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Dieses Thema hat 2 Antworten
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 SINATRA - SAMPLER, CO-PRODUKTIONEN & BOX-SETS
Holger Schnabl
Prinzipal & Melancholiker


Beiträge: 1.635

30.09.2011 18:11
The Columbia Years 1943 - 52 Complete Recordings (12-CD-Box) Zitat · Antworten

Guten Tag!

Sehr geehrte Damen und Herren: Ich erlaube mir, Ihnen an dieser Stelle die legendäre Columbia-Box zu präsentieren - ein wahrer Schmuckkasten für alle Freunde des frühen Sinatra. Anbei einige Basis-Informationen sowie meine Meinung zu dieser Veröffentlichung aus dem Jahre 1993 - dies gesagt, erkläre ich hiermit die Diskussion zur Columbia-Box für eröffnet.



Diese sehr aufwendig verarbeitete 12-CD-Luxus-Box beinhaltet mit 284 Songs so ziemlich jede Aufnahme, die Sinatra seinerzeit für das legendäre und hehre Label Columbia Records eingespielt hat, von der ersten A-Cappella-Session Close To You von 1943 bis hin zu dem Titel Why Try To Change Me Now, seiner letzten Aufnahme für das Label im Jahre 1952.

Diese prächtige Luxus-Ausgabe dokumentiert in sehr, sehr eindrucksvoller Art und Weise den Beginn von Sinatras Karriere als Solo-Sänger. Ein 144 Seiten starkes Begleitbuch liefert ungemein interessante Informationen über die Aufnahme-Sessions und Songs.

Die Aufnahmen wurden für diese Edition höchst sorgfältig restauriert und sind, bedenkt man das Alter der Aufnahmen, von sensationeller Tonqualität. Vergessen Sie alle Billig-Sampler, halten Sie sich an diese Edel-Edition, Sie werden es mit Sicherheit nicht bereuen, auch wenn der Preis zugegebenermaßen auf den allerersten Blick gegen den Kauf dieser Box sprechen mag. Aber bedenken Sie immer, welch grandioser Inhalt Sie für die Ausgabe mehr als belohnen wird.

Vor allem aber ist die künstlerische Qualität sensationell zu nennen. Viele, viele Fans geben dem Sinatra dieser Jahre bei weitem den Vorzug, und hier findet man auch genügend Beweise, um diesen berechtigten Standpunkt eindrucksvoll zu untermauern.

Viele der Songs, die hier zu hören sind, hat Sinatra später für Capitol und für sein eigenes Label Reprise noch einmal eingespielt, aber relativ selten erreichten die Neuinterpretationen das Niveau der Originale, übertroffen wurde es noch viel seltener. Wer die hier versammelten Erst-Aufnahmen besitzt, wird - von Einzelfällen abgesehen - kaum je wieder auf die Spät-Versionen zurückkommen wollen.

Etwa zwei Drittel der gesammelten Songs sind Stücke von ausgesprochen romantischer Prägung, tief eingebettet in die hervorragenden Arrangements von Axel Stordahl und ganz und gar auf den Sänger zugeschnitten. Diese leuchtenden Pretiosen der amerikanischen Populärmusik begeistern jeden Sinatra-Enthusiasten. Unglaublich geradezu auch die schon in diesen frühen Jahren annähernd perfekt ausgebildeten Interpretations-Fähigkeiten des jungen Sängers, ganz schweigen von der Klarheit und Reinheit der Stimme, die hier noch gänzlich unverdorben von Alkohol und Zigaretten aus dem Lautsprecher schwebt.

Meine Damen und Herren: Es ist ja die ganz große Tragik Sinatras, dass er sich mit den Jahren leider die Stimme durch eine ungesunde Lebensweise mehr und mehr verschandelt hat, bis in den Jahren nach 1965 leider nichts, aber schon gar nichts mehr an seine gesanglichen Fähigkeiten der frühen Jahre erinnerte. Hätte er in dieser Hinsicht etwas mehr Vernunft an den Tag gelegt, seine Stimme hätte mindestens zehn Jahre länger gehalten. Doch leider nützt es im Nachhinein nichts, über verschüttete Milch zu klagen - erfreuen wir uns stattdessen lieber an den hier vorliegenden Aufnahmen, welche einen Sinatra in einer später nie wieder erreichten stimmlichen Verfassung präsentieren.

So bleiben uns also durch diese Monumental-Box zumindest die Erinnerungen an The Voice erhalten und wir sind den Produzenten dieser Edition wirklich zu großem, nein - in der Tat - zu allergrößtem Dank verpflichtet, dass sie der staunenden Nachwelt diese musikalische Hinterlassenschaft des Sängers in so eindrucksvoll restaurierter Tonqualität übermitteln.

