides Now mag in der filigranen Original-Version von Joni Mitchell bezaubernd sein, aber der eher uninspirierte Vortrag von Sinatra bleibt weit hinter Joni Mitchell zurück.

Am ehesten überzeugen kann der Sänger noch bei Gentle On My Mind, By The Time I Get To Phoenix und vor allem beim Titelstück Cycles. Letzterer Song ist der Höhepunkt dieses Albums und gehört zumindest für mich auf alle Fälle zu den besten Nummern des End-60er- Jahre-Sinatra. Wandering und Moody River dagegen enttäuschen in gar jeder Hinsicht.

Sinatra hat im Lauf seiner Karriere viele Platten von bleibendem Wert aufgenommen, Cycles gehört aber ganz und gar nicht in diese Reihe. Vor allem natürlich der direkte Vergleich mit dem zusammen mit dem großen Duke Ellington eingespielten Vorgänger-Album läßt Cycles ziemlich schlecht dastehen.

Sinatra selbst schien sich in diesen neuen Songs nicht so besonders heimisch zu fühlen. Sicherlich erkannte Sinatra sogleich die mangelnde Qualität der meisten Songs und blieb daher bei seinen Interpretationen emotional weitestgehend unbeteiligt und uns, den Hörern, geht es bei diesem ganz und gar unterdurchschnittlichen Album ganz ähnlich.

Allen noch einen gemütlichen Abend
H.S.


Statten Sie bei Gelegenheit auch meiner umfangreichen Sinatra-Webseite einen Besuch ab:
Entertainer Of The Century – Das ULTIMATE EVENT unter den Sinatra-Seiten

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