Neben den vielen Balladen besteht der Rest der Aufnahmen aus schnellen, teilweise sehr jazzig arrangierten Big-Band-Nummern, einer Reihe von wirklich großartigen Nummern nur mit kleiner Jazz-Combo-Begleitung, einigen Duetten mit Dinah Shore, Pearl Baily, Doris Day oder Rosemary Clooney sowie, auch das soll hier nicht ganz verschwiegen werden, etlichen Liedern von eher fragwürdiger Qualität, die der Barde gegen Ende seiner sonst so hehren Columbia-Zeit aufzunehmen gezwungen war, als sich der Publikumsgeschmack vermehrt leichtgewichtigem Songmaterial zuwandte und die Plattenfirma Columbia sich nur allzu leicht bereit fand, den Publicumswünschen nach derartigem Liedgut zu entsprechen.

Fazit: Ein absolutes Muss für jeden Sinatra-Enthusiasten, an dieser Edition führt kein Weg vorbei. Leider sehe ich mich jedoch gezwungen, Ihnen meine lieben Besucher meiner Seiten, im selben Atemzug mitzuteilen, dass diese wundervolle Box zum Zeitpunkt der Abfassung dieses Artikels aus dem Lieferprogramm der zuständigen Plattenfirma gestrichen ist - aus mir persönlich völlig unnachvollziehbaren Gründen.

Selbstverständlich darf die Hoffnung auf eine etwaige - und tontechnisch nochmals aufbereitete - Wiederveröffentlichung nicht begraben werden. Bis zu diesem Zeitpunkt jedoch werden Interessenten sich wohl oder üblich bei den einschlägig bekannten Web-Auktionsplattformen umsehen müssen, dorten wird die Box in schönster Regelmäßigkeit angeboten und kann mit einigem Glück vielleicht sogar zu einem günstigen Verkaufspreis ersteigert werden.

Allen noch einen gemütlichen Abend
H.S.


Statten Sie bei Gelegenheit auch meiner umfangreichen Sinatra-Webseite einen Besuch ab:
Entertainer Of The Century – Das ULTIMATE EVENT unter den Sinatra-Seiten

Ulrich Groh
Erzürnter


Beiträge: 191

30.09.2011 23:11
#2 RE: The Columbia Years 1943 - 52 Complete Recordings (12-CD-Box) Zitat · Antworten

Die Stimme des jungen Sinatra hätte mich -wenn überhaupt - allenfalls dazu veranlasst, mich aus Dokumentationsgründen mit einem einzigen Sampler einzudecken, dem dann, einmal gehört, ein Archivdasein beschieden gewesen wäre.

Die "vielen, vielen Fans", die diesen Künstler lieben, die Platten kaufen und die ihn unsterblich mach(t)en, sind jene seiner reifen Jahre, denen hier die vokale Brillanz comme d´habitude abgesprochen wird, was indes infolge der 1000.Wiederholung keineswegs wahrer wird. Zutreffend ist die Klasse der jungen Stimme - jedoch in Verbindung mit trivialsten Texten und Arrangements, über die die Zeit mit donnerndem Brausen hinwegfegte. Jener "KIasse" nimmt man die tralala-Texte ab, keineswegs jedoch jene der mit CAPITOL allmählich beginnenden Epoche des wachsenden Realismus in der Syntax, die sich kongenial von der älter werdenden Stimme mit der zuweilen so typischen wie auch einzigartigen leichten Brüchigkeit begleitet sieht und insgesamt genau der Authentizität den Weg ebnete, aus der Zeitloses entsteht bzw. entstand.

Ohne die mit REPRISE beginnende Musikhistorie wäre Sinatra heute allenfalls eine nur von einem äußerst überschaubaren Nischenpublikum beachtete Randerscheinung, deren Glorie mit den 40ern unterging, wie es die TITANIC 1912 erfuhr; "One for my Baby" kein genreübergreifend gelobter Klassiker, sondern der völlig missglückte Versuch, Anspruch mit Kommerz zu verbinden - mit dem Resultat abgrundtiefer Peinlichkeit.

Wer die Columbia-Jahre liebt, dem sei dies unbenommen. Zeitlos jedoch wurde der große Entertainer erst nach Verlassen derselben, nach Überwindung von Schmalz, Schmacht und jugendlich-unbeholfener Rührseligkeit, um über Lebenserfahrung und Reife zu wahrer Authentizität zu gelangen, durch die allein ein Musiker erst unsterblich zu werden in der Lage ist.

"Die Überzeugung, dass es nur eine Wahrheit gibt und man selbst in ihrem Besitz ist, ist die tiefste Wurzel allen Übels der Welt." (Max Born)

Holger Schnabl
Prinzipal & Melancholiker


Beiträge: 1.635

01.10.2011 11:58
#3 RE: The Columbia Years 1943 - 52 Complete Recordings (12-CD-Box) Zitat · Antworten

Guten Tag!

Ein sehr eloquentes Plädoyer von (scheinbar) zwingender Logik, dem ich mich sogar zum Teil anzuschließen bereit bin, jedenfalls bis zum Jahr 1965, welches für Sinatras Gesang eine ähnlich große Wende darstellte wie die Veränderung seiner Stimme zu Beginn der 50er Jahre.

Obigem Plädoyer kann allerdings auch dies und jenes entgegengehalten werden, die Gelegenheit dazu ergreife ich im Folgenden.

Bei genauerer Betrachtung der Columbia-Phase wird man ersehen, dass gerade diese Periode das Fundament alles künftig Kommendem darstellt - die Mehrzahl der großen Songs des American Songbook aus der Feder von Berlin, Gershwin, Hammersmith und Konsorten griff Sinatra erstmals zu Columbia-Zeiten auf, davon zehrte er ein Künstler-Leben lang. Diese Songs aber sind keineswegs trivial zu nennen. Somit könnte man sagen, dass Sinatra ab den 50er, 60er Jahren sehr oft einfach seine Columbia-Phase aufwärmte, nun mit gereifter Stimme, vielleicht auch hie und da tiefsinnigerer interpretiert. Was Sinatras Aufnahmen trivialen Liedgutes betrifft, denke ich dass derlei Songs recht ausgewogen über die verschiedenen Schaffensperioden verteilt sind, ausgenommen vielleicht die Capitol-Phase, die - was das Songmaterial an sich betrifft - die ersprießlichste Phase darstellt, nicht zuletzt eben, weil hier oft das Material der hehren Columbia-Phase neu zur Bearbeitung gelangte.

Auch darf man nicht vergessen, dass Sinatra der erste war, der Qualität in die Populärmusik einzubringen sich bemüht hat und zwar gerade im ersten Jahrzehnt seiner Karriere. Dass er zum ersten Massenphänome auslösenden Superstar der Unterhaltungsmusik wurde, ist ebenfalls Verdienst seiner Columbia-Jahre. Ein Arrangeur wie Axel Stordahl schuf seinerzeit Überwältigendes, wenn es für manche Ohren heute auch nicht mehr zeitgemäß erscheinen mag. Ich für mein Teil bin von einer solchen Sichtweise allerdings weit entfernt und schätze gerade Stordahl´s Arbeit ganz besonders, naturgemäß im Verbund mit Sinatras damals absolut grandiosen Stimme. Auch finde ich, dass die Songs sehr gut auch zu einem jungen Mann passen, als Sinatra Anfang der 40er Jahre seine großen Erfolge zu feiern begann, war er ja eigentlich auch kein Jung-Spund mehr, alles andere als ein Justin Bieber der 40er Jahre. Anno 1945 etwa hatte Sinatra gewiss schon genügend Lebensjahre und Lebenserfahrung, um die großen Songs der Epoche glaubwürdig zu interpretieren. Eher schon wurde er in spätern Jahren unglaubwürdig, wurde die Mehrzahl dieser Songs doch vermutlich für eine Interpretation aus der Sicht von Männern zwischen fünfundzwanzig und fünfundreißig Jahren geschrieben... Niemand schreibt ein Musical, in dem die Protagonisten 60-jährige sind.

Dass Sinatra - könnte er allein auf die Columbia-Phase verweisen - heute der Vergessenheit anheimgefallen wäre, mag ich auch nicht glauben. Ein Glenn Miller, Charlie Parker, James Dean oder eine Marilyn Monroe hatten auch nur begrenzte Zeit, wurden dennoch zu Legenden, die jeder kennt - Sinatra stünde (zumindest in den USA) in einer Reihe mit den Vorgenannten, hätte er etwa anno 1948 das Zeitliche gesegnet.

Immerhin werden Columbia-Wiederöffentlichungen regelmäßig aufgelegt, sind sogar meist besser gemacht als jene der Reprise- bzw. Capitol-Zeit. Und sie werden auch gekauft, da ansonsten sie kaum mit viel Aufwand gestaltet würden. Auch hat die Früh-Phase seiner Karriere in Amerika sicher einen anderen, weit bedeutenderen Stellenwert als hierzulande, wo Sinatra allgemein nur mit den sattsam bekannten Gassenhauern in Verbindung gebracht wird. Diese haben ihn zwar im Rest der Welt zur Legende werden lassen, aber in Amerika war er das schon lange vorher. Natürlich wäre sein Radius ohne My Way oder Strangers heute außerhalb Amerikas kleiner, aber dass man Sinatra ob dieser Lieder kennt, bedeutet noch nicht, dass man sie auch kauft oder ihn deshalb schätzt. Viele wieder begnügen sich mit einem Sampler, der die Welthits beinhaltet und tauchen nicht tiefer in das Werk ein.

Dass man als Hörer die verschiedenen Perioden in der jahrzehntelangen Karriere (an die sechzig Jahre immerhin) individuell gewichtet, ist freilich legitim, aber die Verdienste des jungen Sinatra sowie seine Frühphase pauschal als quasi bedeutungslos abzutun, konnte ich - Sie werden dies sicher begreifen, meine sehr verehrten Damen und Herren - freilich nicht ganz unkommentiert lassen. Die musikalischen Präferenzen eines Jeden in Ehren, aber die Bedeutung auch - vor allem sogar - des Frühwerks ist nicht vom Tische zu wischen.

Es lebe der junge Sinatra, es lebe Axel Stordahl, es lebe die Columbia-Phase - die von nicht wenigen Fans nicht von Ungefähr als die ersprießlichste erachtet wird. Hurra und Viva!!!

Allen noch einen gemütlichen Abend
H.S.


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